Auktion: 500 / Evening Sale am 17.07.2020 in München Lot 279

 

279
Gerhard Richter
Q.T., 6.5.84/17.6.84, 1984.
Aquarell auf Papier
Schätzung:
€ 90.000
Ergebnis:
€ 143.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Q.T., 6.5.84/17.6.84. 1984.
Aquarell auf Papier.
Rechts unten signiert und datiert "6.5.84". Links unten signiert und datiert "17.6.84". Verso nochmals signiert und datiert. 21 x 29,5 cm (8,2 x 11,6 in). [SM].

• Aquarelle sind eine kleine, aber für den Künstler wichtige Werkgruppe im Gesamtœuvre.
• Transparenter und deckender Farbauftrag: Richter nutzt die schöpferischen Möglichkeiten der Aquarell-Technik.
• Aquarelle von Gerhard Richter sind sehr selten auf dem internationalen Auktionsmarkt
.

Das Werk ist im Online-Werkverzeichnis verzeichnet.

PROVENIENZ: Galerie Fred Jahn, München.
Privatsammlung Rheinland (1991 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Gerhard Richter Aquarelle, Graphische Sammlung, Staatsgalerie Stuttgart, 19.1.1985-17.2.1985 (Ausst.-Kat mit Abb.).

LITERATUR: Gerhard Richter. Aquarelle, München 1985, Farbabb. S. 87.

"Das Bildermalen ist eben das Offizielle, die tägliche Arbeit, der Beruf; und bei den Aquarellen kann ich mir eher leisten, der Laune nachzugehen, den Stimmungen."

Gerhard Richter, 1999 (G. Richter, Text, Köln 2008, S. 349)

In den 1980er Jahren beschäftigt sich Gerhard Richter in Werkphasen mit der Aquarellmalerei. In den kleinformatigen, leuchtend farbigen Arbeiten, in denen teils auch Bleistift und Ölpastellkreide ergänzend zum Einsatz kommen können, lotet der Künstler die schöpferischen Möglichkeiten der Technik aus. Transparenter und deckender Farbauftrag sind gleichermaßen eingeplant, das unkontrollierte Ausblühen wird weitestgehend vermieden. Die Aquarelle entstehen in mehreren Arbeitsgängen, aktuell aufgesetzte Farbschichten können jeweils trocknen. Der Zufall als charakteristischer Bestandteil der Aquarellmalerei wie bei Emil Nolde wird so vom Künstler weitestgehend ausgeschlossen. In ihrer Farbigkeit treibt Richter seine Aquarelle zum Äußersten, da sie ihm zunächst als zu verspielt erscheinen. Er fürchtet, die entstehenden Blätter könnten zu schön, zu verführerisch, zu „künstlerisch“ sein. In diesem Aquarell, das sich über mehrere Tage zwischen dem 6. Mai und 17. Juni 1984 entwickelt, wird der leuchtend gelbe Hintergrund von den Farben Blau, Rot, Gelb und Schwarz in abstrakten Feldern überlagert sowie von grünen Flecken und kontrolliert verlaufenden Verbindungen umspielt. Mit dem Farbverlauf wird die scheinbare Willkürlichkeit planvoll verdeutlicht, die diesen Prozess für Richter so spannend macht. Erst spät beginnt sich Gerhard Richter mit der Aquarellmalerei auseinanderzusetzen. Ende der 1970er Jahre entsteht durch die Ermutigung des Münchner Galeristen Fred Jahn eine erste Serie im Urlaub in der Schweiz. In einem Interview betont Gerhard Richter 1985 diesen privaten und persönlichen Charakter seiner Arbeiten auf Papier: „Erst dieses, nein letztes Jahr war es, dass ich das Selbstvertrauen fand, Aquarelle zu machen. Ich hatte früher ein paar gemacht und plötzlich, 1984, mehrere. Fred Jahn gab ein Buch darüber heraus, und das half mir, Zutrauen zu fassen, etwas Persönliches, etwas Kleines zu machen. Ich pflegte diese Dinge als zu künstlerisch, zu typisch abzutun, als den Typus von Dingen, die Künstler eben machen - schöne Zeichnungen und Aquarelle [..].“ (Gerhard Richter, in: Gerhard Richter, Texte 1971 bis 2007, hrsg. von Dieter Schwarz, Köln 1999, S. 343 ff.) So wird eine „Lässigkeit“ (G. Richter) erzeugt, die in den Ölgemälden nur schwer zu erreichen ist und die Richter besonders wichtig ist, da sie den Künstler als Subjekt in den Hintergrund und Material und Farbe in den Vordergrund treten lässt. [KK]



279
Gerhard Richter
Q.T., 6.5.84/17.6.84, 1984.
Aquarell auf Papier
Schätzung:
€ 90.000
Ergebnis:
€ 143.750

(inkl. Käuferaufgeld)