Auktion: 420 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 06.12.2014 in München Lot 867

 

867
Emil Schumacher
Edina I, 1983.
Öl
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 61.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Edina I. 1983.
Öl und Sand über Collage auf Wellpappe, in Original-Schattenfugenrahmen montiert.
Rechts unten signiert und datiert. Verso betitelt und bezeichnet. 70 x 102 cm (27,5 x 40,1 in). Schattenfugenrahmen: 74,5 x 107 cm (29,3 x 42,1 in).
[JS].

Wir danken Herrn Dr. Ulrich Schumacher, Emil Schumacher Stiftung Hagen, für die wissenschaftliche Beratung. Die Arbeit ist im Archiv unter der Nummer "0/212" registriert.

PROVENIENZ: Sammlung Peter Raue, Berlin.
Arnold Herstand & Company, New York (verso mit dem Etikett).
Privatsammlung Baden-Württemberg.

AUSSTELLUNG: Emil Schumacher. Späte Bilder, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 13.5.-25.6.1989, Kat.-Nr. 92 (verso mit dem Etikett).
Emil Schumacher. Retrospektive, Galerie Nationale de Jeu de Paume, Paris/Hamburger Kunsthalle/Haus der Kunst, München, 1997/98, Kat.-Nr. 34 (mit Abb.).

Der 1912 im westfälischen Hagen geborene Emil Schumacher beginnt im Alter von 20 Jahren ein dreijähriges Studium an der Kunstgewerbeschule in Dortmund. Er ist ab 1935 als freier Maler tätig, 1947 gründet Schumacher mit einigen Malerkollegen die Künstler- und Ausstellungsvereinigung "junger westen". Ab 1950 findet ein radikaler Umbruch in Schumachers Werk statt. Er verabschiedet den Gegenstand als Bildmotiv und entscheidet sich für die Ausdruckskraft der Malerei selbst. Die Farbe wird zunehmend zu einem eigenen Bildfaktor. Dieser biografisch-künstlerische Vorgang vollzieht sich vor dem Hintergrund eines Zeitstils, der von der französischen École de Paris, dem Tachismus und vom amerikanischen Action Painting geprägt ist. Ist die Abstraktion einerseits Zeitzeichen, so wird sie für Schumacher andererseits zum Merkmal seiner persönlichen Handschrift, seines Stils. Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre experimentiert Schumacher mit einem rigorosen Aktionismus, der sich vor allem in den "Hammerbildern" ausdrückt. Die Verletzung und Beschädigung des Bildträgers bieten ihm die Möglichkeit, Zerstörung selbst als bildnerisches Mittel in der Kunst einzusetzen. Seit der Teilnahme an der documenta III in Kassel 1964 entstehen bis in die 1980er Jahre extrem großformatige Bilder, in denen sich eine eminente malerische Freiheit manifestiert.

Wie kaum ein anderer abstrakter Maler lässt sich Schumacher von landschaftlichen Eindrücken inspirieren. Nicht nur formale Elemente, sondern auch die verkrustete Haptik der Oberflächen scheint auf Natureindrücken des Künstlers zu basieren. "Man möchte vom Gestus der zeichnerischen Graphismen sagen, daß er von den knorrigen Arabesken alter Olivenbäume bis zu den ruhigen Bogenformen maurischer Moscheen reicht; von der Vehemenz expressiver Gebärden bis zum reinen, wenngleich stets auch 'gestörten' Klang einer einfachen Kurve" (Werner Schmalenbach, Emil Schumacher, Köln 1981, S. 142). Auch das vorliegende Gemälde lebt von solchen architektonischen und landschaftlichen Anspielungen und ist doch gleichzeitig ein Bekenntnis zur reinen Malerei, die aus sich selbst heraus wirkt, Farbe und Material Raum lässt und in ihrer Dreidimensionalität eine rein malerische Landschaft bildet.

In Schumachers späten Arbeiten aus den 1990er Jahren, in denen eindeutig gegenständliche Reminiszenzen auftauchen, hat Schumacher den Gegensatz zwischen Abstraktion und Figuration überwunden. Ab Mitte der 1950er Jahre erfährt er als einer der bedeutendsten Vertreter des Informel international hohe Anerkennung. Schumachers Werk wird durch zahlreiche internationale Preise ausgezeichnet, von denen die Verleihung des Guggenheim-Awards in New York 1958 nur der Auftakt ist. Im gleichen Jahr wird er als Professor an die Hochschule für bildende Künste in Hamburg berufen, 1966 nimmt er eine Professur in Karlsruhe an und geht 1967 für ein Jahr als Gastprofessor an die Universität in Minneapolis/USA. 1998 ehrt ihn der Bundestag mit einem Auftrag für ein Wandgemälde im Berliner Reichstagsgebäude. Ein Jahr nach der großen Retrospektive in München stirbt Emil Schumacher am 4. Oktober 1999 in San José.




867
Emil Schumacher
Edina I, 1983.
Öl
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 61.250

(inkl. Käuferaufgeld)