Auktion: 409 / Klassische Moderne und Seitenwege der dt.Avantgard am 06.12.2013 in München Lot 311

 

311
Gabriele Münter
Schloss Elmau im Winter (Landschaftsstudie Elmau), 1923.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 61.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Schloss Elmau im Winter (Landschaftsstudie Elmau). Um 1923.
Öl auf Malpappe.
Rückseitig mit dem Nachlassstempel sowie einem Aufkleber mit der teils gestempelten, teils handschriftlichen Nummer: "L 461/23". 9,8 x 16,1 cm (3,8 x 6,3 in).

Mit einer schriftlichen Bestätigung der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung vom 15.Januar 2014. Die Arbeit wird in das Werkverzeichnis der Gemälde von Gabriele Münter aufgenommen.

PROVENIENZ: Galerie Gunzenhauser, München.
Graphisches Kabinett, Kunsthandel Wolfgang Werner Bremen (mit dem Galerieaufkleber).
Privatsammlung Süddeutschland (seit 1975).

Den ersten Unterricht erhält Gabriele Münter 1897 an der Düsseldorfer Damen-Kunstschule, die weitere Ausbildung im Künstlerinnen-Verein als Schülerin von M. Dasio und A. Jank. Anschließend geht sie nach München und besucht dort die Privatkunstschule "Phalanx"; Leiter der Schule ist Wassily Kandinsky. Mit ihm unternimmt Gabriele Münter ab 1904 viele Reisen u.a. nach Holland, Italien und Frankreich, wo sie Rousseau und Matisse kennenlernen. Stilistisch distanziert sich Münter nun vom Impressionismus und lässt in ihrem Werk Einflüsse der Fauves und der Expressionisten erkennen. Ein ruhigeres Leben beginnt ab 1908 in der mit Kandinsky gemeinsamen Wohnung in München. Mit Klee, Marc, Macke, Jawlensky und Marianne von Werefkin pflegen die beiden regen Kontakt. Für eine produktive künstlerische Zusammenarbeit ist das von Münter gekaufte Landhaus in Murnau die richtige Umgebung. 1909 beginnt die Künstlerin mit Hinterglasbildern, ein Medium, das später auch Kandinsky, Marc, Macke und Campendonk aufgreifen. Zwei Jahre lang ist Münter Mitglied in der "Neuen Künstlervereinigung München". Im Jahr 1911 tritt sie der von Kandinsky und Marc gegründeten Redaktion "Blauer Reiter" bei. Mit Interesse verfolgt Gabriele Münter Kandinskys abstrakte Bilder, bleibt jedoch selbst bei der figurativen Malerei. Ihre Landschaften, Figurenszenen und Porträts zeigen eine Reduktion auf das Wesentliche mit Hang zur humorvollen Charakterisierung. Mit Kriegsausbruch gehen Münter und Kandinsky zunächst in die Schweiz, ein Jahr später (1915) entscheidet sich die Malerin für Stockholm, wo es zur Trennung von Kandinsky kommt. Im Spätherbst 1917 übersiedelt sie nach Kopenhagen. Die 1920er Jahre sind geprägt von vielen Reisen und Aufenthalten in München, Murnau, Köln und Berlin.

Selbst im skizzenhaften kleinen Format zeigt Gabriele Münter ihre Meisterschaft im Umgang mit den Malmitteln. Die Ansicht von Schloss Elmau im Winter, die Münter öfter gemalt hat, wird hier in einer spontanten Aktion festgehalten. Der pastose Pinselstrich verrät in seiner Struktur eine emotionale Malweise, die von einer reifen technischen Könnerschaft gestützt wird. Das alpine Sujet, unweit des Wohnsitzes der Künstlerin gelegen, war Münter einer besonderen Würdigung wert. In dieser kleinen Ansicht ist alles vereint, was Münter am Herzen lag: die Variation der Blautöne einer winterlichen Landschaft, aber auch die geografische Situation der Lage des Schlosses vor der Kulisse der umgebenden Berge. Die frühe Arbeit, in der noch der Furor einer spontanen Niederschrift steckt, ist ein beredtes Zeugnis für eine reife Künstlerpersönlichkeit, die sich ganz einer Malerei der starken Impulse verschrieben hatte. Anfang 1923 weilte Gabriele Münter länger in Elmau. Bestärkt durch ihre Malerfreundin Konstanze Schwedeler arbeitet sie an Landschaftstudien vor der Natur. Die Frische dieser kleinen Studie könnte ein Beleg dafür sein.

Durch den Bruch mit Kandinsky in eine tiefe Schaffenskrise geworfen, lebt ihre Malerei erst in den 1930er Jahren neu auf. Ab 1931 lebt Münter ständig in München und Murnau. Im Jahr 1956 erhält sie den Kulturpreis der Stadt München, 1960 findet die erste Ausstellung Münters in den USA statt, gefolgt 1961 von einer großen Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle. Die Künstlerin stirbt am 19. Mai 1962 in ihrem Haus in Murnau. [KD].




311
Gabriele Münter
Schloss Elmau im Winter (Landschaftsstudie Elmau), 1923.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 61.000

(inkl. Käuferaufgeld)