Auktion: 508 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 12.12.2020 in München Lot 346

 

346
Franz von Lenbach
Porträt der Mary Victoria Lady Curzon von Kedleston, Vizekönigin von Indien, Wohl 1896.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 5.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Porträt der Mary Victoria Lady Curzon von Kedleston, Vizekönigin von Indien. Wohl 1896.
Öl auf Malpappe.
77,5 x 71,9 cm (30,5 x 28,3 in).
Beigabe: Porträtstudie einer Dame, Bleistift und Kreide auf Karton, 56 x 57 cm (22 x 22,4 in), gerahmt. Verso mit der schriftlichen Bestätigung von Lolo von Lenbach, München, datiert auf Juli 1908.

Mit einer schriftlichen Bestätigung der Ehefrau des Künstlers, Lolo von Lenbach, München, datiert auf November 1904.

PROVENIENZ: Sammlung Lolo von Lenbach, Ehefrau des Künstlers, München (von April bis August 1906 in Kommission bei der Galerie Heinemann, verso mit dem Galerieetikett mit der Kommissions-Nr. 2882).
Privatsammlung Süddeutschland (1927 von Vorgenannter erworben).
Privatsammlung Süddeutschland (1968 durch Erbgang vom Vorgenannten erhalten).

AUSSTELLUNG: Deutsche Nationale Kunst-Ausstellung Düsseldorf 1907 (verso auf der Rahmenrückseite mit dem Ausstellungsetikett, hierauf nummeriert "2649").

Franz von Lenbach entwickelt für seine Frauenporträts einen ganz individuellen Ausdrucksstil, der ihn zum gefeierten Gesellschaftsporträtisten vor allem in München werden lässt. Ein entscheidender Faktor für diesen Erfolg ist die Zuhilfenahme fotografischer Vorlagen, die, laut dem Künstler, ihm und seinen Modellen ermüdende Sitzungen ersparten. Auch Darstellungen nur durchreisender bzw. weitreisender Persönlichkeiten ist hierdurch möglich. So zeigt das hier angebotene Bildnis im klassischen Lenbach-Stil das Konterfei von Mary Victoria Lady Curzon von Kedleston (1870-1906), Vizekönigin von Indien. Die Tochter eines Chicagoer Warenhausbesitzers heiratet 1895 George Curzon of Kedleston und regiert an dessen Seite von 1899 bis 1905 als Vizekönigin von Indien. Für ihre Schönheit gerühmt, macht sie sich durch ihre modischen Auftritte und ihr soziales Engagement einen Namen. Bis heute erinnern ein Krankenhaus in Bangalore, eine Rose und eine Suppe, der sie den entscheidenden Schuss Sherry zugefügt haben soll, an "Lady Curzon".
"Als Lady Curzon, die Frau des Vizekönigs von Indien, von ihm [Lenbach] gemalt werden wollte, erschien sie bei ihm in einem weißen Kleid, einem duftigen Schal um die Schultern, ohne Schmuck. Er küsste ihr begeistert die Hand, zeigte ihr sein Palais. Dann platzierte er sie gegen einen dunklen Tisch gelehnt, den er mit grünem Genueser Samt bedeckte, und die Stellproben begannen. Der Fotograf schoss mindestens 20 Aufnahmen, bevor Lenbach die ersten Skizzen von ihr auf Papier strichelte, am Ende gab es davon 60. Dabei unterhielt er sie, brachte sie zum Lachen, war ein erfolgreicher Schmeichler." (Zit. nach: Brigitte Gedon, Franz von Lenbach. Die Suche nach dem Spiegel, Köln 2011, o. S.)
Bei der Umsetzung der Vorlagen ins Gemälde gelingt es Franz von Lenbach wie immer, das individuell-charakteristische Element der Porträtierten einzufangen und gleichzeitig altmeisterlich zu inszenieren. Typisch hierfür ist die bräunliche Tonalität des Bildgrundes, die das helle, keck aus dem Bild blickende Gesicht geheimnisvoll umfasst und an alte Barock-Meister wie Rembrandt oder Velázquez erinnert. [FS]



346
Franz von Lenbach
Porträt der Mary Victoria Lady Curzon von Kedleston, Vizekönigin von Indien, Wohl 1896.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 5.500

(inkl. Käuferaufgeld)