Auktion: 404 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 20.04.2013 in München Lot 719

 

719
Markus Lüpertz
Daphne 7, 2003.
Bronze
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 20.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Daphne 7. 2003.
Bronze, farbig gefaßt. Mit Holzsockel.
Monogrammiert und bezeichnet "E.A." sowie mit dem Gießerstempel "Schmäke Düsseldorf". Künstlerexemplar außerhalb der Auflage von 6 Exemplaren. 65 x 30,3 x 27,3 cm (25,5 x 11,9 x 10,7 in).

Markus Lüpertz kommt im Alter von sieben Jahren mit seiner Familie nach Deutschland. Er studiert von 1956 bis 1963 an der Werkkunstschule Krefeld bei Laurens Goosens und an der Kunstakademie Düsseldorf. 1962 zieht Lüpertz nach West-Berlin, wo er zusammen mit Bernd Koberling und Karl Horst Hödicke die Galerie "Großgörschen 35" gründet. Entgegen aller zeitgenössischer Tendenzen zur Abstraktion beginnt Lüpertz einfache gegenständliche Inhalten zu malen. Seine betont expressiven Gemälde bezeichnet er 1966 in einem Manifest als "dithyrambische Malerei", nach einem altgriechischen Kultlied auf den Gott der Fruchtbarkeit Dionysos. In den Jahren 1969 bis 1977 entstehen die "deutschen Motive": stilllebenartige Bildkompositionen, die symbolbehaftete Gegenstände der Vergangenheit wie Stahlhelme, Schaufeln oder Fahnen im Großformat präsentieren und somit die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte fordern. 1970 erhält Lüpertz den rennomierten Stipendiums-Preis der Villa Romana und lebt für ein Jahr in Florenz. 1976 nimmt er eine Professur an der Kunstakademie in Karlsruhe an. Ab 1977 greift Lüpertz in seinen "Stil-Bildern" abstrakte Tendenzen der fünfziger Jahre auf. Im selben Jahr zeigt die Hamburger Kunsthalle einen ersten Überblick seines Werkes, gefolgt von der Kunsthalle Bern und dem Stedelijk Van Abbemuseum, Eindhoven. Die zunehmende Abstraktion gibt er jedoch Anfang der achtziger Jahre zugunsten einer neuen Gegenständlichkeit und Räumlichkeit unter Verwendung kunsthistorischer Zitate und Versatzstücke wieder auf. Seit 1980 arbeitet Lüpertz auch als Dichter, Bühnenbildner und Bildhauer, 1982 nimmt er an der documenta VII in Kassel teil. 1986 wird Markus Lüpertz an die Kunstakademie Düsseldorf berufen, die er von 1988 bis 2009 als Rektor leitet. 1990 erhält Lüpertz den Lovis-Corinth-Preis der Künstlergilde Esslingen. Seinem Werk sind seit den 1990er Jahren bedeutende Einzelausstellungen gewidmet.

Markus Lüpertz greift für seine Skulpturen ebenso wie in den Gemälden thematisch und formal immer wieder auf die klassische Antike zurück. Die antiken Motive und Figuren sind für den Betrachter jedoch nie eindeutig zu erschließen, sondern lassen stets eigene Interpretationen zu. Lüpertz' Skulpturen wollen keine Antworten geben, sondern Fragen stellen, sollen in ihrer Unerklärlichkeit verschlossen und zugleich beunruhigend wirken. Lüpertz verzichtet bewusst auf ikonografische eindeutige Attribute der Figuren, allein der Titel weist auf die griechische Bergnymphe Daphne. Stattdessen umgibt er sie mit einer geheimnisvollen und zeitlosen Aura, deren kraftvolle Wirkung er durch die expressive Bemalung und die grobe Gestaltung der Oberfläche zusätzlich steigert. Damit verbindet Lüpertz seine bildhauerische Arbeit mit der des Malers.

Lüpertz lebt und arbeitet in Berlin, Düsseldorf und Karlsruhe. [CB].




719
Markus Lüpertz
Daphne 7, 2003.
Bronze
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 20.000

(inkl. Käuferaufgeld)