Auktion: 407 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 08.06.2013 in München Lot 286

 

286
Andy Warhol
A Gold Book, 1957.
Offsetlithografie
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)
A Gold Book. 1957.
Gebundenes Buch mit 19 teils aquarellierten Offsetlithografien.
Feldman/Schellmann/Defendi IV.106-124. Vier der teils aquarellierten Offsetlithografien signiert. Auf dem Titelblatt typografisch betitelt und bezeichnet. Auf Goldpapier (13) bzw. auf Maschinenbütten (6). Jeweils ca. 36,5 x 28,5 cm (14,3 x 11,2 in), Blattgröße.
Vollständig.

Der als Andrew Warhola geborene Künstler beginnt 1945 am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh Design zu studieren. 1949 zieht er nach New York und arbeitet als erfolgreicher Werbegrafiker. Mitte der 50er Jahre beschäftigt sich der Künstler mit Schuhzeichnungen, deren Details typische Wesenszüge berühmter Persönlichkeiten symbolisieren sollen. 1959 entwickelt Warhol zusammen mit Nathan Gluck Geschenkpapiere, die mit Hilfe handgefertigter Stempel hergestellt werden. Mit Beginn der 60er Jahre malt Warhol erste Figuren, die auf Comicstrip-Vorlagen wie Batman, Dick Tracy und Superman beruhen. Darauf folgen die ersten Elvis- und Marilyn-Porträts, sowie die "Desaster"-, die "Do it Yourself"-Bilder und Campbell's Suppendosen als Ikonen der amerikanischen Konsumwelt. Die Siebdruck-Serien werden 1962 in der New Yorker Stable Gallery gezeigt und sorgen innerhalb von kürzester Zeit für einen kometenhaften Aufstieg des Künstlers.

"A Gold Book" ist eines der vollkommensten Werke innerhalb der Reihe der illustrierten Bücher Andy Warhols. Dies kommt nicht nur in der Ausstattung mit Goldpapier zum Ausdruck, sondern auch im elaborierten Motivrepertoire: denn inmitten romantisch anmutender Darstellungen von verklärt blickenden Personen und fragilen, zart kolorierten Blumen findet sich plötzlich die Silhouette eines von hinten gesehenen, nackten Mannes. Dieses Motiv korrespondiert sicherlich mit der ersten Darstellung, die auf den legendären, zum erotischen Idol avancierten Schauspieler James Dean verweist (siehe zur Interpretation von "A Gold Book" Donna de Salvo, The Genesis of Andy Warhol´s Prints, in: Frayda Feldman und Jörg Schellmann, Andy Warhol Prints. A Cataloguie Raisonné 1962-1987, 2003, S. 231).

In der "Factory", seinem Atelier, das Wohn- und Arbeitsstätte zugleich für ihn und seine Mitarbeiter ist, macht sich Warhol die Künstlichkeit der Konsumkultur zum künstlerischen Thema. Hier entstehen die Serien aus dem gesamten Bereich des Alltäglichen und Trivialen wie die Coca-Cola-Flaschen oder die Dollarnoten. Als quasi Erweiterung des Mediums Bild konzentriert sich Warhol Ende der 60er auf Filme, Theater und multimediale Happenings mit der Band "The Velvet Underground". Zudem gründet er die Zeitschrift "Interview". 1968 verübt Valerie Solanas ein Attentat auf Warhol, bei dem er angeschossen und schwer verletzt wird. In den 70ern wendet sich Warhol wieder dem Tafelbild zu, dann arbeitet der Künstler mit Basquiat und Clemente zusammen und produziert die Fernsehsendung: "Andy Warhol Television". Warhol gilt als Hauptvertreter der Pop-Art, der mit seinen Arbeiten die herrschenden Auffassungen von Kunst und Ästhetik radikal verändert, indem er den Gedanken des Pop auf eine vielfältige Art in seine Kunstproduktion zu übertragen weiß. Durch die Rücknahme des Originalitäts- und Kreativitätsanspruchs nimmt er bereits konzeptuelle Tendenzen der späteren Kunstentwicklung vorweg: Serie statt Individualität lautet sein künstlerisches Credo. In seinen letzten Lebensjahren fördert Warhol andere Künstler wie Keith Haring oder Robert Mapplethorpe. Nach seinem Tod eröffnet seine Heimatstadt Pittsburgh in Pennsylvania ihm zu Ehren das "Andy Warhol Museum". [KP].




286
Andy Warhol
A Gold Book, 1957.
Offsetlithografie
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)