Auktion: 441 / Contemporary Art am 11.06.2016 in München Lot 800

 

800
Robert Lucander
Ein Super-Zufallstreffer, 2001.
Acryl
Schätzung:
€ 5.000
Ergebnis:
€ 4.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Ein Super-Zufallstreffer. 2001.
Acryl und Buntstift auf Holz.
Verso signiert, datiert und bezeichnet. 170 x 120 x 2,4 cm (66,9 x 47,2 x 0,9 in).
[FS].

PROVENIENZ: Contemporary Fine Arts, Berlin (verso mit dem Galerieetikett und Stempel).

AUSSTELLUNG: Robert Lucander. Alibi, Contemporary Fine Arts, Berlin 23.5.-23.6.2001.

In den figurativen Werken des finnischen Malers Robert Lucander sind die Grenzen zwischen Abbild und Objekt fließend. Die scherenschnittartigen Darstellungen auf grob gemaserten Holzträgern verweisen auf fotografische Vorlagen aus den Massenmedien - Zeitungsausschnitte, Plattencover, Magazine, Filme. Das Grundmaterial seiner Bilder findet der Künstler an der Hochschule in Berlin: das robuste, stark gemaserte Holz der Trägerkisten für Kunstwerke. In seiner ersten Werkphase reflektiert Lucander noch über den Begriff der modernen Malerei und überzieht die Holzplatten in Anlehnung an den Suprematismus mit geometrischen und monochromen Kompositionen, die alles Persönliche verdrängen und auf eine höhere Ordnung hinweisen. Ab 1996 folgt der Wandel ins genaue Gegenteil. Ähnlich seines ehemaligen Lehrers Marwan Kassab-Bachi ist nun der Mensch das Studienobjekt des Künstlers. Doch wählt der Finne einen denkbar anderen Zugang als Kassab-Bachi: Nicht expressiv und abstrahierend, sondern flächig, plakativ und poppig zeigen sich die Menschendarstellungen, denen er in verschiedenen sozialen Kontexten auf die Spur geht. Von Obdachlosen als Außenseiter der Gesellschaft bis hin zu fröhlich lachenden Party-Gängern als deren extremes Gegenteil, wie in unserem Werk "Ein Super-Zufallstreffer" (2001), ist alles dabei. Die kontrastreichen Farbflächen aus matt schimmerndem Acryllack und die feinen Lineaturen aus Bleistift erzeugen im Verbund mit der Maserung des Holzes eine interessante bildräumliche Wirkung und eine ästhetisch ansprechende Bildsprache. In ihrer Fragmentierung erscheinen die Figuren Lucanders als Teilmaterialisationen einer komplexen Persönlichkeit, von denen uns nur eine kleine Facette vorgeführt wird. Die oberflächlich und belanglos wirkenden Motive erhalten durch dieses Verfahren eine hintergründige, oft ebenso ironische wie subversive Aussage: "Das Neue, Gegenwärtige und Alltägliche - letztlich nur flüchtige Varianten auf gewachsenen Strukturen: 'Semper eadem sed aliter', die Welt bietet immer dasselbe Schauspiel, eine Mischung aus Komödie und Tragödie, nur jeweils in einem anderen Kostüm." (zit. nach: Oliver Zybok (Hg.): Robert Lucander. Cocktail international, Ostfildern 2006, S. 30). In diesem gedanklichen und stilistischen Ansatz erinnern die fragmentierten Holzbilder Robert Lucanders an Arbeiten von Pop-Art Künstlern wie Andy Warhol. Dessen serielle, in knallige Farbfelder zerlegte Porträts von Pop-Ikonen wie Marilyn Monroe, spielten ebenfalls mit der Idee der Aufsplitterung des Menschen im Zeitalter der aufkommenden Massenmedien und des Konsums. Seit 1992 werden Werke von Robert Lucander auf zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert, unter anderem im Contemporary Fine Arts in Berlin (2001), im Kunst- und Kulturzentrum Montabaur (2011) und die Deichtorhallen in Hamburg (2012). Robert Lucander, Professor am Kunstinstitut der Berliner Universität der Künste, lebt und arbeitet in Berlin.



800
Robert Lucander
Ein Super-Zufallstreffer, 2001.
Acryl
Schätzung:
€ 5.000
Ergebnis:
€ 4.500

(inkl. Käuferaufgeld)