Auktion: 496 / Evening Sale am 06.12.2019 in München Lot 104

 

104
Emil Nolde
Marschlandschaft mit Fischerboot, 1920/ 1925.
Aquarell
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 77.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Marschlandschaft mit Fischerboot. 1920/ 1925.
Aquarell.
Rechts oben signiert. Auf Japan. 34,7 x 47,5 cm (13,6 x 18,7 in), blattgroß.

• Großformatiges Aquarell.
• Farbintensive Darstellung der für Nolde typischen Marschlandschaft.
• Seit ca. 60 Jahren in Familienbesitz
.

Mit einer Fotoexpertise von Prof. Dr. Manfred Reuther, ehemaliger Direktor der Stiftung Ada und Emil Nolde, Klockries, vom 10. Oktober 2019. Die Arbeit ist in seinem Archiv unter der Nummer "Nolde A - 148/2019" registriert.

PROVENIENZ: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.

"Die Augen des Malers sehen und sehen, immer und immer, aufnehmend, vergleichend, ordnend, gestaltend und auch schlafend, träumend immer auch in Vorstellungen, oft so schön wie niemals gesehen."
Emil Nolde, zit. nach: Martin Urban. Emil Nolde. Landschaften. Aquarelle und Landschaften. Köln 1993, S. 28.

Die ungewöhnliche Farbdichte der Aquarelle Emil Noldes ist einerseits der von ihm erarbeiteten Technik einer Farbsättigung des Japanpapiers zu verdanken, andererseits dem unbedingten Willen, der nordischen Landschaft, die er thematisiert, jene Eindringlichkeit der Farben zu geben, die nur ein kühner Wille einer vorgefundenen Landschaft entgegensetzen kann. Emil Nolde verzaubert eine karge Landschaft, deren optische Reize eher mager sind, und hebt sie in eine Sphäre des Magischen. Dies vermittelt in seiner Farbenwirkung einen Stimmungsgehalt, der für Emil Nolde Grundlage seines besonderen Bezugs zur heimischen Landschaft ist, die sein gesamtes malerisches Lebenswerk entscheidend prägen sollte. "Die Urgründe meines Künstlertums jedoch liegen zutiefst im Boden engster Heimat verwurzelt. Wenn auch mein Wissen und Verlangen nach künstlerischer Weitung und Darstellungsmöglichkeiten bis in die entferntesten Urgebiete reichen, sei es in der Wirklichkeit, sei es in der Vorstellung oder Traum - die Heimat bleibt der Urboden" (Emil Nolde zit. nach Hans-Joachim Throl, Ein künstlerisches Leben im deutsch-dänischen Grenzgebiet, in: Emil Nolde, S. 40/41) Man kann jedoch Emil Nolde nicht als Heimatmaler abtun. Er gilt als Einzelgänger unter den Expressionisten. Während sich seine Künstlerkollegen Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller und Erich Heckel, die sich zusammen mit Schmidt-Rottluff und Max Pechstein zur Künstlergruppe "Brücke" in Dresden und Berlin zusammenschließen und Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Franz Marc, Marianne von Werefkin und Alexej von Jawlensky den "Blauen Reiter" im Süden formieren, lebt Emil Nolde zurückgezogen auf dem friesischen Land. Zwar tritt Nolde für kurze Zeit der "Brücke" bei, letztendlich musste sein Versuch sich einer Künstlergruppe anzuschließen aber scheitern. Nolde ist ein verschlossener Charakter, der die Einsamkeit liebt. Er kann sich nicht mit den vorgeschriebenen Arbeitssitzungen und der damit verbundenen kritischen Auseinandersetzung einzelner Kunstwerke in der Gruppe anfreuden. Dennoch ist seine künstlerische Entwicklung im Kontext der Avantgarde in Deutschland zu sehen und entspricht den Tendenzen der Zeit. Er selbst wollte sich nicht als Expressionist bezeichnen, gilt aber doch als einer der wichtigsten Vertreter dieser Kunstrichtung. Unter den farbstarken Expressionisten sticht er als Meister der Farbe heraus. Vor allem in der Gattung der Aquarelle, denen er mit seinem Schaffen eine neue Wertigkeit gleich einem Gemälde gibt. [SM]



104
Emil Nolde
Marschlandschaft mit Fischerboot, 1920/ 1925.
Aquarell
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 77.500

(inkl. Käuferaufgeld)