Auktion: 441 / Contemporary Art am 11.06.2016 in München Lot 812

 

812
Thomas Helbig
Jungfer, 2005.
Plastik
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 4.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Jungfer. 2005.
Plastik. Kunststoff, PU-Schaum, Farbe u.a.
Ca. 90 x 110 x 83 cm (35,4 x 43,3 x 32,6 in). Sockel 120 x 54 x 42 cm (47,2 x 21,2 x 16,5 in).
[FS].

PROVENIENZ: Galerie Rüdiger Schöttle, 2005.

AUSSTELLUNG: Gesamtkunstwerk: New Art from Germany, Saatchi Gallery, 18. November 2011 – 15. April 2012.
Thomas Helbig, Galerie Rüdiger Schöttle, 05. März 2005 – 04. Juni 2005.

LITERATUR: Germania, Saatchi Gallery, hg. von Jonathan Cape, 2008, S. 74-75
Thomas Helbig. Homo homini lupus. Herausgegeben von Guido W.Baudach u.a., Ostfildern 2008, S.173 (m.Farbabb.).

Die Skulpturen und Gemälde des Rosenheimer Künstlers Thomas Helbig faszinieren durch ein radikales Äußeres, das spannungsvoll auf der Schwelle zwischen Abstraktion und grotesker Figuration balanciert. Dabei zeigen besonders die neueren Skulpturen Thomas Herbigs, aus der Zeit nach 2003, eine eigentümliche Art des künstlerischen Schaffensprozesses. Sie entstehen aus verschiedenen Überbleibseln der Gesellschaft, Abfallprodukten, Flohmarktgütern oder Billigartikeln – Reminiszenzartikel der Massenproduktion und Kitschgesellschaft. Auch andere Künstler der Moderne bedienen sich Artikeln dieser Art, so beispielsweise die schon die Nouveaux Realistes oder aktueller auch Anselm Reyle. Bei Helbig kommt jedoch ausschlaggebend der Moment der Destruktion hinzu. Denn während einzelne Teile der Skulpturen – bei unserem Werk beispielsweise sind es Beine und Arme – klare Assoziationen schaffen und die eigene Imagination befeuern, wirken andere Elemente, wie die mit Lack und Harz überzogene Oberfläche, deutlich verfremdend und schaffen Distanz. Eine ähnliche Vorgehensweise findet sich auch in den Gemälden Helbigs, die aus Übermalungen entstehen. Verschwommen-geometrische Formen in gedämpften Farben scheinen auf der Bildfläche dahinzudriften, als tauchten sie aus einem unbestimmten Hintergrund auf. Helbig führt die Reduktion der erkennbaren Form bis zum Stadium der Unbestimmbarkeit. Auch die von Helbig verwendete Maltechnik feinster Pinselstriche, mit der er hauchdünne Farbschichten in einer deutlich reduzierten Farbpalette erzeugt, unterstützt das faszinierende Oszillieren zwischen dem Ver- und Enthüllen vertrauter Formen. Nicht selten belässt der Künstler seine Gemälde unvollendet, in einem Zustand der abstrakten und überlebensgroßen Unbegrenztheit. Zu seinem Vorgehen sagt Helbig selbst: „Es geht […] um eine Unkenntlichkeit, aus der wieder etwas Neues entstehen kann, sowohl bei den Übermalungen als auch bei den Skulpturen. Durch ein Verbergen etwas entdecken, durch ein Verschlüsseln etwas sichtbar machen. Das ist die Aufgabe der Bemalung: Indem die verschiedenen Materialien und ihre Farbigkeit zugunsten eines Organischen als Ganzes zurücktreten. Das Zerstören ist für mich die Voraussetzung – quasi die Befreiung aus dem Zwangsnaturalismus – dafür das sich so etwas wie Poesie einstellen kann.“ (zit. nach: Kat. Thomas Helbig. Homo homini lupus, hg. von Guido W. Baudach (u.a.), Ostfildern 2008, S. 10 f). Die Arbeiten Thomas Helbigs werden auf zahlreichen Ausstellungen gezeigt, beispielsweise im Museum Abteiberg, Mönchengladbach, und im Oldenburger Kunstverein. Anlässlich letzterer Ausstellung erscheint auch ein Katalog mit den Arbeiten Helbigs. In London stellt er im Institute of Contemporary Arts und der Galerie The Approach aus. 2008 bringt Helbig lebt und arbeitet in Berlin.



812
Thomas Helbig
Jungfer, 2005.
Plastik
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 4.000

(inkl. Käuferaufgeld)