Auktion: 440 / Contemporary Art am 10.12.2016 in München Lot 661

 

661
Cornelia Schleime
Sei kein Frosch (2-teilig), 1994.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 7.875

(inkl. Käuferaufgeld)
Sei kein Frosch (2-teilig). 1994.
Acryl auf Leinwand.
Die große Leinwand verso signiert und datiert. Ca. 175,6 x 125 cm (69,1 x 49,2 in).
[BF].

PROVENIENZ: Galerie Michael Schultz, Berlin (auf dem Keilrahmen mit Galerieetikett).
Privatsammlung Rheinland-Pfalz.

Cornelia Schleime gilt als eine der bedeutenden figurativen Künstlerinnen Deutschlands. Zum Künstlerberuf gelangt sie über Umwege: Zunächst absolviert Schleime eine Ausbildung zur Maskenbildnerin und Friseurin. Sie arbeitet dann als Pferdepflegerin, bevor sie sich schließlich an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste immatrikuliert. In der DDR hat die junge Künstlerin jedoch mit harten Restriktionen zu kämpfen. 1981, nur ein Jahr nach Studienabschluss, erhält sie Ausstellungsverbot. 1984 erfolgt die Ausreise nach Westberlin. Ihr Frühwerk lässt sie in der DDR zurück, wo es spurlos verschwindet. In der BRD tritt Cornelia Schleime im Jahr 1985 zunächst ein Stipendium des Senats für Kulturelle Angelegenheiten an, es folgt 1989 das PS1-Stipendium des DAAD in New York. In den 1990er Jahren schließen sich weitere Förderungen an, die der wachsenden Reputation Schleimes geschuldet sind. Auch in der ehemaligen DDR wird die Künstlerin schließlich offiziell rehabilitiert: 2000 wird sie Mitglied in der Sächsischen Akademie der Künste. Seit den mittleren 1980er Jahren arbeitet Cornelia Schleime an ihrem vielfältigen, oft von postmodernen Verweisen durchwirkten Oeuvre. Objekte, Installationen, Filme und Fotografien gehören ebenso zu ihrem Schaffen wie Malerei, bedeutende Papierarbeiten und sogar ein Roman ("Weit fort", 2008). Ihre Bekanntheit gründet jedoch insbesondere auf ihren Porträts und malerischen Serien, "Die Nonnen" (1999 bis 2002) oder "Die Päpste" (2003). Unter dem Eindruck des Amerika-Aufenthalts im Zuge ihres Jahresstipendiums des DAAD im legendären New Yorker PS1 Quartier, entstehen Anfang der 90er Jahre Porträt-Arbeiten, die - inspiriert von Filmplakaten, Starporträts und Fotografien - sich methodisch mit der Dekonstruktion der Oberflächenreize und Klischees der Medienwelt auseinandersetzten. Darin ergründet Schleime in diesen Bildern verschiedene weibliche und männliche Rollenmodelle. So in Werken wie "Flieger" (1999), das einen heroisch in die Ferne blickendem Soldaten zeigt, oder in satirischer Verkehrung in unserem Werk "Sei kein Frosch" (1994). Hier lächelt uns ein vielleicht etwas angeheiterter Soldat verschmitzt aus dem verschwommen grünen Bildgrund entgegen. Die Zweiteilung der Leinwand erinnert dabei an militärische Anwerbungsplakate mit abgesetztem Motivationsspruch, deren feierliche Strenge durch den angetrunken wirkenden Blick des jungen Mannes und den saloppen Spruch "Sei kein Frosch" jedoch deutlich ins Satirische gezogen wird. Klischeehafte Rollenmodelle und ihre subversive Brechung sind ein beständiges Interesse in den virtuos gemalten Porträtserien Schleimes.
Cornelia Schleime bespielt zahlreiche Einzelausstellungen im In- und Ausland, hervorzuheben ist die Wanderausstellung "Von Angesicht zu Angesicht", die 2003 / 2004 in Dessau, Kastrup, Aabenraa, Uelzen, Frankfurt an der Oder, Bamberg und Dresden Station machte. Das Schaffen von Cornelia Schleime wird weiterhin durch renommierte Preise wie dem Gabriele-Münter-Preis (2003), dem Fred-Thieler-Preis (2004) sowie kürzlich dem Hannah-Höch-Preis des Landes Berlin für ein hervorragendes künstlerisches Lebenswerk (2016) gewürdigt. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin und Brandenburg.



661
Cornelia Schleime
Sei kein Frosch (2-teilig), 1994.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 7.875

(inkl. Käuferaufgeld)