Auktion: 419 / Klassische Moderne am 05.12.2014 in München Lot 337

 

337
Emil Nolde
Dschunken, 1913.
Aquarell
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 50.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Dschunken. 1913.
Aquarell und Tuschpinselzeichnung.
Links unten signiert. Auf bräunlichem Zeichenpapier. 19,7 x 27 cm (7,7 x 10,6 in), blattgroß.

Mit einer Fotoexpertise von Prof. Dr. Manfred Reuther, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde vom 16. Oktober 2014.

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

Am 7. August 1867 wird Emil Hansen im deutsch-dänischen Grenzland geboren. Den Namen seines Heimatortes Nolde nimmt er später als Künstlernamen an. Nach einer Lehre als Möbelzeichner und Holzschnitzer 1884-88 in Flensburg arbeitet er für verschiedene Möbelfabriken in München, Karlsruhe und Berlin. 1892 erhält Emil Nolde am Gewerbemuseum in St. Gallen eine Stellung als Lehrer für gewerbliches Zeichnen, die er bis 1898 innehat. Dort, wo zunächst vor allem Landschaftsaquarelle und Zeichnungen der Bergbauern entstehen, wird Nolde durch kleine farbige Zeichnungen der Schweizer Berge bekannt. Mit dem Entschluss, Maler zu werden, geht Nolde schließlich nach München, doch die Akademie unter Franz von Stuck lehnt ihn ab. Es folgt ein Studium an der privaten Malschule von Adolf Hölzel in Dachau und ab 1899 an der Académie Julian in Paris. 1900 mietet er ein Atelier in Kopenhagen und zieht 1903 auf die Insel Alsen. Durch die Auseinandersetzung mit den Neoimpressionisten Vincent van Gogh, Edvard Munch und James Ensor gelangt Nolde ab 1905 von seinem anfänglich romantischen Naturalismus zu einem eigenständigen Stil, in dem die Farbe eine wesentliche Rolle spielt; es entstehen farbintensive, leuchtende Blumenbilder. 1906 lernt Nolde während eines Aufenthaltes in Alsen die "Brücke"-Maler kennen, deren Gruppe er sich vorübergehend anschließt. In einer Reihe von Porträtstudien beginnt die Hinwendung zum Aquarell. 1910 wird Emil Nolde nach einer Kontroverse mit Max Liebermann aus der "Berliner Sezession" ausgeschlossen und gründet mit anderen zurückgewiesenen Künstlern die "Neue Sezession", an deren Ausstellungen er bis 1912 teilnimmt.

Die große Südseereise, die Emil Nolde auf Einladung des Reichskolonialamtes als ethnografischer Zeichner zusammen mit seiner Frau Ada 1913/14 unternimmt, löst entscheidende künstlerische Impulse für das spätere Schaffen des Malers aus. Bedingt durch die äußeren Umstände sind es vor allem Zeichnungen und Aquarelle, die Nolde von dieser Reise als spontane Notizen zurückbringt. Sie zählen in ihrer Aussage - bedingt durch den Zeitdruck, unter dem sie entstehen - zu den bedeutendsten Arbeiten in diesen Techniken. Exemplarisch für das reife Können Noldes steht das vorliegende Blatt, das in der sicheren Erfassung des Motivs unter Ausnutzung der Papierfläche, die hier weite Teile der Komposition mitbestimmt, besticht. Am Meer geboren und aufgewachsen, dem Meer zeitlebends verbunden, versteht sich Nolde als Interpret jenes beglückend-dunklen Elements, das unter seiner scheinbaren Glätte viel Gewalt verbergen kann. Die Dschunken vor Hongkong schaukeln im hellen Gewässer vor einem dunklen Himmel, der die Komposition nach oben abschließt und ihr eine eigene, fast bedrohliche Wirkung verleiht. Mit nur wenigen Pinselstrichen deutet der Maler die Wasserbewegungen an, die die Dschunken zum Schwingen bringen. Das alles wird in Minuten konzentriertester Arbeit erfasst, gleichsam als Spontaneindruck.

Ab 1916 verbringt er den Sommer auf der Insel Föhr und lässt sich 1928 in Seebüll nieder. Der dort angelegte Garten, Küstenlandschaften und religiöse Szenen werden zu tragenden Sujets. Von den Nationalsozialisten als Künstler verfemt, dazu ab 1941 mit Arbeitsverbot belegt, malt Nolde ab 1938 in Seebüll seine "Ungemalten Bilder", viele hundert kleine Aquarelle, die er nach 1945 als Ölbilder wieder aufgreift. In den letzten Lebensjahren entstehen vor allem Aquarelle mit Blumen- und Landschaftsmotiven aus der näheren Umgebung seines Hauses in Seebüll, wo Nolde am 13. April 1956 stirbt.




337
Emil Nolde
Dschunken, 1913.
Aquarell
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 50.000

(inkl. Käuferaufgeld)