Auktion: 513 / Kunst nach 1945 / Zeitgenössische Kunst II am 11.12.2020 in München Lot 64

 

64
Adolf Frohner
Die Schlucht, 1961/ 62.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 42.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Die Schlucht. 1961/ 62.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert, datiert und betitelt. 197 x 155 cm (77,5 x 61 in).

• Das Frühwerk von Adolf Frohner ist vom sogenannten Wiener Aktionismus um 1960 geprägt.
• Die Begeisterung des Malers für das amerikanische Action-Painting wird in diesem frühen Bild deutlich.
• Das malerische Werk Frohners ist gekennzeichnet durch einen gegen alle kompositorischen und ästhetischen Regeln antrotzenden dynamischen Gestus
.

PROVENIENZ: Sammlung Haniel, Duisburg.

1962 verfassen Hermann Nitsch, Otto Muehl und Adolf Frohner zusammen mit dem Psychoanalytiker und Galeristen Josef Dvorak das Manifest "Die Blutorgel". Für den aus der niederösterreichischen Provinz stammenden Frohner, der 1952 als Autodidakt nach Wien kommt und sich hier zunächst als Werbegrafiker und Kunstkritiker verdingt, gehört die Teilnahme an dieser Aktion zu den Höhepunkten seiner Karriere. Während eines Studienaufenthalts 1961 in Paris festigt sich sein Entschluss, nur noch als freischaffender Künstler tätig zu sein. Ausschlaggebend hierfür ist seine Bekanntschaft mit der Kunst der Nouveaux Réalistes, die er hier erlebt. Mit seinen Materialbildern gelingt es ihm, zurück in Wien, auf sich aufmerksam zu machen. Gemeinsam mit dem fast zehn Jahre älteren Otto Muehl stellt Frohner noch im selben Jahr in der Galerie "Junge Generation" in Wien aus. Daneben entstehen mit heftigen Pinselstrichen gemalte Bilder, die weniger an die Nouveaux Réalistes als an den Einfluss der Ecole de Paris erinnern. Während das Gemälde "Die Schlucht" durch die verschiedenen Helligkeiten und deutlichen Pinselstriche noch eine malerische Tiefenräumlichkeit suggeriert, ist bei dem Werk "Erstes Hackbild" schon eher eine aggressive, gestische Heftigkeit zu spüren. Solche Bilder lassen erahnen, mit welcher Energie sich Frohner 1962 gemeinsam mit Muehl und Nitsch in ein Kelleratelier einmauern ließ, um sich drei Tage und drei Nächte einer Malorgie hinzugeben. Obwohl an einer der ersten Aktionen beteiligt und daher oft als Mitbegründer der "Wiener Aktionisten" genannt, gehört Frohner jedoch nicht wirklich zu diesem Kreis. Denn schon 1963 distanziert er sich wieder von den "Wiener Aktionisten". Das öffentliche Arbeiten liegt ihm nicht, letztlich geht es ihm um das Bild selbst und nicht um den Akt des Erschaffens. Fasziniert von der destruktiven Kraft der Gewalt, aber auch von der Ästhetik der disparatesten Materialien, entsteht eine Reihe von Assemblagen, bevor er sich in den 1970er Jahren vorwiegend der Zeichnung und ab den 1980er Jahren der reinen Malerei zuwendet. Das Bild "Die Schlucht" entspricht seinem Namen. Mit breiten Pinselstrichen hat Adolf Frohner im Gemälde eine Lichtung, eine Schlucht, geschaffen, die den Bildraum nach innen öffnet und uns einen faszinierenden Einblick in diese Malerei gibt. Die Begeisterung des Malers für das amerikanische Action-Painting wird in diesem frühen Bild Frohners offenkundig in der gleichsam ungebändigten Handschrift. Dieses herausragende Gemälde ist ein beredtes Beispiel für den souveränen Umgang Frohners mit Farbe, Geste und Raum. [MvL]



64
Adolf Frohner
Die Schlucht, 1961/ 62.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 42.500

(inkl. Käuferaufgeld)