Auktion: 410 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2013 in München Lot 1215.10

 

1215.10
Rupprecht Geiger
Ohne Titel, 1970.
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 8.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. Wohl 1970/80er Jahre.
Graphitzeichnung.
Auf Velin von Fabriano (mit dem Wasserzeichen). 59,5 x 145 cm (23,4 x 57 in). Papier: 65 x 149 cm (25,6 x 58,7 in).

Rupprecht Geiger wird 1908 als einziges Kind des Malers und Grafikers Willi Geiger in München geboren. Seine Kindheit und Jugend verbringt Geiger in München und den Voralpen Oberbayerns. 1924 geht die Familie für ein Jahr nach Spanien, wo Geiger das Colegio aleman in Madrid besucht und seinen Vater auf Reisen zu den Kanarischen Inseln und nach Marokko begleitet. Bereits zu dieser Zeit beginnt Geiger zu zeichnen und zu aquarellieren. 1926, ein Jahr nach der Rückkehr aus Spanien, tritt er in die Architekturklasse von Eduard Pfeiffer an der Kunstgewerbeschule in München ein. 1935 absolviert Geiger das Schlussexamen als Architekt und verbringt ein halbes Jahr mit seinem Vater in Rom. Fortan arbeitet Geiger in einem Münchner Architekturbüro, bis er 1940 an die Front in Russland eingezogen wird. In dieser Zeit entstehen dunkeltonige Landschaftsaquarelle. 1942 kommt Geiger für kurze Zeit wieder nach Deutschland und beginnt durch Vermittlung seines Vaters als Kriegsmaler in der Ukraine zu arbeiten. Nach Kriegsende kehrt Geiger nach München zurück. 1948 wird sein erstes abstraktes Bild im "Salon des Réalistes Nouvelles" in Paris ausgestellt. Ein Jahr später gründet Geiger zusammen mit Baumeister, Matschinsky-Denninghoff und Winter die Gruppe "ZEN 49". In den fünfziger Jahren findet Geiger den für ihn kennzeichnenden Stil. Den von der Weltraumforschung beeinflussten Zukunftsstil der Sixties verarbeitet Geiger in seinen abstrakten und farbintensiven Kompositionen. In den Jahren 1959 bis 1977 nimmt Geiger mehrmals an der documenta in Kassel teil. 1962 gibt er seine Tätigkeit als Architekt ganz auf, um sich ausschließlich der Malerei zu widmen. 1965 wird Geiger als Professor an die Düsseldorfer Akademie berufen; die Professur nimmt er bis 1976 wahr.

"Für Rupprecht Geigers Kunst ist […] die Gleichrangigkeit von schreibender Kunst – der auf der Linie beruhenden Graphik oder Zeichnung – mit der nicht schreibenden Kunst gegeben. Die Konsequenz der 'Graphik' reicht noch weiter – das auf derselben Sprachwurzel beruhende Mineral 'Graphit' ist für Geiger ein bevorzugtes Mittel beim Zeichnen. Von 'Graphit' wird gesagt, daß es undurchsichtig, schwarz und sehr weich und dadurch stark färbend sei. Genau diese Eigenschaften prädestinieren den Graphit-Stift zur Herstellung von Lichtwandlungen, von Eskalationen von Hell- zu Dunkelschwarz, das heißt zu einer Verdichtung, die zur Farbfläche übergeht und die von Geiger durch spezielle Modulation mit Hilfe des Handballenwischens, vollendet wird. Das will nicht heißen, daß Geiger, wie man weiß immer mit der Graphitspur zur Herstellung eines Bildes ansetzt. Aber die Graphitspur ist sozusagen das A und O der raumbildenden Lichtwandlung." (Eugen Gomringer, in: Ausst.Kat. Saarbrücken, Geiger. Zeichnung als Licht, Saarland Museum Saarbrücken, München 1990, S. 14f.).

Ab 1982 ist Geiger Mitglied der Akademie der Schönen Künste in München. 1987 erhält er vom Kulturzentrum Gasteig in München einen Großauftrag für die Skulptur "Gerundetes Blau". 2009 verstirbt der Künstler in München. Mit seinen abstrakten Farbkompositionen ist Rupprecht Geiger einer der Hauptvertreter der Farbfeldmalerei in Deutschland. [CB].




1215.10
Rupprecht Geiger
Ohne Titel, 1970.
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 8.750

(inkl. Käuferaufgeld)