Auktion: 500 / Evening Sale am 17.07.2020 in München Lot 281

 

281
Gerhard Richter
29.04.08, 2008.
Lack auf bedrucktem Papier, auf Karton montiert
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 118.750

(inkl. Käuferaufgeld)
29.04.08. 2008.
Lack auf bedrucktem Papier, auf Karton montiert.
Auf dem Unterlagekarton signiert und datiert "29.4.08". Verso auf dem Unterlagekarton nochmals datiert "29.4.08". 29,5 x 21 cm (11,6 x 8,2 in), blattgroß. Unterlagekarton: 42,5 x 38,5 cm (16.7 x 15.2 in).
[SM].

• Hervorragendes Beispiel der abstrakten Malerei Gerhard Richters.
• Besonders kräftige, farbstarke Palette.
• Technisch höchst anspruchsvoll, voll raffinierter Details.
• Unikat.
• Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten
.

Das Werk ist im Online-Werkverzeichnis verzeichnet.

PROVENIENZ: Privatsammlung Rheinland.

"Ich mißtraue nicht der Realität, von der ich ja so gut wie gar nichts weiß, sondern dem Bild von Realität, das uns unsere Sinne vermitteln, und das unvollkommen ist."
Gerhard Richter, zit. nach: Werkübersicht der Gemälde, S. 87.

Bei seinen abstrakten Bildern hat Gerhard Richter sicher immer eine Vorstellung, wie die Umsetzung aussehen soll, das Resultat ist bisweilen ein anderes als vermutlich geplant. Richter spielt offensichtlich mit gegenständlichen Assoziationen, mit Zufällen und technischen Gegebenheiten: so fügen sich in unserem Beispiel die scheinbar zufälligen Farbverläufe zu einer Komposition zusammen, die dem Betrachter freie Interpretationsmöglichkeiten öffnen. Unser Werk hat eine im Offset gedruckte Fotografie auf glattem Papier als Bildträger, das Richter mit farbigen Lacken bemalt. Hierfür bedient sich Richter seit den 1980er Jahren einer Technik, die Farben mit dem Pinsel oder mit spitzen Holzstäbchen auf besondere Art und Weise zu verziehen, ohne eine Durchmischung der Farben zu befördern und somit ein scheinbar verschleierndes Verwischen des manuellen Farbauftrages entsteht. Er behält damit nicht nur die Kontrolle über Farbwahl, Format, Material und ausführende Richtung, sondern kann im Gegensatz zur Rakeltechnik den Einfluss auf die Gestaltung erhöhen, etwa wie viel Farbe an welcher Stelle den Maluntergrund bedeckt. Mit dieser Lackarbeit erweitert Richter das Vorgehen mit einer weiteren Raffinesse. Er überzieht das gedruckte Foto nicht vollständig in mehreren Arbeitsschritten mit Farbe, sondern gibt den Blick frei auf den Bildträger in unregelmäßigen wie zufällig in die Farbschicht geschnittenen, schlierenartigen Formen. Der Künstler spielt hier mit dem Momentum des Zufalls, um etwas Unvorhersehbares für den Betrachter entstehen zu lassen. "Ich habe eben nicht ein ganz bestimmtes Bild vor Augen, sondern möchte am Ende ein Bild erhalten, das ich gar nicht geplant hatte. Also, diese Arbeitsmethode mit Willkür, Zufall, Einfall und Zerstörung läßt zwar einen bestimmten Bildtypus entstehen, aber nie ein vorherbestimmtes Bild." (zit. nach: Hubertus Butin und Stefan Gronert, Gerhard Richter. Editionen 1965-2004, Ostfildern-Ruit 2004, S. 35/36). Die verschiedenen übereinandergelagerten, glänzenden Farbformen zeigen eine abstrakte, materialbezogene Behandlung, legen den technischen Prozess seiner Entstehung weitgehend offen. Gerhard Richter gelingt hier eine neue Form der abstrakten Malerei, deren Ausdrucksformen bereits ausgeschöpft schienen. Er schafft Bilder, die eine eigenständige visuelle Erfahrungsmöglichkeit bieten. So liegt dieses modellierende Potenzial nicht in der Darstellung von Welt, sondern in der sinnlichen Erfahrung ihrer Zugänglichkeit. [KK]



281
Gerhard Richter
29.04.08, 2008.
Lack auf bedrucktem Papier, auf Karton montiert
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 118.750

(inkl. Käuferaufgeld)