Auktion: 513 / Kunst nach 1945 / Zeitgenössische Kunst II am 11.12.2020 in München Lot 70

 

70
Hans Platschek
Porträt Emilio Vedova, 1959.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 2.000
Ergebnis:
€ 16.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Porträt Emilio Vedova. 1959.
Öl auf Leinwand.
Rechts oben signiert. 115 x 89 cm (45,2 x 35 in). [SM].

• Eine schwarze Konzentration in der unteren Bildmitte deutet das Porträt Emilio Vedovas an, darüber wild gestikulierend informelle Gesten in den heller werdenden Bildraum.
• Hans Platschek ist nicht nur ein erfolgreicher Maler, sondern auch ein angesehener Essayist.
• Um 1960 gilt Platschek als einer der Hauptvertreter der informellen Malerei
.

PROVENIENZ: Galerie van de Loo, München (auf dem Keilrahmen mit dem Galeriestempel).
Newhouse Paintings and Prints S.A.
Sammlung Haniel, Duisburg (seit 1985, beim Vorgenannten erworben).

LITERATUR: Franz Haniel & Cie GmbH, Die Sammlung Haniel, Ernst Wasmuth Verlag
Tübingen, Berlin 2010, mit Farbabb. S. 89.

Das "Porträt Emilio Vedova" ist eine Hommage an den großen Informellen in Venedig, von dessen stürmischer Energie Platschek eingenommen wird; über die wesentlichen Punkte der Kunst des Venezianers berichtet er Jahre später mit Verbeugung. (Hans Platschek, In Lebensgröße: Fragen an elf Maler und ein Essay über Charles Baudelaire, Hamburg 1995) Platschek ist nicht nur Maler, sondern auch Essayist. 1958 wird Platschek nach Venedig eingeladen und kann bei der 29. Biennale ausstellen. Das "Porträt Emilio Vedova" entsteht ein Jahr später. Platschek wählt die Farben Weiß, Grau und Schwarz; ein wenig Ockergelb wirkt wie ein Leuchtmittel im unteren rechten Bereich – ganz in Erinnerung an die Bild- und Themenwelt Emilio Vedovas der ausgehenden 1950er Jahre. Eine schwarze Konzentration in der unteren Bildmitte deutet das Porträt an, darüber reichen wild gestikulierend informelle Gesten in den heller werdenden Bildraum. Alle Details, die ein solches Bild entstehen lassen, Schlieren, Spritzer, ungegenständliche Strukturen, verspannen sich in Platscheks Porträt zu einem Ganzen. Mit den Mitteln informeller Malerei schafft Hans Platschek auf diese Weise ein Werk, das sich aus der Abstraktion zu lösen beginnt und nach einem Übergang in die Figuration andeutet. 1923 in Berlin geboren, wandert er mit seiner Familie 1939 nach Uruguay aus und beginnt dort ein Studium an der Kunsthochschule in Montevideo. 1953 kehrt Hans Platschek nach Deutschland zurück und lebt unter anderem die Jahre 1955 bis 1962 in München. Er findet Anschluss an die hiesige Kunstszene und gilt bald als einer der Hauptvertreter der informellen Malerei. Ohne Zweifel erreicht sein Werk in den folgenden vier bis fünf Jahren einen ersten Höhepunkt. Das Werk "Roter Hahn", ebenfalls 1959 entstanden, ist ein typisches Beispiel für den Künstler und zeigt, wie die Geste einzig und allein das Motiv beherrschen kann. Beide Bilder, "Porträt Emilio Vedova" und "Roter Hahn", sind kein malerisches Pendant, schon die unterschiedliche Palette spräche dagegen, aber der Betrachter spürt die Tiefe der Zeichen, Symbole und Formen. Im selben Jahr erscheint auch Platscheks Essay "Neue Figurationen: aus der Werkstatt der heutigen Malerei" (München 1959). Hier wie dort zeigt er auf, dass das Informel, wenn es einzig und allein die Geste pflegt und sich äußeren Einflüssen nicht öffnet, am Ende ist. [MvL]



70
Hans Platschek
Porträt Emilio Vedova, 1959.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 2.000
Ergebnis:
€ 16.250

(inkl. Käuferaufgeld)