Auktion: 409 / Klassische Moderne und Seitenwege der dt.Avantgard am 06.12.2013 in München Lot 145

 

145
Christian Rohlfs
Paar, 1919.
Tempera
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 22.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Paar. Wohl 1919.
Tempera.
Links unten monogrammiert und schwer leserlich datiert. Auf festem chamoisfarbenem Velin. 67 x 51,3 cm (26,3 x 20,1 in), blattgroß.

Mit einer schriftlichen Bestätigung von Prof. Dr. Paul Vogt, Essen, vom 3. August 1994.

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

1849 wird Christian Rohlfs in Niendorf in Holstein geboren. Während eines Krankenlagers von 1864-66 wird er von dem Arzt Dr. Stolle betreut, der die malerische Begabung des Jungen erkennt und fördert. In dieser Zeit entstehen die ersten Zeichnungen. Auf Anraten und Empfehlung Theodor Storms geht Rohlfs zunächst nach Berlin, dann 1870 an die Kunstakademie in Weimar. Ein Beinleiden verschlimmert sich in den kommenden zwei Jahren derart, dass ihm 1873 ein Bein amputiert werden muss. Als Historien- und Genremaler findet Rohlfs die Anerkennung des Großherzogs von Sachsen-Weimar, der ihn jahrelang unterstützt. Seine unabhängige stilistische Entwicklung parallel zur Schule von Barbizon und zum französischen Impressionismus ist ab 1888 zu erkennen. Durch die Vermittlung Henry van de Veldes lernt Rohlfs den Gründer des Folkwang-Museums Karl Ernst Osthaus in Hagen/Westfalen kennen. Dieser überzeugt ihn, 1901 nach Hagen überzusiedeln, um eine von ihm geplante Malschule zu leiten - das Vorhaben scheitert jedoch. Während der Sommeraufenthalte in Soest lernt er 1905 Emil Nolde kennen. Der beginnende Expressionismus der "Brücke" entspricht Rohlfs eigener Tendenz zu expressiver Gestaltung.

Die Wassertemperablätter von Christian Rohlfs sind in ihrer technischen und künstlerischen Verarbeitung ein bedeutendes Zeugnis für die schöpferische Schaffenskraft eines alternden Künstlers. Rohlfs beweist mit diesen Arbeiten, dass ein Künstler selbst im hohen Alter noch innovative Ideen verwirklichen kann. Rohlfs konzentriert sich in dieser Komposition allein auf die beiden Figuren und lässt den Hintergrund absichtlich im Unklaren. Fast mit einem humoristischen Augenzwinkern umreißt Rohlfs das Paar allein in Rot- und Blautönen. Der gemütlich wirkende Herr mit dem Vollbart scheint die ihn um Haupteslänge überragende elegante junge Dame regelrecht anzuhimmeln. Nicht nur physiognomisch sind die Figuren einander entgegengesetzt, auch farblich stehen sie sich in den geschlechtsspezifischen Farben gegenüber.

Zahlreiche Ehrungen belegen die Anerkennung, die Rohlfs späte Arbeiten finden. 1929 wird zum 80. Geburtstag des Künstlers das Christian-Rohlfs-Museum in Hagen gegründet. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird er 1937 aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen. Ein Jahr später, am 8. Januar 1938 stirbt Christian Rohlfs in seinem Hagener Atelier. In die Kunstgeschichte geht er als einer der wichtigsten Vertreter des Deutschen Expressionismus ein. [SM].




145
Christian Rohlfs
Paar, 1919.
Tempera
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 22.500

(inkl. Käuferaufgeld)