Auktion: 432 / Klassische Moderne I am 11.06.2016 in München Lot 308

 

308
Edvard Munch
Weib mit rotem Haar und grünen Augen. Die Sünde, 1902.
Farblithografie
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 50.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Weib mit rotem Haar und grünen Augen. Die Sünde. 1902.
Farblithografie.
Schiefler 142 c; Woll 198 wohl II.2 (von V). Rechts unten signiert. Selten. Auf feinem chamoisfarbenem Japan, auf feines Japan aufgezogen. 69,5 x 40 cm (27,3 x 15,7 in). Papier: 78,2 x 54 cm (31 x 21,1 in).
Die Dargestellte könnte Tulla Larsen sein, Freundin von Edvard Munch bis 1902.
Die großformatige Farblithografie gehört zu den wichtigsten druckgrafischen Arbeiten Munchs.

PROVENIENZ: Villa Grisebach Auktionen Nr. 7, 25. November 1988, Los 69 (mit Farbabb.).
Privatsammlung Baden-Württemberg (seit 1988).

AUSSTELLUNG: Ein anderes Exemplar der Grafik wurde in folgender Ausstellung gezeigt:
100 Jahre Brücke. Expressionismus aus Berlin, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München, 24.2.-21.5.2006, Kat.-Nr. 278, S. 35 (mit Farbtafel 19).

Edvard Munch, der, dem Zeitgeist folgend, in der Frau die große Verführerin sah, hat wohl auch in Kenntnis des berühmten Gemäldes von Franz von Stuck, dessen erste Version 1891 die Gemüter erregte, sich dieses Sujets angenommen und es in seinem Sinne interpretiert. Während bei Stuck eine Schlange zusätzlich auf die Sünde und den alttestamentlichen Sündenfall hinweist, konzentriert sich Munch auf die Frau an sich, in der er die eigentliche Verführerin sieht. Allein ihre Erscheinung, hier mit rotem Haar und grünen Augen, ist bestimmend. Das Dreiviertelporträt, bereits in der Renaissance in Lucretia- und Salomé-Darstellungen gestaltet, wird von Munch zum Sinnbild einer Erscheinung gedeutet, die in ihrer direkten Aussage wenig Zweifel an der Wirkung ihrer sinnlichen Ausstrahlung lässt. Munch verbürgerlicht die Szene und gibt ihr so einen allgemeingültigen Charakter. Die Dämonisierung der Frau als sündiges Weib fand mit den gesellschaftlichen Umwälzungen im Gefolge des Ersten Weltkrieges ein jähes Ende. Edvard Munch hat den Druck dieser Farblithografie, die in mehreren Farbvarianten gedruckt wurde, selbst überwacht. Eigenen Bekundungen zufolge betrachtete er es als sinnvoll und notwendig, dass der Künstler beim Druck der von ihm geschaffenen Grafik dabei sein sollte, nur so könne man von originaler Künstlergrafik sprechen. Die vorliegende Farblithografie gehört zu den wichtigsten Werken der Druckgrafik der progressiven Kunst vor dem Ersten Weltkrieg. Sowohl vom Motiv als auch von der technischen Ausführung ist sie als eine der bedeutendsten Schöpfungen in der Druckgrafik zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu werten.



308
Edvard Munch
Weib mit rotem Haar und grünen Augen. Die Sünde, 1902.
Farblithografie
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 50.000

(inkl. Käuferaufgeld)