Auktion: 489 / Evening Sale am 07.06.2019 in München Lot 180

 

180
Jonas Burgert
Verfechter, 2008.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 120.000
Ergebnis:
€ 137.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Verfechter. 2008.
Öl auf Leinwand.
Verso auf der Leinwand signiert, datiert und betitelt. 182,5 x 167 cm (71,8 x 65,7 in). [CH].

Wir danken Herrn Jonas Burgert, Berlin, für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Galerie Blain Southern, Berlin.
Privatsammlung Europa.

"Die Grundidee meiner Bilder ist die Bühne zu malen, auf der unser aller Existenzkampf stattfindet. Eine Bühne, auf der der Mensch sich selbst definiert in all seinen Absurditäten, Widersprüchen, Hoffnungen und Sehnsüchten. Dieser Prozess hinterlässt Spuren - ich nenne das ,den schönen Dreck' eines inneren Ringens."
Jonas Burgert 2012, zit. nach: Der Berliner Maler Jonas Burgert, in: Frankfurter Rundschau, Panorama, 27.4.2012

Die Seele seiner Bilder liege in den Empfindungen, meint Jonas Burgert selbst. Denn sowohl beim Betrachten als auch beim Malen von Bildern gehe es immer um Emotionen. Sein Philosophiestudium bricht der Künstler nach einigen Semestern ab. "Nichts gegen die Logik. Aber mein Gehirn wollte sich anders beschäftigen." (Jonas Burgert, zit. nach: Ronald Berg, Jonas Burgert. Schluss mit Cool!, in: Kunstforum, Bd. 257, Die vierte Welle!?, 2018, S. 178). Obwohl Burgert schon in sehr jungen Jahren malt und zeichnet, findet er beruflich erst durch Umwege zur Malerei. "Ich bin zu Philosophen gegangen, habe mir das angeschaut, bin dann noch zu den Psychologen gegangen, weil ich das auch hochinteressant fand, und habe dann aber gemerkt, dass ich eigentlich ein ganz anderes Medium brauche. Ich ging dann immer nach Hause und dachte: Eigentlich müsste man das jetzt irgendwie malen können [..]. Irgendwann habe ich gemerkt, das ist das Medium." (Jonas Burgert, zit. nach: Deutschlandfunk Kultur vom 18.04.2018). In seinen Arbeiten geht es meist um den Menschen selbst, den Burgert meist in bunt-grotesker Weise vor gräulich-düsteren Hintergründen in eher surrealen Bildwelten zeigt. So viel man auch in den Bildern zu lesen vermag, so bewahren sie sich doch stets ihre geheimnisvolle und auch beunruhigende Ambivalenz. Der Betrachter wird in der Verwirrung angesichts der ihm präsentierten, merkwürdigen und mehrdeutigen Szenerien gänzlich allein gelassen. So auch bei der Betrachtung der hier angebotenen - für Burgert so typischen - Darstellung eines kahlköpfigen, auf einem Bein balancierenden und in mit Farbe bekleckster Kleidung gehüllten Wesen, das zwischen Clown und Krieger mutiert und scheinbar zwei an Schnüren befestigte Weltkugeln in der Schwebe hält. Auch die befremdliche Figur im Vordergrund, geschmückt mit an die Tracht der Maya erinnernder Kleidung und Kopfbedeckung, enthält eine für den Künstler typische Symbolik. Burgert mischt ,,Jetztzeit-Attribute" mit Objekten aus unterschiedlichsten Epochen und Kulturkreisen, aus Afrika, Indien, Papua-Neuguinea und Europa, um zu zeigen, dass die Probleme der Menschen früher wie heute, in Ost und West die gleichen sind und sich trotz Aufklärung, technischer Revolution, Wohlstand und Bildung kaum verändert haben. Die in Burgerts Atelier in einer alten Fabrikhalle in Weißensee entstehenden, meist großformatigen Arbeiten sind somit universell lesbar, unabhängig von der Herkunft, Nationalität und Bildung des Betrachters. Burgerts endgültiger Durchbruch kommt 2005 mit der Ausstellung "Geschichtenerzähler" in der Hamburger Kunsthalle, bei der Burgert neben Werken von Jörg Immendorff oder Neo Rauch mit sechs eigenen Arbeiten vertreten ist. 2008 schreibt das Zeitmagazin: "Jonas Burgert ist auf dem Weg einer der wichtigsten deutschen Maler zu werden." (Dialika Krahe, Tote Harlekine, Zeitmagazin Leben vom 06.03.2008). Heute befinden sich die Bilder unter anderem in der Sammlung der Londoner Saatchi Gallery, in der Hamburger Kunsthalle oder der Sammlung Sander in Berlin. [CH]



180
Jonas Burgert
Verfechter, 2008.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 120.000
Ergebnis:
€ 137.500

(inkl. Käuferaufgeld)