Auktion: 410 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2013 in München Lot 1263

 

1263
Gerhard Richter
Loo Paper, 1994.
Cibachrome-Abzug
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 36.600

(inkl. Käuferaufgeld)
Loo Paper. 1994.
Cibachrome-Abzug.
Butin 83. Auf dem Editionsetikett signiert, typografisch datiert, handschriftlich nummeriert, typografisch betitelt und bezeichnet. Einer von 24 Abzügen. Auf Foto-Papier, original auf weiße Pappe kaschiert. 71,6 x 66 cm (28,1 x 25,9 in), blattgroß.
Herausgegeben von Anthony d'Offay Gallery, London (mit dem Editionsetikett, neu montiert). Diese Fotografie basiert auf dem Ölgemälde "Klorolle" aus dem Jahr 1966 (vgl. Elger 75/3), dem eine Fotografie des Künstlers zu Grunde liegt. Ohne den Original-Rahmen.

Nach seinem Studium der Malerei in Dresden von 1951 bis 1956 und den drei anschließenden Jahren als Meisterschüler der Akademie reist Gerhard Richter in die Bundesrepublik aus. Aus dieser Zeit stammt ein umfangreiches Frühwerk, das lange Zeit als verschollen galt und von dem auch nur einige wenige Werke erhalten geblieben sind. Von 1961 bis 1963 studiert Richter bei Karl Otto Götz an der Düsseldorfer Kunstakademie. Hier beginnt die Freundschaft mit Sigmar Polke, Blinky Palermo und Konrad Lueg - dem späteren Galeristen Konrad Fischer -, mit dem er 1963 die "Demonstration für den Kapitalistischen Realismus" als deutsche Variante der Pop-Art veranstaltet. 1962 beginnt er zunächst, beeinflusst von Giacometti und Dubuffet, mit gegenständlichen Bildern, die auf Fotovorlagen beruhen. Dies geschieht aus einer veränderten Ansicht über Kunst, die nach Richter "nichts mit Malerei zu tun hat, nichts mit Komposition, nichts mit Farbe". Erste Einzelausstellungen finden 1964 in den Galerien Heiner Friedrich in München und Alfred Schmela in Düsseldorf statt. 1967 wird Richter als Gastdozent an die Hochschule für Bildende Künste nach Hamburg berufen, 1971 übernimmt er eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf, die er bis 1996 innehat. Weitere Gastprofessuren werden dem Maler 1978 am College of Art in Halifax, Kanada, und 1988 an der Städelschule Frankfurt angeboten. In den gegen Ende der sechziger Jahre entstehenden Alpen- und Städtebildern erscheint die fotografische Struktur in pastos aufgetragenen Farbflecken. Mit den Serien der Farbfelder von 1971 bis 1974, in denen der Künstler die vier Grundfarben facettiert und zufällig kombiniert, sowie den monochromen Grau-Bildern aus der Zeit von 1972 bis 1975 thematisiert Richter bestimmende Komponenten der Malerei. Ab 1976 entstehen abstrakte Bilder mit farbigen Schlieren, jedoch greift Richter immer wieder auf Gegenständliches zurück, wie überhaupt der Wechsel der Darstellungsmittel und der Stilbruch bei ihm zum Prinzip werden.

Wie ein roter Faden zieht sich die Verwendung von fotografischen Vorlagen durch das malerische Œuvre Gerhard Richters. Zu einem wichtigen Hilfsmittel avanciert hier der sogenannte "Atlas", eine Art systematische Bilderkollektion, die 1997 auf der Documenta X in Kassel ausgestellt wird. Dem "Atlas" wird ab Oktober 2013 eine Werkschau im Münchener Lenbachhaus gewidmet, die gleichsam einen Schlussakkord für dieses seit 1962 geführte Projekt bildet. Diese Bildersammlung, die in ihrer Struktur Aby Warburgs Bilderatlas "Mnemosyne" ähnelt, ist ein greifbar gewordenes Bildergedächtnis und in ihrer Gesamtheit einzigartig. Die hier angebotene Fotografie ist insofern mit dem "Atlas" verknüpft, als dass die Vorlage für das der Fotografie zu Grunde liegende Ölgemälde ihrerseits aus dem "Atlas" stammt und auf Tafel 14 zu finden ist. Dadurch, dass das Gemälde zuletzt wieder in ein Foto transformiert wurde, schließt sich erneut der Kreis zur Foto-Vorlage im "Atlas".

Gerhard Richter zählt heute zu den international erfolgreichsten und bekanntesten Künstlern der Gegenwart, dessen Werke auf zahlreichen großen Ausstellungen ein breites Publikum finden. [KP].




1263
Gerhard Richter
Loo Paper, 1994.
Cibachrome-Abzug
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 36.600

(inkl. Käuferaufgeld)