Auktion: 479 / Klassiker des 20. Jahrhunderts I am 08.12.2018 in München Lot 803

 

803
Günther Uecker
Ohne Titel (Feld), 1967.
MischtechnikNägel und Farbe auf Leinwand auf Holz
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 312.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel (Feld). 1967.
MischtechnikNägel und Farbe auf Leinwand auf Holz.
Wohl nicht bei Honisch (vgl. Honisch 529). Verso signiert und datiert sowie mit Richtungspfeil. 43 x 43 x 5,5 cm (16,9 x 16,9 x 2,1 in).

Dieses Werk ist im Uecker Archiv registriert unter der Nummer GU.67.104 und wird vorgemerkt für die Aufnahme in das entstehende Uecker Werkverzeichnis.

PROVENIENZ: Sammlung Nordrhein-Westfalen.
Privatsammlung Süddeutschland (1970 vom Vorgenannten erworben).

"Am Anfang benutzte ich streng gereihte Rhythmen, mathematische Folgen, die sich später auflösen in einen freien Rhythmus.. Was mich in der Folge beschäftigte, war eine Integration von Licht zu erreichen, welche diese Weißstrukturen durch Lichtwechsel zu einer Schwingung brachte und als ein freier, artikulierter Lichtraum verstanden werden konnte. Ich habe mich für eine weiße Zone entschieden, als äußerste Farbigkeit, als Höhepunkt des Lichtes, als Triumph über das Dunkel."
Günther Uecker, 1968, zit. nach: Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, S. 14.

Günther Uecker, der Protagonist der "ZERO"-Bewegung, hat mit seinen berühmten Nagelfeldern Kunstgeschichte geschrieben. Seit den späten 1950er Jahren, sofern die Arbeiten betitelt sind, tritt zunehmend der Begriff "Feld" neben die eine deutlich strengere Ordnung assoziierenden Begrifflichkeiten "Raster" und "Struktur". Und vermutlich gibt es auch keine andere Begrifflichkeit, welche die sanfte Bewegung zu fassen vermag, welche Ueckers Nagelbilder im Auge des Betrachters auslösen. Nichts zeugt beim Blick auf die sanften Modellierungen mehr von der Kraftanstrengung und Brutalität des Schaffensprozesses. Gerade die frühen Arbeiten überzeugen, wie auch die vorliegende Komposition aus dem Jahr 1967, durch ihre enorme handwerkliche Präzision: Streng parallel ausgerichtet ragen die Nagelhälse aus der weißen Fläche und rufen allein durch die Tiefe des Einschlags und ihre punktuelle Verdichtung ein beeindruckendes und je nach Betrachterstandpunkt wechselndes Spiel aus Licht und Schatten hervor. Ueckers frühe Nagelfelder, deren sanfte Zurückhaltung und formale Strenge ab den 1980er Jahren zunehmend aufgebrochen wird, rufen Erinnerungen an frühe Landschaftseindrücke wach: "Das Feld [..] ist wohl die engste Nahtstelle von Natur und Mensch, vom ursprünglich brüderlichen Umgang des Menschen mit der Natur und deren Dank an den Menschen." (zit. nach: Wirklichkeit der Farbe - Farben der Wirklichkeit. Max Ackermann - Günther Uecker, Stuttgart 1992, S. 115). Die scheinbar endlose Monochromie und die sanfte Bewegung der Kornhalme auf dem Feld, die dem Nagelkopf entsprechend an ihren Spitzen in Form der Ähren eine deutliche Akzentuierung tragen, haben Ueckers berühmte ungegenständliche und doch auf ihre Weise sehr naturnahe Schöpfungen maßgeblich beeinflusst.
Bereits im Jahr 2005 wurde Günther Ueckers Schaffen in einer groß angelegten Retrospektive im Martin-Gropius-Bau in Berlin gewürdigt. Seine Werke befinden sich heute in einer Vielzahl bedeutender öffentlicher und privater Sammlungen, etwa dem Folkwang Museum Essen, dem Museum Frieder Burda, Baden-Baden, sowie der Neuen Nationalgalerie und dem Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwartskunst, in Berlin. [JS]



803
Günther Uecker
Ohne Titel (Feld), 1967.
MischtechnikNägel und Farbe auf Leinwand auf Holz
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 312.500

(inkl. Käuferaufgeld)