Auktion: 419 / Klassische Moderne am 05.12.2014 in München Lot 1

 

1
Christian Rohlfs
Weiden im Frühling, 1893.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 23.125

(inkl. Käuferaufgeld)
Weiden im Frühling. 1893.
Öl auf Leinwand.
Vogt 144. Links unten signiert und datiert. 40 x 60 cm (15,7 x 23,6 in). [JS].

PROVENIENZ: F. Bahlmann, Dortmund.
Springorum, Dortmund (auf dem Keilrahmen mit dem Eitkett).
Privatsammlung München.

Am 22. Dezember 1849 wird Christian Rohlfs in Niendorf in Holstein geboren. Während eines zweijährigen Krankenlagers von 1864-66 wird Rohlfs von dem Arzt Dr. Stolle betreut, der die malerische Begabung des Jungen entdeckt und fördert. In dieser Zeit entstehen die ersten Zeichnungen. Auf Anraten und Empfehlung Theodor Storms geht Rohlfs zunächst nach Berlin, dann 1870 an die Kunstakademie in Weimar, um Malerei zu studieren. Ein Beinleiden verschlimmert sich in den kommenden zwei Jahren derart, dass ihm 1873 ein Bein amputiert werden muss. Als Historien- und Genremaler findet Rohlfs die Anerkennung des Großherzogs von Sachsen-Weimar, der ihn jahrelang unterstützt. Seine unabhängige stilistische Entwicklung parallel zur Schule von Barbizon und zum französischen Impressionismus ist ab 1888 zu erkennen.

Nach einer pointillistischen Phase findet Christian Rohlfs wieder zu einer Malweise, die spätimpressionistische Tendenzen mit einem neuen expressiven Formen- und Farbengut vereint. Baumgruppen in Reihung, oft entlang eines Baches, sind ein beliebtes Motiv der Jahrhundertwende und im Jugendstil - dem Rohlfs allerdings kaum Beachtung schenkt - das Landschaftsmotiv schlechthin. Ab den 1880er Jahren beginnt sich Christian Rohlfs intensiv mit der Landschaftsmalerei auseinanderzusetzen, die über die Zeit seines künstlerischen Schaffens hin eine kontinuierliche stilistische Weiterentwicklung durchlaufen wird. Denn für Christian Rohlfs ist die Landschaft in ihrem erinnerlichen Ausdruckswert auch ein Vorwand, sich immer wieder neu gesehenen Farb- und Formproblemen zu stellen.

Durch die Vermittlung Henry van de Veldes lernt Rohlfs den Gründer des Museums Folkwang Karl Ernst Osthaus in Hagen/Westfalen kennen. Dieser überzeugt ihn, 1901 nach Hagen überzusiedeln, um eine von ihm geplante Malschule zu leiten - das Vorhaben scheitert jedoch. Während der Sommeraufenthalte in Soest lernt er 1905 Emil Nolde kennen. Der beginnende Expressionismus der "Brücke", dem im Museum Folkwang frühe Ausstellungen gewidmet sind, entspricht Rohlfs' eigener Tendenz zu expressiver Gestaltung. Prägt nach der Akademiezeit der Impressionismus das Werk von Christian Rohlfs zwanzig Jahre lang, so findet er als Sechzigjähriger zu einem expressiven Spätstil. Bevorzugt verwendet er Tempera auf Leinwand und Papier, daneben entstehen Aquarelle und Druckgrafik. Zahlreiche Ehrungen belegen die Anerkennung, die seine späten Arbeiten finden. 1929 wird zum 80. Geburtstag des Künstlers das Christian Rohlfs Museum in Hagen gegründet. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird Rohlfs 1937 aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen. 412 seiner Bilder entfernt man als "entartet" aus deutschen Museen, sein Ausschluss aus der Preußischen Akademie der Künste folgt. Ein Jahr später, am 8. Januar 1938 stirbt Christian Rohlfs in seinem Hagener Atelier. In die Kunstgeschichte geht er als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Expressionismus ein.




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Christian Rohlfs
Weiden im Frühling, 1893.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 23.125

(inkl. Käuferaufgeld)