Auktion: 409 / Klassische Moderne und Seitenwege der dt.Avantgard am 06.12.2013 in München Lot 333

 

333
Christian Rohlfs
Berg in Bayern, 1920.
Tempera
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 27.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Berg in Bayern. 1920.
Tempera.
Wohl Vogt 54. Rechts unten monogrammiert und datiert. Verso von fremder Hand bezeichnet "DI 32" sowie "Hollstein. Seelandschaft". Auf leicht strukturiertem Büttenkarton. 50 x 68 cm (19,6 x 26,7 in), blattgroß.

PROVENIENZ: Privatsammlung Baden-Württemberg.

AUSSTELLUNG: Meisterwerke des XX. Jahrhunderts, Galerie Blaeser Düsseldorf 1981, Nr. 13.

Am 22. Dezember 1849 wird Christian Rohlfs in Niendorf in Holstein geboren. Während eines zweijährigen Krankenlagers von 1864-66 wird Rohlfs von dem Arzt Dr. Stolle betreut, der die malerische Begabung des Jungen entdeckt und fördert. In dieser Zeit entstehen die ersten Zeichnungen. Auf Anraten und Empfehlung Theodor Storms geht Rohlfs zunächst nach Berlin, dann 1870 an die Kunstakademie in Weimar, um Malerei zu studieren. Ein Beinleiden verschlimmert sich in den kommenden zwei Jahren derart, dass ihm 1873 ein Bein amputiert werden muss. Als Historien- und Genremaler findet Rohlfs die Anerkennung des Großherzogs von Sachsen-Weimar, der ihn jahrelang unterstützt. Seine unabhängige stilistische Entwicklung parallel zur Schule von Barbizon und zum französischen Impressionismus ist ab 1888 zu erkennen. Durch die Vermittlung Henry van de Veldes lernt Rohlfs den Gründer des Folkwang-Museums Karl Ernst Osthaus in Hagen/Westfalen kennen. Dieser überzeugt ihn, 1901 nach Hagen überzusiedeln, um eine von ihm geplante Malschule zu leiten - das Vorhaben scheitert jedoch. Während der Sommeraufenthalte in Soest lernt er 1905 Emil Nolde kennen. Der beginnende Expressionismus der "Brücke", dem im Folkwang-Museum frühe Ausstellungen gewidmet sind, entspricht Rohlfs' eigener Tendenz zu expressiver Gestaltung. Prägt nach der Akademiezeit der Impressionismus das Werk von Christian Rohlfs zwanzig Jahre lang, so findet er als Sechzigjähriger zu einem expressiven Spätstil. Bevorzugt verwendet er Tempera auf Leinwand und Papier, daneben entstehen Aquarelle und Druckgrafik. Zahlreiche Ehrungen belegen die Anerkennung, die seine späten Arbeiten finden.

Die stark gestische Pinselführung, die in dieser Arbeit besonders wirkungsvoll von Christian Rohlfs eingesetzt wurde, schafft eine Atmosphäre optischer Unruhe, die dem Thema zunächst wenig angemessen erscheint. Doch die gewollte Überlagerung der Pinselstriche ergibt zusammen mit den Auswaschungen eine Gesamtwirkung, die in der Frische ihrer Aussage und der farblichen Brillanz ihresgleichen sucht. Christian Rohlfs entfernt sich in seinen späten Arbeiten ganz vom Narrativen. Die Sujets sind einfach und beziehen ihre suggestive Wirkung auf den Betrachter allein aus der kraftvoll-ungewöhnlichen Interpretation. Paul Vogt weist in seinem grundlegenden Werk über die Aquarelle und Zeichnungen von Christian Rohlfs mit Recht darauf hin, dass Rohlfs seine Sujets immer ganzheitlich sieht, um so die Technik auf das Gesehene abzustimmen.

1929 wird zum 80. Geburtstag des Künstlers das Christian-Rohlfs-Museum in Hagen gegründet. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird Rohlfs 1937 aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen. 412 seiner Bilder entfernt man als "entartet" aus deutschen Museen, sein Ausschluss aus der Preußischen Akademie der Künste folgt. Ein Jahr später, am 8. Januar 1938 stirbt Christian Rohlfs in seinem Hagener Atelier. In die Kunstgeschichte geht er als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Expressionismus ein. [CB/SM].




333
Christian Rohlfs
Berg in Bayern, 1920.
Tempera
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 27.500

(inkl. Käuferaufgeld)