Auktion: 420 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 06.12.2014 in München Lot 1004

 

1004
Henriette Grahnert
Konstrukt, 2005.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 5.000
Ergebnis:
€ 6.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Konstrukt. 2005.
Öl auf Leinwand.
Auf dem Keilrahmen signiert und datiert. 200 x 79,5 cm (78,7 x 31,2 in). [JS].

PROVENIENZ: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.

Im Jahr 1977 wird Henriette Grahnert, eine Meisterin der abstrakten Kunst, in Dresden geboren. Für das Studium der Malerei zieht es sie 20-jährig nach Leipzig an die Hochschule für Grafik und Buchkunst. Als Schülerin von Arno Rink wäre Henriette Grahnert nun eigentlich für eine Laufbahn in der "Neuen Leipziger Schule" prädestiniert gewesen. Als sie jedoch 2004 ihr Studium beendet, das sie auch für ein Jahr an die Glasgow School of Arts führt, ist der "Leipziger Weg" der surreal-fantastischen Figuration bereits allzu ausgetreten. Henriette Grahnert sucht nach anderen, neuen Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks und findet sie in der Abstraktion. Ihre sinnlich-abstrakten Arbeiten, die im Kontext der "Leipziger Schule" gleichsam rebellisch erscheinen, zeichnen sich durch das kunstvolle Gegenspiel von Chaos und Ordnung aus. Zugleich thematisiert sie den Malakt selbst, macht ihn auch äußerlich zum eigentlichen Kern ihrer Arbeit. Henriette Grahnert demonstriert mit ihrer "Malerei über Malerei" gezielt technische Fehler: Kleckse, abblätternde Farbschichten oder Klebefilmstreifen verunzieren die Bilder. Freilich handelt es sich dabei nicht um maltechnisches Unvermögen, sondern ganz im Gegenteil um den Ausdruck tiefer gedanklicher Durchdringung und Virtuosität. Subtil macht Henriette Grahnert mit ihren Werken die engen Grenzen vorherrschenden Kunstgeschmacks offensichtlich und konfrontiert den Betrachter mit seinen Urteilen und Vorurteilen.

Urteile und Vorurteile des Betrachters sind es auch, die Henriette Grahnert in unserem großen Gemälde "Konstrukt" thematisiert. Auf den ersten Blick ist diese Arbeit, wie es auch der Titel suggeriert, konstruktivistisch-abstrakt. Doch der zweite Blick offenbart, dass es sich um ein ganz figuratives "Konstrukt" handelt: ein Brettergebilde. In der oberen Bildhälfte des strengen Hochformats löst sich die figurative Basis dieser Komposition jedoch zunehmend in Abstraktion auf. Gekonnt hinterfragt Grahnert in "Konstrukt" die Gültigkeit der Grenze zwischen Abstraktion und Figuration - und schafft so ein Werk von geradezu konzeptueller Aussagekraft.

In den letzten Jahren behauptet sich die ebenso unerschrockene wie authentische Kunst der Henriette Grahnert zunehmend in der Kunstszene. Längst ist die Malerin, 2008 mit dem Ernst Barlach Preis und dem üppig dotierten Kunstpreis der Sachsen Bank geehrt, zu einer festen Größe innerhalb der gegenwärtigen Abstraktion geworden. Ihre Karriere wird von wichtigen Einzelausstellungen begleitet, die etwa in Coventry (2007), London (2008), Leipzig (2008, 2013) und Hamburg (2014) zu sehen sind. Henriette Grahnert lebt und arbeitet in Leipzig.
Henriette Grahnert ist u.a. vertreten in:
Galerie Kleindienst, Leipzig




1004
Henriette Grahnert
Konstrukt, 2005.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 5.000
Ergebnis:
€ 6.000

(inkl. Käuferaufgeld)