Im Œuvre Otto Pienes haben Feuer, Licht und Rauch eindringliche Spuren hinterlassen. Die organisch wirkenden Feuerbilder zeigen „Schwären, Krusten und Blasen, die beim Abbrennen von Fixativ, Pigment und Ölfarbe entstehen“ (zit. nach: Otto Piene, Kunstmuseum Düsseldorf, 25.5.-11.8.1996, S. 51). Die Arbeiten basieren auf natürlichen Prozessen, machen sich die Elemente Feuer und Luft zu eigen und akzeptieren, beabsichtigen sogar das Zufällige, Unberechenbare der Natur. Otto Piene selbst erklärt: "Die Möglichkeit, Malen wie das Werden in der Natur als dirigierten, selbsttätigen Vorgang geschehen zu lassen, ergab sich für mich z. B. aus der Verwendung von Rauch und ihren Konsequenzen. [..] Zugleich entstand damit die Notwendigkeit 'konzentrierter Spontaneität', da die Entscheidung über Gelingen und Misslingen des Bildes in Sekunden fällt." (zit. nach: Otto Piene, Kölnischer Kunstverein, 9.12.1973-27.1.1974, S. 45). Auch das hier angebotene Rauchbild zeugt von diesen grundlegenden Überlegungen. Oberhalb eines dunklen, pflanzenähnlichen Gebildes kommt es zur Pigment-Explosion. Gleich der Blüte einer Blume thront das silbrig-graue Feuerwerk auf einem organisch wirkenden Unterbau. Es scheint, als würde der Ruß des Feuers soeben durch die Luft katapultiert.
Zugleich eröffnet unsere Arbeit einen interessanten Einblick in die Arbeitsweise des Künstlers Otto Piene. Die Serigrafie "Addis Abeba" auf der Rückeite entsteht 1972, wird von Piene in seinem Atelier verwahrt und 1973 schließlich als Bildträger für die vorliegende Feuergouache wiederverwendet. [SM/CH]