Auktion: 419 / Klassische Moderne am 05.12.2014 in München Lot 213

 

213
Hermann Max Pechstein
Der Apfel, 1911.
Lithografie
Schätzung:
€ 7.000
Ergebnis:
€ 10.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Der Apfel. 1911.
Lithografie.
Krüger L 139. Signiert, datiert "1919" und betitelt. Auf sehr feinem, chamoisfarbenem Japan. 43,5 x 32 cm (17,1 x 12,5 in). Papier: 45 x 33,5 cm (17,7 x 13 in).
[JS].
Sehr selten. Erstmals wird ein Abzug dieser Lithografie auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: www.artnet.de).

Schon früh wird das künstlerische Talent Hermann Max Pechsteins erkannt und gefördert. Sein Werdegang, erst als Lehrling bei einem Zwickauer Malermeister, dann in der Dresdner Kunstgewerbeschule und schließlich an der dortigen Akademie bei dem Dekorationsmaler Otto Gußmann, verhilft Pechstein zu einem soliden handwerklichen Können. Als er 1906 für die Dresdner Kunstgewerbeausstellung ein Deckenbild in so unkonventioneller Farbigkeit malt, dass es der Auftraggeber durch graue Spritzer dämpfen lässt, wird Erich Heckel auf Pechstein aufmerksam und holt ihn schließlich in die ein Jahr zuvor gegründete Künstlervereinigung "Brücke", welche sich zum Ziel eine dem Impressionismus entgegengesetzte, aus der Kraft der Farbe kommende Malerei gesetzt hatte und "alle revolutionären und gärenden Kräfte an sich [..] ziehen wollte" (Schmidt-Rottluff). Im Umfeld der "Brücke"-Mitglieder entwickelt sich der expressionistische Stil Pechsteins nun weiter, wobei es sein Ziel ist, mit wohldosiertem Einsatz malerischer Mittel den motivischen Kernpunkt herauszuarbeiten.1908 lässt sich Pechstein in Berlin nieder und wird dort zum Mitbegründer der Neuen Sezession. Er schafft Figurenbilder, Stillleben und Landschaften in einem gemäßigt expressionistischen Stil, der zu dem frühen und langanhaltenden Erfolg des Künstlers führt.

Auf der Suche nach einem Aktmodell, das seinen Vorstellungen entspricht, lernt Max Pechstein 1909 Charlotte Kaprolat kennen. Sie wird sein bevorzugtes Modell und im Jahr 1911 gerade mal 18jährig zu seiner Frau. Ihr üppiger weiblicher Körper ist Inbegriff einer erträumten Sinnlichkeit, deren Interpretation das erklärte Ziel der Maler der Jahrhundertwende ist. Die sitzende junge Frau die Pechstein 1911 auf der seltenen Lithografie "Der Apfel" ins Bild setzt, ist vermutlich seine junge Frau Lotte. Der Vertrautheit mit seinem Modell und Lebenspartnerin ist es zu verdanken, dass Max Pechstein hier eine intime häusliche Szene in der Art der Genremalerei des vergangenen Jahrhunderts schildert. Die leichte Melancholie, die sowohl im Gesichtsausdruck als auch in der Haltung der Dargestellten zum Ausdruck kommt, ist einem Stimmungswert geschuldet, den Max Pechstein oft thematisiert.

1937 wird Hermann Max Pechstein als "entarteter Künstler" diffamiert. Ab 1945 dann lehrt er an der Berliner Akademie der Künste. Neben der Malerei entsteht im Bereich der Grafik ein Werk mit mehr als 850 Holzschnitten, Lithografien und Radierungen.




213
Hermann Max Pechstein
Der Apfel, 1911.
Lithografie
Schätzung:
€ 7.000
Ergebnis:
€ 10.000

(inkl. Käuferaufgeld)