Auktion: 479 / Klassiker des 20. Jahrhunderts I am 08.12.2018 in München Lot 820

 

820
Gerhard Richter
18.4.88, 1988.
Aquarell und Graphit
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 118.750

(inkl. Käuferaufgeld)
18.4.88. 1988.
Aquarell und Graphit.
Richter Aquarelle 186. Unten mittig signiert und datiert "18.4.88". Verso abermals signiert und datiert "18.4.88". Auf Velin. 20,9 x 29,5 cm (8,2 x 11,6 in).

PROVENIENZ: Galerie Fred Jahn, München.
Privatsammlung, Toronto.
Christie's, New York, 4. Mai 1995, Los 239.
Privatsammlung.
Privatsammlung Niedersachsen.

"Das Abstrakte hat mich immer schon fasziniert. Es hat so viel Geheimnis, so wie Neuland."
Gerhard Richter, 2011


Nach seinem Studium der Malerei in Dresden von 1951 bis 1956 und den drei anschließenden Jahren als Meisterschüler der Akademie reist Gerhard Richter in die Bundesrepublik aus. Aus dieser Zeit stammt ein umfangreiches Frühwerk, das lange Zeit als verschollen galt und von dem auch nur einige wenige Werke erhalten geblieben sind. Von 1961 bis 1963 studiert Richter bei Karl Otto Götz an der Düsseldorfer Kunstakademie. Hier beginnt die Freundschaft mit Sigmar Polke, Blinky Palermo und Konrad Lueg - dem späteren Galeristen Konrad Fischer -, mit dem er 1963 die "Demonstration für den Kapitalistischen Realismus" als deutsche Variante der Pop-Art veranstaltet. 1962 beginnt er zunächst, beeinflusst von Giacometti und Dubuffet, mit gegenständlichen Bildern, die auf Fotovorlagen beruhen. Dies geschieht aus einer veränderten Ansicht über Kunst, die nach Richter "nichts mit Malerei zu tun hat, nichts mit Komposition, nichts mit Farbe". Erste Einzelausstellungen finden 1964 in den Galerien Heiner Friedrich in München und Alfred Schmela in Düsseldorf statt. 1967 wird Richter als Gastdozent an die Hochschule für bildende Künste nach Hamburg berufen, 1971 übernimmt er eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf, die er bis 1996 innehat. Weitere Gastprofessuren werden dem Maler 1978 am College of Art in Halifax, Kanada, und 1988 an der Städelschule Frankfurt angeboten. In den gegen Ende der sechziger Jahre entstehenden Alpen- und Städtebildern erscheint die fotografische Struktur in pastos aufgetragenen Farbflecken. Mit den Serien der Farbfelder von 1971 bis 1974, in denen der Künstler die drei Grundfarben facettiert und zufällig kombiniert, sowie den monochromen Grau-Bildern aus der Zeit von 1972 bis 1975 thematisiert Richter bestimmende Komponenten der Malerei. Ab 1976 entstehen abstrakte Bilder mit farbigen Schlieren, jedoch greift Richter immer wieder auf Gegenständliches zurück, wie überhaupt der Wechsel der Darstellungsmittel und der Stilbruch bei ihm zum Prinzip werden.
Richter begreift die abstrakte Malerei als stetige Herausforderung und Plattform, in der sich Vieles zur gleichen Zeit niederschlägt, „meine Gegenwart, meine Wirklichkeit, meine Probleme, meine Schwierigkeiten und Widersprüche“ (Dorothea Detrich und Gerhard Richter, Gerhard Richter: An Interview, Print Collector`s Newsletter, 16, 1985, S. 128). Die verschiedenen übereinandergelagerten Farbstrukturen zeigen eine abstrakte, materialbezogene Behandlung der Farbe, so dass das Resultat der Erscheinung stets auf den Prozess seiner Entstehung verweist. Gerhard Richter gelingt eine neue Form der abstrakten Malerei, deren Ausdrucksformen bereits ausgeschöpft schienen, und schafft Bilder, die eine eigenständige visuelle Erfahrungsmöglichkeit bieten.
Gerhard Richter zählt heute zu den international erfolgreichsten und bekanntesten Künstlern der Gegenwart, dessen Werke auf zahlreichen großen Ausstellungen ein breites Publikum finden. [EH]



820
Gerhard Richter
18.4.88, 1988.
Aquarell und Graphit
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 118.750

(inkl. Käuferaufgeld)