Auktion: 406 / Moderne Kunst am 08.06.2013 in München Lot 97

 

97
Marc Chagall
Zwölf Muster für die Fenster von Jerusalem, 1964.
Farblithografie
Schätzung:
€ 90.000
Ergebnis:
€ 115.900

(inkl. Käuferaufgeld)
Zwölf Muster für die Fenster von Jerusalem. 1964.
12 Farblithografien, lithografiert von Charles Sorlier.
Sorlier CS 12-23. Signiert und römisch nummeriert. Im Stein jeweils signiert und bezeichnet "Ch. Sorlier grav." Verso jeweils typographisch betitelt und bezeichnet. Je ein Exemplar von LXXV. Auf Velin von Arches (mit dem Wasserzeichen). Bis 61,5 x 46,3 cm (24,2 x 18,2 in). Papier je: 74 x 53 cm (29,2 x 20,9 in).
Charles Sorlier führt diese lithografischen Interpretationen nach Glasfenstern von Marc Chagall aus, die der Künstler für die Synagoge der Medizinischen Universitätsklinik Hadassah in Jerusalem (Israel) entwirft. Sie zeigen die zwölf Stämme Israels. Gedruckt bei Mourlot Paris.

Die Studienzeit verbringt Chagall zunächst in Witebsk, anschließend an der Petersburger Akademie bei Leon Bakst, der ihn auf Cézanne, van Gogh und Gauguin hinweist. Diese Einflüsse werden abgelöst von kubistischen und fauvistischen Tendenzen, die Chagall ab 1914 während eines vierjährigen Parisaufenthaltes zunehmend in seine Arbeit miteinbezieht. Seinen eigenen Stil - motivisch eine irreale Kombination symbolischer Bildmotive, bestehend aus jüdisch-religiös geprägten Kindheitserlebnissen und russischer Volkskunst, gepaart mit traumhaften Elementen und dem Einfluss der in Paris entdeckten modernen Kunst - entwickelt Chagall erst nach seiner Rückkehr nach Russland. Dort gründet er in Witebsk 1919 eine Kunstschule und wird deren Direktor. Im selben Jahr übernimmt er die Ausstattung des Jüdischen Theaters in Moskau. 1922 verlässt Chagall endgültig Russland und geht über Berlin, wo die ersten grafischen Blätter, Radierungen zu der Autobiografie "Mein Leben", entstehen, nach Frankreich zurück. 1923 trifft Chagall in Paris auf den Kunsthändler Vollard, der die Buchillustration des Werkes "Die toten Seelen" von Gogol in Auftrag gibt. Nach weiteren 100 Radierungen zu La Fontaines "Fabeln" entstehen ab 1930 die Bibelillustrationen, insgesamt 105 Blätter. Ausgedehnte Reisen führen den Künstler in diesen Jahren nach Palästina, Ägypten, Holland, England und Spanien. 1941 flieht Chagall in die USA, wo er die folgenden sechs Jahre lebt. Er entwirft in dieser Zeit Bühnenbilder für Ballettaufführungen von Tschaikowsky ("Aleko") und Strawinsky ("Feuervogel"). Nach einer großen Ausstellung im Museum of Modern Art 1946 kehrt der Künstler 1950 nach Frankreich zurück.

In den 1950er und 60er Jahren ist das Werk Chagalls von verschiedenen öffentlichen Aufträgen geprägt. Er entwirft Serien von Glasfenstern für die Kathedrale von Metz (1958), die Synagoge der Hadassah-Universitätsklinik bei Jerusalem (1960) und das Gebäude der Vereinten Nationen in New York (1964). Zudem beauftragt die Pariser Oper Chagall mit der Gestaltung des Deckengemäldes für die Kuppel im Zuschauerraum (1963). Anschließend fertigt er Wandgemälde in der Metropolitan Opera in New York, die 1967 eingeweiht werden. 1978 entstehen die Kirchenfenster in St. Stephan in Mainz als letzte Glasarbeiten Chagalls.

1985 stirbt Marc Chagall in seiner langjährigen Wahlheimat Saint-Paul-de-Vence an der Côte d'Azur. [CB].




97
Marc Chagall
Zwölf Muster für die Fenster von Jerusalem, 1964.
Farblithografie
Schätzung:
€ 90.000
Ergebnis:
€ 115.900

(inkl. Käuferaufgeld)