Auktion: 428 / Klassische Moderne am 03./05.12.2015 in München Lot 265

 

265
Georg Schrimpf
Stillende Mutter, 1919.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 287.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Stillende Mutter. 1919.
Öl auf Leinwand.
Hofmann/Praeger 1919/1. Rechts unten signiert und datiert. 110 x 90 cm (43,3 x 35,4 in).

Bedeutendes frühes Gemälde, das sich an Vorbildern der italienischen Renaissance orientiert.

PROVENIENZ: Kunstantiquariat Eduard Walz, München (mit einer Empfangsbestätigung).
Privatsammlung Süddeutschland (1934 beim Vorgenannten erworben, persönlicher Kontakt zu Familie Schrimpf).
Privatsammlung Süddeutschland (durch Erbschaft, seit 81 Jahren in Familienbesitz).

AUSSTELLUNG: Georg Schrimpf, 56. Ausstellung Neue Kunst, Hans Goltz, München, Januar 1920, Nr. 19 (auf dem Keilrahmen mit Resten vom Etikett).
Deutscher Expressionismus, Städt. Ausstellungsgebäude Mathildenhöhe, Darmstadt, 10.6.-30.7.1920, Kat.-Nr. 607.
16. Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Kunstverein Hamburg, 14.8.-31.10.1921, Kat.-Nr. 301.
Neue Sachlichkeit, Städtische Kunsthalle Mannheim, 14.6.-13.9.1925
Kunstverein Hannover (auf dem Keilrahmen mit Etikett).
Ein Maler der neuen Sachlichkeit, eine Malerin des Expressionismus: Georg Schrimpf, Maria Uhden, Haus am Waldsee, Berlin 11.5.-16.6.1985/Villa Stuck/Städtische Galerie Albstadt.
Georg Schrimpf: Ölbilder, Aquarelle, Galerie Nikolaus Fischer, Frankfurt am Main, 1992 (auf dem Keilrahmen mit dem Galerieaufkleber, Ausst.-Kat. mit Abb.).
Süddeutsche Freiheit. Kunst der Revolution in München 1919, Lenbachhaus München 10.11.1993-9.1.1994, Kat.-Nr. 152 (Ausst.-Kat. mit Farbabb.).

LITERATUR: Oskar Maria Graf, Georg Schrimpf, Leipzig 1923, S. 11.
Wolfgang Storch, Georg Schrimpf und Maria Uhden. Leben und Werk, Berlin 1985, ganzseitige Farbtafel S. 86.

Den Tod seiner Frau Maria versucht Schrimpf künstlerisch zu verarbeiten und beschäftigt sich in den Jahren 1918/19 überwiegend mit dem Thema "Mutter und Kind", um so seiner Ehefrau ein Denkmal zu setzen. So entsteht auch unser Bild "Stillende Mutter", das in seiner Farbigkeit stark an Franz Marcs "Blaues Pferd I" erinnert. Die Komposition ist stark beeinflusst von den Werken der italienischen Frührenaissance. Georg Schrimpf schafft eine Figurenkomposition, die in ihrer ruhigen Statuarik an Heiligenbilder dieser Zeit erinnert. Er übernimmt die dort oft geübte Dreieckskomposition, die zum elementaren Bestandteil seiner Werke wird, deren formaler Aufbau aus einer Synthese des Althergebrachten mit einer Formenvereinfachung und der Gewichtung einer besonderen Innigkeit in der Beziehung der Figuren zueinander besteht. Die weit geöffneten Augen sind in ihrer Starre bildbeherrschend, um in ihrer ikonenhaften Bildwirkung den spirituellen Charakter des Werkes zu betonen. Georg Schrimpf holt die althergebrachte religiöse Ikonografie in eine Bürgerlichkeit, ohne sich jedoch im kleinbürgerlichen Genre zu verlieren. Das Hauptmotiv, einer "Anna selbdritt" gleichend, wird von einer abweisend kühlen Stadtlandschaft flankiert, die fast das gesamte obere Drittel der Komposition beansprucht. Der Gegensatz vom innigen Zueinander der drei Personen und der sich türmenden Stadtarchitektur könnte nicht größer sein. Offensichtlich kam es Schrimpf in der Komposition auf diese Gegensätze an. Mit diesem Bild erhebt Georg Schrimpf seine tote Frau in den Stand der Heiligen und untermauert seine Stellung als einer der Hauptvertreter der Neuen Sachlichkeit.



265
Georg Schrimpf
Stillende Mutter, 1919.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 287.500

(inkl. Käuferaufgeld)