Auktion: 514 / Evening Sale am 11.12.2020 in München Lot 234

 

234
Markus Lüpertz
Ohne Titel, 1978.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 40.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. 1978.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten und links oben monogrammiert. 100 x 70 cm (39,3 x 27,5 in).
Im Orignal-Künstlerrahmen, ebenfalls bemalt.
• Mit diesem Gemälde wird ein Grundsatz von Lüpertz’ Malerei evident: das Spiel zwischen Objekt und Form, zwischen Gegenstand und Abstraktion.
• Lüpertz besitzt einen untrüglichen Sinn für kompositorische Balance und Differenzierung von Formen und Farben, wie dieses Gemälde offenbart
.

PROVENIENZ: Galerie Fred Jahn, München.
Sammlung Haniel, Duisburg (seit 1984, direkt vom Vorgenannten).

"Ich wollte in der Abstraktion meines Bewußtseins gegenständliche Entsprechungen schaffen, also einen abstrakten gegenständlichen Begriff."
Markus Lüpertz im Gespräch mit Peter Schwerfel, 1989 Köln.

In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre dominiert im Werk von Markus Lüpertz die sogenannte Stil-Malerei. Bestimmte Grundformen wie Trapeze, Dreiecke und Flügelformen wiederholen sich im Bildzusammenhang, werden kombiniert, verschränken sich zu übergreifenden Gebilden. Ein Grundsatz von Lüpertz’ Malerei wird evident: das Spiel zwischen Objekt und Form, zwischen Gegenstand und Abstraktion. Im Gespräch mit Heinz Peter Schwerfel äußert Markus Lüpertz: "Ich war von der Abstraktion so Besessen, daß ich das Abstrakte nicht gegenteilig zum Gegenständlichen empfand, sondern genauso selbstverständlich wie einen Tisch. Ich wollte in der Abstraktion meines Bewußtseins gegenständliche Entsprechungen schaffen, also einen abstrakten gegenständlichen Begriff." (Köln 1989, S. 29f.). Wir sehen hier eine Durchdringung von plastischen Formen, die in der Formverschleifung und gleichzeitigen Monumentalisierung dennoch stilllebenhafte Züge verleiht. Vielfältige Assoziationen werden aktiviert, bleiben jedoch in der Schwebe, weil wir die Formen nicht deuten können. Dennoch, die dunkelblaue Grundfarbe, die sich wie so oft bei Lüpertz auch auf den Rahmen ausdehnt, suggeriert eine Nachtszene. Im Hintergrund leuchten weiße Punkte wie Sterne, und die Weißhöhungen auf den plastischen Körpern scheinen das Licht eines unsichtbaren Leuchtmittels zu reflektieren. Die abstrakten, skulpturartigen Formen weiblicher Körper (?) werden von einem stacheligen Kaktus oder ähnlichem Gebilde getrennt und gleichzeitig verbunden. Die Kombination des Heterogenen erst schafft hier die inhaltliche Beunruhigung. Die Kunst des als "Malerfürst" angesehenen Markus Lüpertz wird von einem impulsiven Formwillen getragen mit der Tendenz zur inhaltlicher Verdunkelung, zu mehr Verschlüsselung oder Verrätselung. Ein gewisses Maß an motivischer Erkennbarkeit und zumindest Andeutung möglicher Konfigurationen scheint hier in den Hintergrund zu treten. Es gibt zumindest keine signifikanten Anhaltspunkte mehr für die Erzählung einer Geschichte. Allein die geometrisch-abstrakten Formenstücke verleihen diesem bewegten Geschehen der blau-braunen Komposition eine gewisse Festigkeit. Lüpertz geht es in seinen expressiven Arbeiten immer auch um einen durch und durch malerischen Bildraum, der unabhängig von der Wiedergabe gegenständlicher Motive existieren kann. Lüpertz besitzt einen untrüglichen Sinn für kompositorische Balance und Differenzierung von Formen und Farben, wie dieses Gemälde offenbart. [MvL]



234
Markus Lüpertz
Ohne Titel, 1978.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 40.000

(inkl. Käuferaufgeld)