Auktion: 393 / Post War/Zeitgenössische Kunst am 09.06.2012 in München Lot 297

 
Friedensreich Hundertwasser - Joy of Man


297
Friedensreich Hundertwasser
Joy of Man, 1986.
Farbholzschnitt
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 22.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Joy of Man. 1986.
Kassette mit 6 japanischen Farbholzschnitten, Titel- und Textblatt, herausgegeben von Galerie de l´Etoile, S.A., 1988.
Fürst HWG 92-97. Alle signiert, datiert und nummeriert sowie mit dem Copyright-Zeichen und der Werknummer. Im Druckstock japanisch bezeichnet. Mit drei japanischen inkan-Stempeln, den Stempeln des Holzschneiders, des Druckers und des Studios sowie einem weiteren japanischer Stempel. Im Kassetteninnendeckel nochmals handschriftlich nummeriert. Exemplar aus einer Auflage von 200. Auf Japanbütten. Bis 53,4 x 39,2 cm (21 x 15,4 in). Papier: 57 x 42,5 cm (22,6 x 16,7 in).
Enthalten sind: Window Right, Peace Treaty with Nature, Right to Create, Homo Humus Humanitas, The Second Skin (Farbvariante ohne den Stock in Pink), The Right to Dream. Gedruckt von Akio Shimizu, Kyoto 1986/87. Lose Bogen in Original-Papierumschlägen (5), in Original-Holzkassette.

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

Der exzentrische Vorzeigekünstler Wiens wird am 15. Dezember 1928 als Friedrich Stowasser geboren, erst 1949 gibt er sich den Künstlernamen Hundertwasser. Schon in der Jugendzeit wird ihm in den Schulzeugnissen ein "außergewöhnlicher Farben- und Formensinn" zugesprochen. Nach der Matura verbringt der Künstler drei Monate an der Akademie der Bildenden Künste bei Prof. Robin Christian Andersen. Doch mehr als das kurze Studium prägen ihn die Werke der Künstler Egon Schiele und Walter Kampmann, deren Ausstellungen er besucht. Ausgedehnte Reisen führen ihn nach Italien, wo er René Brô kennenlernt, dem er nach Paris folgt. Hundertwasser will dort seine künstlerische Ausbildung an der Ecole des Beaux-Arts fortsetzen, verlässt diese aber bereits am ersten Tag. Richtungsweisende Eindrücke erhält er seit den 1950er Jahren auf seinen zahlreichen, zum Teil abenteuerlichen Reisen, u.a. nach Marokko, Tunesien, Tokio und Sibirien. Ausgehend vom Wiener Jugendstil, Klee und den orientalischen Miniaturen entwickelt Hundertwasser einen abstrakt-dekorativen, flächigen und farbenprächtigen Malstil mit den charakteristischen, ornamentalen Spiral- und Labyrinthformen, Kreisen, Mäandern und biomorphen Formen. In den 1960er Jahren kann der Künstler große Erfolge verbuchen wie 1962 mit einer Retrospektive im österreichischen Pavillon auf der Biennale in Venedig oder 1964 mit einer Retrospektive in der Kestner-Gesellschaft Hannover. Zudem erscheint der erste Oeuvre-Katalog. Hundertwasser ist in der ökologischen Bewegung aktiv, sein Engagement für ein Leben in einer menschlichen und naturnahen Umwelt äußert sich neben seiner Kunst in Manifesten und provozierenden Auftritten, zum Beispiel in der "Nacktrede" (1968) in Wien. 1968-1972 erfolgt in den Werften in der Lagune von Venedig der Umbau des alten Segelschiffs "San Giuseppe T" zur "Regentag", mit dem Hundertwasser mehrfach in See sticht. Der vielseitige Künstler entwirft seit Mitte der 1970er Jahre auch Münzen und Briefmarken, u.a. für Österreich, den Senegal und die UNO. Zudem ist er der erste europäische Künstler, dessen Werke von japanischen Meistern geschnitzt werden. 1981 erfolgt die Berufung zum Leiter der Meisterschule für Malerei an die Akademie der Bildenden Künste in Wien. Sichtbares Zeugnis seiner architektonischen Vorstellungen legt das bekannte Hundertwasserhaus in Wien ab, mit dessen Bau 1983 begonnen wird.

"Eines steht völlig fest: durch keine seiner vielfältigen Arbeiten, Leistungen und öffentlichen Aktivitäten hat Hundertwasser so viel Ansehen und Bekanntheit erlangt wie durch seine Grafik. Wenn heute gesagt werden kann, 'Friedensreich Hundertwasser gehört zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart', [..] so kann der Beitrag der Grafik daran nicht hoch genug eingeschätzt werden (zit. nach: Walter Koschatzky, Friedensreich Hundertwasser, Zürich 1986, S. 10). Ein wunderbares Zeugnis dieser Kunst liefert die Kassette mit sechs japanischen Farbholzschnitten.

Hunderwasser verfolgt in den 1980er und 1990er Jahren zahlreiche bedeutende Bauprojekte, wie die Errichtung des Thermendorfes Bad Blumau 1997. Als Hundertwasser am 19. Februar 2000 stirbt, sind eine Reihe seiner Bauvorhaben noch nicht ausgeführt. Zu den erst nach seinem Tod fertiggestellten Projekten gehören so zukunftsweisende Neubauten wie die Waldspirale von Darmstadt, die Grüne Zitadelle von Magdeburg, die 2005 eingeweiht wird, und der 35 m hohe Hundertwasserturm in Abensberg, eingeweiht 2010. [JG].




297
Friedensreich Hundertwasser
Joy of Man, 1986.
Farbholzschnitt
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 22.500

(inkl. Käuferaufgeld)