Auktion: 520 / Evening Sale am 18.06.2021 in München Lot 394

 

394
Rainer Fetting
Wendeltreppe Gelb (Susanne), 1981.
Öl und Dispersion auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 118.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Wendeltreppe Gelb (Susanne). 1981.
Öl und Dispersion auf Leinwand.
Verso signiert, datiert und betitelt "Wendeltreppe gelb". 220 x 160 cm (86,6 x 62,9 in).

• Herausragendes Zeugnis der revolutionären Berliner Kunstszene Anfang der 1980er Jahre.
• Fetting gehört zu den Protagonisten der "Neuen Wilden".
• Bereits 1987/88 waren Arbeiten Fettings in der Ausstellung "BERLINART" im Museum of Modern Art, New York, und im San Francisco Museum of Modern Art vertreten.
• Internationale Ausstellungshistorie.
• Gemälde der 1980er Jahre sind auf dem internationalen Auktionsmarkt die gefragtesten Arbeiten des Künstlers.
• Weitere Werke aus den 1980er Jahren befinden sich u. a. in den Sammlungen der Tate Gallery, London, des Städel Museums, Frankfurt am Main, der Pinakothek der Moderne, München
.

PROVENIENZ: Sammlung Martin Sanders (mindestens 1992-2003).
Privatsammlung (2008-2020).
Vom jetzigen Eigentümer beim Vorgenannten erworben.

AUSSTELLUNG: New Painting from Berlin. A Selection from the Martin Sanders Collection, Tel Aviv Museum of Art, Tel Aviv 1992.
Neue Wilde aus Berlin. Die Sammlung Martin Sanders, Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Kloster Cismar, Schleswig 1994 (nicht im Kat.).
Deutscher Neoexpressionismus. Rainer Fetting und Zeitgenossen aus der Sammlung Martin Sanders, Staatliches Russisches Museum, Ludwig Museum im Russischen Museum, St. Petersburg 1995, Kat.-Nr. 30, S 118 (mit Abb.).
Die Wilde. Saksalaista uusekspressionismia Martin Sandersin kokoelmasta, Wa¨ino¨ Aaltosen museo, Turku 1996.
Tysk Neo-Ekspressionisme. Martin Sanders Samling, Sonderjyllands Kunstmuseum, Tonder 1999.
Neue Wilde aus der Sammlung Martin Sanders, Ludwigmuseum im Deutschherrenhaus, Koblenz 2002/2003 (mit Abb. S. 25).

LITERATUR: Vgl. Rainer Fetting. Gemälde und Skulpturen, Staatliche Museen zu Berlin / DDR Nationalgalerie / Stadtmuseum Weimar, Berlin/New York, Gemälde und Skulpturen, März - August 1990, S. 40-41 (weitere Versionen des Motivs).
Alexander Borovskij, Rainer Fetting und Zeitgenossen. Deutscher Neoexpressionismus, New York 1995, Kat.-Nr. 30 (mit Abb.).
Christie's, London, Auktion 1.7.2008, Los 435 (mit Abb.).
Vgl. Fetting, Köln 2009, S. 148-149.
"Susanne lernte ich in Kippenbergers Musikhalle SO36 kennen und war völlig beeindruckt von ihr. Sie wohnte gleich um die Ecke in einer Fabriketage [..] und studierte Kunst bei Walter Stöhrer. Ich lud sie oft zum Essen und Trinken im Exil ein, und irgendwann, ganz gut angetrunken, malten wir uns gegenseitig bei einer Session. [..] Susanne war auch am Synthesizer in der New Wave Gruppe der damals berühmten Frauenband >Malaria<. Als ihr Bein eines Tages in Gips war, weil sie bei einem Auftritt von der Bühne geflogen war, kam ich auf die Idee Susanne auf Wendeltreppe zu malen. Die Wendeltreppe ging ich jeden Tag zu meinem Atelier hoch. Das Bild sollte wohl auch auf Marcel Duchamps Akt eine Treppe herabsteigend anspielen, das auch Gerhard Richter in seinem Stil gemalt hatte."
Rainer Fetting, zit. nach: Fetting, Köln 2009, S. 148.

Noch als Meisterschüler der Berliner Hochschule der Künste gründet Rainer Fetting gemeinsam mit befreundeten Künstler:innen 1977 in West-Berlin die Galerie am Moritzplatz. Das „Künstlerselbsthilfeprojekt“ der Kreuzberger „Moritzboys“ wird zur Keimzelle der "Neuen Wilden", deren motivisch wie stilistisch heftige gegenständliche Malerei die damalige Kunstszene verstört. Die figurative Malerei erscheint damals als überholt, abstrakte Malerei und Minimal Art sind die angesagten Kunstrichtungen. Die explosive, farbgewaltige Malerei der "Neuen Wilden" war also ein schriller Gegenentwurf zur noch immer vorherrschenden, abstrakt-reduzierten Formsprache. Den Namen "Neue Wilde" erhält diese laute oppositionelle Malerei Berlins, die bereits 1987/88 mit der Ausstellung "BERLINART" im Museum of Modern Art, New York, und im San Francisco Museum of Modern Art geehrt wird, in Anlehnung an die französischen "Fauves", die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Paris mit ihrer impulsiven Malerei ebenfalls für große Empörung in der arrivierten Kunstszene gesorgt hatten. Fetting ist, wie auch Martin Kippenberger, nachts in der West-Berliner Clubszene unterwegs. Das legendäre "SO36" und das Kreuzberger "Exil" gehören bald zu den prominentesten Orten dieser künstlerischen Subkultur. Hier lernt Fetting auch die Punk-Musikerin und Künstlerin Susanne Kuhnke kennen, von deren Persönlichkeit er begeistert ist und die er 1980/81 mehrere Male malt. In der zweiteiligen Gemeinschaftsarbeit "The Sadomaso" malen Fetting und Kuhnke sich gegenseitig, sie ihn knieend, nackt und mit grünem Inkarnat, er sie als scharze Domina mit Peitsche. "Wendeltreppe Gelb (Susanne)" ist aufgrund der Dargestellten für Fetting zum einen ein sehr persönliches Bild und zugleich auch ein nicht nur in Farbigkeit und Größe überwältigendes malerisches Zeugnis der äußerst unkonventionellen Berliner Kunstszene der 1980er Jahre. Seit 1983 lebt Fetting dann in Berlin und in New York, dem amerikanischen Zentrum der großstädtischen Subkultur, wo fortan ebenso hemmungslose Gemälde mit Bordellszenen und männlichen Akten aus der Homosexuellen-Szene entstehen, aber auch seine "Yellow Cabs" und die leuchtenden Gemälde der New-York-Skyline. [JS]



394
Rainer Fetting
Wendeltreppe Gelb (Susanne), 1981.
Öl und Dispersion auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 118.750

(inkl. Käuferaufgeld)