Auktion: 419 / Klassische Moderne am 05.12.2014 in München Lot 67

 

67
Paul Klee
Akt in geschraubter Bewegung
Bleistiftzeichnung
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 15.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Akt in geschraubter Bewegung. 1933.
Bleistiftzeichnung.
Klee 6314. Links unten signiert. Auf dem collagierten Original-Unterlagekarton datiert und betitelt sowie mit der Werknummer "Y8" bezeichnet. Auf dünnem Zeichenpapier (linke Kante mit Perforierung). 42,5 x 32 cm (16,7 x 12,5 in), Blattgröße. [KD].

PROVENIENZ: Hermann und Margit Rupf, Bern (bis 1954).
Berggruen & Cie, Paris (1954-1959).
James Wise, Genf/New York/Nizza (ab 1959).
New Art Center, New York (bis 1962).
Curtis O. Baer (bis 1985).
Sammlung Edgar M. Bronfman, New York.

AUSSTELLUNG: Paul Klee. Zeichnungen und Aquarelle 1913-40, Galerie Würthle, Wien, Februar - März 1959, Nr. 29.
Paul Klee. Drawings and watercolors, New Art Center Gallery, New York, 18.1.-20.2.1960, Nr. 16 mit Abb.
Master drawings from Titian to Picasso. The Curtis O. Baer Collection, National Gallery of Art, Washington D.C./Indianapolis Museum of Art u.a. Juli 1985 - Januar 1987, S. 164, Nr. 96 mit Abb.
Paul Klee 1933, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München/Kunstmuseum, Bern/Schirn Kunsthalle, Frankfurt a. Main/Kunsthalle, Hamburg, Februar 2003 - März 2004, Kat.-Nr. 155 mit Abb.

Am 18. Dezember 1879 wird Paul Klee in Münchenbuchsee bei Bern geboren. 1898 siedelt er nach München über, wo er bei Heinrich Knirr Radier- und Zeichenunterricht nimmt. Zwei Jahre später beginnt Klee ein Studium an der Münchener Akademie in der Malklasse von Franz von Stuck. Erste Studienreisen führen ihn 1901/02 nach Rom, 1905 nach Paris. Als Klee im Jahr 1908 an den Ausstellungen der Münchner und der Berliner Sezession teilnimmt, macht er die Bekanntschaft von Wassily Kandinsky, Franz Marc und Hans Arp, die sich prägend auf sein künstlerisches Schaffen auswirkt. Durch die Teilnahme an der zweiten Ausstellung des "Blauen Reiter" im Jahre 1912 lernt er weitere herausragende zeitgenössische Künstler und Schriftsteller wie Alexej von Jawlensky, Rainer Maria Rilke und Herwarth Walden kennen. Seit 1914 beschäftigt er sich verstärkt mit der Aquarellmalerei, wobei die gemeinsame Tunesienreise mit August Macke und Louis René Moilliet zum entscheidenden Schritt zu einem eigenen malerischen Stil wird. Nach dem Kriegsdienst wird Klee 1920 von Walter Gropius an das Weimarer Bauhaus berufen, wo er zunächst als Formmeister, später in einer eigenen Malklasse unterrichtet. In den darauf folgenden Jahren intensiviert der Künstler seine Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland: 1924 stellt Klee in New York aus, 1925 nimmt er an der ersten Gruppenausstellung der "peinture surréaliste" in Paris teil, u.a. mit Max Ernst, Joan Miró und Pablo Picasso. Ein Jahr später gründet er in Weimar zusammen mit Kandinsky, Lyonel Feininger und Jawlensky die Künstlergruppe "Blaue Vier". 1931 erhält Klee eine Professur an der Düsseldorfer Akademie und löst daraufhin den Vertrag mit dem Bauhaus. Zwei Jahre später wird der Maler als "entarteter Künstler" fristlos entlassen und siedelt nach Bern über.

Mit schwungvollen Parallelstrichen modelliert Paul Klee einen Akt, dessen komplizierte Körperhaltung durch die wellig-gerundeten Strichlagen noch betont wird. Scheinbar ohne natürliche Balance und doch von einer zur Schau getragenen, fast imperialen Haltung ist die Gestalt eine Verkörperung so vieler Widersprüche, dass sich der Gesamteindruck zu einer pittoresken Tanzfigur verdichtet, wie sie sich in der Historie etwa in den Tänzern der Balli di Sfessania von Jacques Callot finden lässt, während die aufmüpfige Attitüde der Kopfhaltung ihre Vorbilder in den satirischen Lithografien von Honoré Daumier hat, die Paul Klee zu schätzen wusste. Die Zeichnung in ihrer Gesamtheit ist ein eindrucksvolles Zeugnis der Zeichenkunst von Paul Klee, die in ihrer Bandbreite der Gestaltungsmöglichkeiten ihresgleichen sucht und zugleich viel von der kritischen Geisteshaltung ihres Gestalters in einer für ihn unsicheren Zeit verrät.

1937 entfernen die Nationalsozialisten 102 seiner Werke aus deutschen Museen, im selben Jahr werden 17 Arbeiten in der Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt. Trotz einer schweren Erkrankung ist Klee in dieser Zeit außerordentlich produktiv. Es entstehen die Balkenstrichbilder und die tragisch dämonischen Gestalten, die auf Klees Todesahnung hindeuten. Er stirbt am 29. Juni 1940 in Muralto im Tessin. Paul Klees künstlerisches Werk entzieht sich weitgehend einer eindeutigen stilistischen Einordnung. Er verarbeitet Anregungen des Expressionismus und Nachimpressionismus, der französischen Fauves wie der Kubisten. Abstrahierende und surrealistische Elemente verbinden sich zu einer einzigartigen Bildwelt. Paul Klees Werke finden sich in den bedeutendsten Museen der Welt. Die wichtigste Sammlung ist das Museum Zentrum Paul Klee in Bern, wo ca. 4.000 Arbeiten aufbewahrt werden.




67
Paul Klee
Akt in geschraubter Bewegung
Bleistiftzeichnung
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 15.000

(inkl. Käuferaufgeld)