Auktion: 513 / Kunst nach 1945 / Zeitgenössische Kunst II am 11.12.2020 in München Lot 86

 

86
Bernard Schultze
Walpurgis-Tag (2-teilig), 1989.
Öl (Grisaille) auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 65.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Walpurgis-Tag (2-teilig). 1989.
Öl (Grisaille) auf Leinwand.
Diederich/Herrmann 89/59. Rechts unten signiert und datiert. Verso nochmals signiert, datiert und betitelt. 260 x 400 cm (102,3 x 157,4 in).

• Eines der wenigen schwarz-weiß Gemälde des Künstlers.
• Die Geschichte der "Walpurga" wird in eine abstrakte Formensprache und raumübergreifende Strukturen übersetzt.
• Imposantes, großformatiges Diptychon.
• Ein bedeutender Vertreter der informellen Malerei.
• Schultzes Werke sind in renommierten Sammlungen wie der Tate Modern, London, dem Museum Folkwang, Essen, oder dem Museum Ludwig, Köln, vertreten
.

Wir danken Frau Dr. Barbara Herrmann, Köln, für die wissenschaftliche Beratung.

PROVENIENZ: Sammlung Deutsche Bank (direkt vom Künstler erworben).

AUSSTELLUNG: Bernard Schultze. Das große Format, Museum Ludwig, Josef-Haubrich-Kunsthalle, Köln, 12.11.1994-15.01.1995 I Galleria Communale di Arte Moderna, Bologna, 27.01.-28.02.1995 I Szépmüvészeti Múzeum, Budapest, bis 24.09.1995 I Kunsthalle Centrum 't Elzenveld, Antwerpen, 23.11.1995-14.01.1996. Bernard Schultze, Deutsche Bank, Unter Sachsenhausen, Köln, 04.05.-05.07.2004. Tanz der Migofs. Bernard Schultze 1915-2005, Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg, 08.05-03.07.2005. Bernard Schultze – Gegenwelten, MMK Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg, 19.10.2012-20.01.2013.

LITERATUR: Evelyn Weiss/Stephan Diederich/Rainer BuddeBernard, Bernard Schultze. Das große Format, Ausst.-Kat., Museum Ludwig u.a., München, 1994, Ausst.-Kat. mit doppelseitiger Farbabb. 40. Gerhard Leistner (Hg.), Tanz der Migofs. Bernard Schultze. Werke aus der Sammlung Rugo und dem Atelier des Künstlers, Ostfildern-Ruit, 2005, S. 17, 26, mit Farbabb. S. 20, 41. Eva Müller-Remmert/Walter Smerling (Hg.), Bernard Schultze – Gegenwelten, Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg, Köln, 2012, S. 146, mit Farbabb. S. 84-85. Tobias Kaufhold/Wim Cox (Fotos), Konstruktiver Dialog. Die Sammlung der deutschen Bank in Köln, in: KUNSTzeit, 1/2001, mit Farbabb. S. 25. Ausstellungsfaltblatt "Bernard Schultze. Gegenwelten", MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg, 2012/13, mit Farbabb. 9.
"Die Fragwürdigkeit der Dinge ist es auch, weshalb ich nicht gegenständlich malen kann." (Bernard Schultze, Paris 1996)

Großformate und eine Fülle an Details prägen den Spätstil des Künstlers Bernard Schultze (1915-2005): Das vorliegende Ölgemälde "Walpurgis-Tag" (1989) steht stellvertretend für diese späte Phase. Die vergrößerte Bildfläche wirkte sich zugleich auch auf den Inhalt aus: "Es zwang mich gleichsam, große Bildgeschichten zu erzählen", so Schultze. Das Werk erzählt die Geschichte der mittelalterlichen, aus England stammenden Äbstissin Walburga (circa 710–779 n.Chr.), derer traditionell am 30. April gedacht wird. Die nach ihr benannte Walpurgisnacht wird zumeist in Nord-und Mitteleuropa gefeiert und erinnert dabei an die Wunder, die Walburga der Legende nach bewirkt haben soll. Mehrere Krankenheilungen oder die Rettung eines Kindes vor dem Verhungern werden ihr zugeschrieben, deshalb gilt sie als Schutzheilige gegen Krankheiten, Seuchen, Hungersnot oder Missernte. Brauch ist es in vielen Regionen ein Feuer in der Nacht zu entfachen; der Gang zwischen zwei Feuern soll demnach Seuchen, Pest oder Tollwut fernhalten. Schließlich werden die neun Tage zuvor als Walpurgistage bezeichnet und durch Glockengeläut begleitet, das Hexen abwehren soll. Mit seinem Gemälde verweist der Vertreter der informellen Kunst auf diese Geschichte.
Auffallend ist, dass Schultze jeder Bildregion die selbe Aufmerksamkeit schenkt: Die äußeren Bereiche sind ebenso detailgenau dargestellt wie das Zentrum. Danach gefragt verweist der Künstler auf die "Alexanderschlacht" von Albrecht Altdorfer (1480-1538); auch das monumentale Schlachtengemälde beeindruckt durch seinen Detailreichtum. Das Großformat besticht nicht nur durch seine inhaltlichen Andeutungen und Details, sondern auch durch die Tatsache, dass ihm jegliche Farbigkeit entzogen wurde. Der Künstler arbeitet mit verschiedenen Grau-Abstufungen und erzielt damit eine erstaunliche Wirkung basierend auf hell-dunkel Kontrasten. Die Grisaille führt schließlich auch dazu, dass dem Inhalt verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt wird. [SL]



86
Bernard Schultze
Walpurgis-Tag (2-teilig), 1989.
Öl (Grisaille) auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 65.000

(inkl. Käuferaufgeld)