Auktion: 415 / Klassische Moderne am 06.06.2014 in München Lot 89

 

89
George Grosz
Betreten der Anlage verboten, 1922.
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 11.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Betreten der Anlage verboten. 1922.
Rohrfederzeichnung in Tusche, mit leichter Spritztechnik.
Rechts unten signiert. Verso mit dem Nachlassstempel und der handschriftlichen Nummerierung "3 72 4". Auf festem Velin. 62 x 49,8 cm (24,4 x 19,6 in), Blattgröße.
Vorlage für die Illustration in: "Der Spiesser-Spiegel", 60 Berliner Bilder nach Zeichnungen, mit einer Selbstdarstellung des Künstlers, Dresden 1925, Nr. 13. [KD].

Die vorliegende Arbeit wird von Herrn Ralph Jentsch, Rom, in den in Vorbereitung befindlichen Œuvrekatalog der Arbeiten auf Papier aufgenommen.

PROVENIENZ: Privatsammlung Italien.

AUSSTELLUNG: Le carte di Grosz, Fondazione L'Arsenale, Iseo (Brescia), 25. November 1995 - 7. Januar 1996, Ausst.Kat. mit Abb. S. 58 (auf der Rahmenabdeckung mit dem Etikett).

Das deutsche Kleinbürgertum in seiner geistigen Enge war das besondere Angriffsziel der Karikaturisten der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Der obligatorische Spaziergang, ob geliebt oder nicht, wird durchgeführt. Ein gequältes Muss, das die Figuren mit sich herumtragen, ist überdeutlich skizziert. Kleine Andeutungen, wie das Hakenkreuzabzeichen am Anzugrevers und das eiserne Kreuz in der Taille, lassen auf die geistige Haltung des Trägers schließen und sprechen eine beredte Sprache über die Sehnsucht nach Anerkennung und heimlicher Größe, die jedem Spießer latent innewohnt. Jene dumpfe Bereitwilligkeit des Sich-Abkommandierens mit politischen Strömungen, die diese Größe versprachen, war der sichere Nährboden einer gewaltbereiten Diktatur, die auch George Grosz verfolgen sollte.




89
George Grosz
Betreten der Anlage verboten, 1922.
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 11.250

(inkl. Käuferaufgeld)