Auktion: 441 / Contemporary Art am 11.06.2016 in München Lot 841

 

841
Silke Schatz
Engel, 2005.
Plastik
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 3.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Engel. 2005.
Plastik. Verschiedene Kleidungsstücke, bedruckter Stoff, Schaumstoff u.a.
Höhe ca. 190 cm (74,8 in).
Die Arbeit ist nicht freistehend und muss hängend montiert werden. [FS].

PROVENIENZ: Wilkinson Gallery, London, 2006.

AUSSTELLUNG: Time Lines. Nairy Baghramian, Steven Claydon, Gego, Runa Islam, Silke Schatz und John Stezaker, Kunstverein Düsseldorf, Düsseldorf 11.12.2005-19.2.2006.

LITERATUR: Ausst.-Kat. Silke Schatz. Radical Self/ Wurzelkind, hrsg. von Anita
Shah für Bomann-Museum Celle, Celle 4.4.-28.5.2006, S. 70 und 76 (mit
Farbtafel).

Das zentrale Element im Schaffen der deutschen Gegenwartskünstlerin Silke Schatz ist die kollektive und eigene Erinnerung. Dieser geht sie in monumentalen architektonischen Raumzeichnungen, skulpturalen wie modellhaften Objekten, Fotografien und Rauminstallationen auf die Spur. Unsere Skulptur „Engel“ ist der Prototyp der Werkgruppe der skulpturalen Stoffpuppen von Silke Schatz, die die Künstlerin selbst näht und mit fotografisch aufgenommenen Gesichtern bedruckt. Unser Werk entsteht im Zuge der Gruppenausstellung „Time Lines“ im Düsseldorfer Kunstverein zu sehen (2005/ 2006), die unterschiedliche künstlerische Positionen zum Thema Zeit und Zeitverlauf versammelt. Hier ist „Engel“ gegenüber der großformatigen Zeichnung eines Gebäudes in Fluchtpunktperspektive aufgestellt, die in den typischen buntfarbigen Linien der Künstlerin gezeichnet ist. Die Puppe nimmt in Bezug auf den Plan die Position des idealen Betrachters ein, wie die Künstlerin selbst sagt. Schatz nimmt hier Bezug auf die Erfindung der Zentralperspektive als ideale Perspektive der Renaissance, die sich aus der zeitgenössischen Sehtheorie und dem idealen Standpunkt des Betrachters entwickelte. Schatz geht es um die Thematik des Perspektivwechsels in der Zeit und identifiziert den modernen idealen Betrachter mit einem heutigen jungen Mann auf der Straße. Denn es geht ihr darum, „eine Verankerung nicht nur in der Kunstgeschichte, sondern im sozialen Umfeld zu schaffen.“ (zit. nach: Kat. Silke Schatz. Radical Self/ Wurzelkind, Bomann-Museum Celle, Celle 4.4.-28.5.2006, S. 73). Puppen dieser Art, tauchen neben den anderen Werkgruppen, auch in der Ausstellung „Radical Self/ Wurzelkind“ im Bomann-Museum Celle (2006) auf, die ein sehr persönliches Porträt der Erinnerung der Künstlerin und der Geschichte ihrer Geburtsstadt Celle zeichnet. Teil der Ausstellung sind unter anderem Bauten des Bauhaus-Architekten Otto Haesler, architektonische Zeichnungen vom NS-Regime genutzter Häuser in Celle sowie ein Stoffpuppen-Ehepaar. Dieses ist inspiriert von den eigenen Großeltern und bezieht sich damit auf die eigene Familienhistorie wie die Nazi-Vergangenheit der Stadt, denn der Großvater von Silke Schatz war als SS-Führer tätig. Äußerst spannungsvoll verbinden sich im Werk von Silke Schatz damit verschiedene Konzepte von persönlicher und kollektiver Erinnerung sowie die Möglichkeit von deren künstlerischer Dokumentation und Aufarbeitung. Neben mehreren Einzel- und Gruppenausstellungen, sind die Arbeiten von Silke Schatz auch in internationalen Schauen wie der europäischen Biennale für zeitgenössische Kunst, der Manifesta 5 in San Sebastien (2004), vertreten. Dieses Jahr sind die Arbeiten von Silke Schatz in Einzelausstellungen in der Kunsthalle Lingen sowie in der Galerie der Stadt Backnang zu sehen. Zudem sind die Werke der in Köln lebenden und arbeitenden Künstlerin Teil zahlreicher internationaler öffentlicher Sammlungen.



841
Silke Schatz
Engel, 2005.
Plastik
Schätzung:
€ 3.000
Ergebnis:
€ 3.000

(inkl. Käuferaufgeld)