Auktion: 415 / Klassische Moderne am 06.06.2014 in München Lot 208

 

208
Alexander Calder
Ohne Titel, Um 1940.
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 93.940

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. Um 1940.
Brosche. Silber- und Stahldraht mit Keramikfragment.
Unikat. Durchmesser: ca. 9,5 cm (3,7 in).
[JS].
Calders filigrane Schmuckkreationen zählen auf dem internationalen Auktionsmarkt zu den gefragtesten Designobjekten der Moderne.
Diese Losnummer kann entgegen der im Katalog genannten Regelbesteuerung auch differenzbesteuert + Weiterberechnung der verauslagten 7% Einfuhrumsatzsteuer abgerechnet werden (Ersparnis von etwa 5% im Vergleich zur Regelbesteuerung)
.
Die Arbeit ist im Archiv der Calder Foundation, New York, unter der Nummer "A 16891" registriert.

PROVENIENZ: Perls Galleries, New York; die Galerie von Klaus Perls vertrat seit 1954 Calders Werk exklusiv in Amerika.
Privatsammlung.

Alexander Calder zählt zu den herausragenden US-amerikanischen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Bereits 1926 präsentiert der Künstler seine frühen Drahtskulpturen, Zeichnungen und Gemälde in einer ersten Ausstellung in "The Artists Gallery", New York, der Öffentlichkeit. 1926 beginnt Calder mit der Arbeit an seinem legendären "Cirque Calder", ein sich ständig vergrößerndes Konvolut mechanischer Spielzeuge aus Draht, Gummi, Leder und Holz. In den Folgejahren gehören neben Calders berühmten Mobiles auch die einzigartigen Schmuckentwürfe des Künstlers fest zu seinem vielseitigen skulpturalen Œuvre. Calder nutzt seine Schmuckkreationen aus Metall, Draht und Glas- bzw. Keramikfundstücken um seinen künstlerischen Idealen Ausdruck zu verleihen und gibt seiner abstrakten Formsprache damit immer wieder entscheidende Impulse. Durch das Integrieren von organischen Formen sowie von Motiven der Urvölker in seine Schmuckkreationen versucht Calder die Trägerinnen seiner eindrucksvollen Unikate zu einer formalen Ursprünglichkeit zurückzuführen.

"I [..] wore one of my Tanguy earrings, and one made by Calder, in order to show my impartiality between Surrealist and abstract art." (Peggy Guggenheim).
Nicht nur die berühmte amerikanische Sammlerin Peggy Guggenheim nutzte die eindrucksvollen Schmuckkreationen Alexander Calders um die Kunstsinnigkeit und Exzentrik ihrer Persönlichkeit zu unterstreichen. Sein erstes Schmuckstück, einen Halsreif, hat Alexander Calder vermutlich im April 1929 während eines Berlin-Aufenthaltes für eine Freundin, die französische Malerin Chantal Quenneville, entworfen. Ende der 1930er Jahre beginnt Calder schließlich, Schmuck fest in sein künstlerisches Werk zu integrieren, und entwirft mehrere Teile für eine Ausstellung in der Willard Gallery, New York. Jedes von Calders Schmuckstücken, die er anfänglich noch in Blech und später - wie im vorliegenden Fall - in Edelmetall fertigt, ist ein handgefertigtes Unikat von hohem künstlerischen Wert. Häufig sind diese Arbeiten als Geschenke für Freunde und Verwandte des Künstlers entstanden, wie etwa auch ein Ring für seine Verlobte Louisa James, der wie auch die vorliegende Brosche eine Spiralform als Schmuckelement getragen hat. Die Spiralform sollte als ein aus den frühen Drahtskulpturen des Künstlers abgeleitetes Charakteristikum auch Calders Schmuckstücke fortan auszeichnen. Seit einem Korsika-Aufenthalt im Jahr 1930 beginnt Calder zudem, Fundstücke wie ungeschliffene Steine, Glas-, Spiegel- und Porzellanscherben in seine fragilen Schöpfungen einzuarbeiten und verbindet auf diese Weise die Vergangenheit und die Moderne zu einer neuen künstlerischen Einheit. Calders Schmuck-Œuvre nimmt eine zentrale Rolle in seinem künstlerischen Werk ein, da er seine Fähigkeiten als Schöpfer von Metallobjekten somit auf der Ebene der Miniatur weiterentwickeln und sich ein weitreichendes Formrepertoir erschließen konnte, welches unter anderem Elemente der archaisch christlichen Kunst, der Kunst der Navajo-Indianer sowie der afrikanischen Stammeskunst aufgreift.

1946 erfolgt die erste von vielen Nachkriegsreisen nach Frankreich, wo er sich 1954 erneut niederlässt. 1964/65 findet eine Retrospektive im New Yorker Guggenheim Museum und im Musée National d'Art Moderne in Paris statt. Calder erhält zahlreiche Preise u.a. den Großen Preis der Biennale Venedig oder den Carnegie-Preis in Pittsburgh. Werke Calders befinden sich heute in den wichtigsten internationalen Sammlungen, darunter die Tate Collection London, das Museum of Modern Art in New York oder die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel.




208
Alexander Calder
Ohne Titel, Um 1940.
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 93.940

(inkl. Käuferaufgeld)