Auktion: 407 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 08.06.2013 in München Lot 202

 

202
Fritz Winter
Horizontal, 1969.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 39.040

(inkl. Käuferaufgeld)
Horizontal. 1969.
Öl auf Leinwand.
Lohberg 2686. Rechts unten signiert und datiert. Verso nochmals signiert und datiert sowie betitelt und gewidmet. 80 x 89,7 cm (31,4 x 35,3 in).
Winters leuchtende Rechteck- und Reihenbilder zählen zu den gefragtesten Arbeiten des Künstlers auf dem internationalen Auktionsmarkt.

PROVENIENZ: Privatsammlung Frankreich.

1905 wird Fritz Winter in Altenbögge bei Unna geboren. 1919 beginnt er eine Elektrikerlehre und ist als Bergmann tätig. Anfang der zwanziger Jahre entstehen erste zeichnerische und malerische Versuche. 1927 bewirbt sich Winter erfolgreich am Bauhaus in Dessau und studiert dort die folgenden drei Jahre unter anderem bei Klee, Kandinsky, Albers und Schlemmer. 1929 nimmt er an der Ausstellung "Junge Bauhausmaler" teil. Er macht die Bekanntschaft von Ernst Ludwig und Erna Kirchner, die er wiederholt in Davos besuchen wird. 1933 folgt ein Umzug nach München, 1935 ein weiterer nach Dießen am Ammersee. Die Nationalsozialisten erklären seine Kunst für "entartet" und Winter erhält Malverbot. Bereits 1939 als Soldat an die Ostfront eingezogen, gerät Winter kurz vor Kriegsende in russische Gefangenschaft, aus der er erst 1949 entlassen wird. Unmittelbar nach seiner Heimkehr ist der Künstler Gründungsmitglied der Gruppe "ZEN 49" und findet schnell Anschluss an die europäische Avantgarde. Ab 1953 lehrt Winter als Gastdozent an der Landeskunstschule Hamburg, zwei Jahre später erhält er eine Professur an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Kassel. Im selben Jahr und nochmals 1959 ist er auf der documenta I und II vertreten. Bereits zu Beginn der 1930er Jahre, im Anschluss an seine Zeit am Bauhaus, wendet sich Winter mit den "Abstrakten Stillleben", welche nur noch vereinzelt gegenständliche Assoziationen erlauben, vom Figurativen ab. Während die abstrakten Arbeiten der 30er und 40er Jahre noch deutliche Anklänge an das Formenpotential der Klassischen Moderne aufweisen und immer wieder Elemente aus den Werken Pablo Picassos, Lyonel Feiningers, Naum Gabos und Hans Arps aufscheinen, findet Winter im Laufe der 1950er Jahre schließlich zu der ihm eigenen Formensprache.

Die Kompositionen der 1960er Jahre werden zunehmend von der Fläche beherrscht. Im Werkkomplex der Reihenbilder, zu welchem unsere Arbeit zählt, verzahnen sich die teils klar umrissenen, teils offen auslaufenden Formen zu Farbbändern und -flächen. Von den seitlichen Bildrändern schieben sich Farbfelder von unterschiedlicher Oberflächenstruktur und Tiefenwirkung in die Bildmitte, wobei bei einigen Farbstreifen offen bleibt, in welchen Dimensionen sie sich weiter ausbreiten. Die grauen Linien sind darüber hinaus durch vertikale Einschübe unterbrochen, was die Bildsprache um ein kontrastierendes Element bereichert. Um jenes Spannungsverhältnis hat Winter unsere kraftvolle Komposition von feinsinniger Farbharmonie konzipiert.

Zum 60. Geburtstag 1965 ehrt man den Künstler mit einer großen Retrospektive in verschiedenen Städten Deutschlands. 1970 erfolgt die Emeritierung in Kassel, danach lebt Winter wieder in Dießen. 1975 wird in Ahlen das Fritz-Winter-Haus eröffnet. 1976 verstirbt Fritz Winter am Ammersee. [KP].




202
Fritz Winter
Horizontal, 1969.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 39.040

(inkl. Käuferaufgeld)