Auktion: 392 / Moderne Kunst am 09.06.2012 in München Lot 42

 
Emil Nolde - Südliche Abendlandschaft


42
Emil Nolde
Südliche Abendlandschaft, 1924.
Aquarell
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 91.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Südliche Abendlandschaft. Um 1924.
Aquarell.
Rechts unten signiert. Auf Japanbütten. 34,5 x 47,5 cm (13,5 x 18,7 in), blattgroß.

Mit einer Fotoexpertise von Herrn Prof. Dr. Manfred Reuther, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, vom 6. September 2006.

Am 7. August 1867 wird Emil Hansen im deutsch-dänischen Grenzland geboren. Den Namen seines Heimatortes Nolde nimmt er später als Künstlernamen an. Nach einer Lehre als Möbelzeichner und Holzschnitzer 1884-88 in Flensburg arbeitet er für verschiedene Möbelfabriken in München, Karlsruhe und Berlin. 1892 erhält Emil Nolde am Gewerbemuseum in St. Gallen eine Stellung als Lehrer für gewerbliches Zeichnen, die er bis 1898 innehat. Dort, wo zunächst vor allem Landschaftsaquarelle und Zeichnungen der Bergbauern entstehen, wird Nolde durch kleine farbige Zeichnungen der Schweizer Berge bekannt. Mit dem Entschluss, Maler zu werden, geht Nolde schließlich nach München, doch die Akademie unter Franz von Stuck lehnt ihn ab. Es folgt ein Studium an der privaten Malschule von Adolf Hölzel in Dachau und ab 1899 an der Académie Julian in Paris. 1900 mietet er ein Atelier in Kopenhagen und zieht 1903 auf die Insel Alsen. Durch die Auseinandersetzung mit den Neoimpressionisten Vincent van Gogh, Edvard Munch und James Ensor gelangt Nolde ab 1905 von seinem anfänglich romantischen Naturalismus zu einem eigenständigen Stil, in dem die Farbe eine wesentliche Rolle spielt; es entstehen farbintensive, leuchtende Blumenbilder. 1906 lernt Nolde während eines Aufenthaltes in Alsen die "Brücke"-Maler kennen, deren Gruppe er sich vorübergehend anschließt. In einer Reihe von Porträtstudien beginnt die Hinwendung zum Aquarell. Als Nolde 1909 in dieser Technik erstmalige Versuche auf nicht saugfähigem Papier unternimmt, dabei das Blattweiß in großen Teilen stehen lässt und auf eine Konturierung in der Gegenstandserfassung verzichtet, sind diese Neuerungen zukunftsweisend. 1910 wird Emil Nolde nach einer Kontroverse mit Max Liebermann aus der "Berliner Sezession" ausgeschlossen und gründet mit anderen zurückgewiesenen Künstlern die "Neue Sezession", an deren Ausstellungen er bis 1912 teilnimmt. Weniger vom Berliner Großstadtleben, das er in einigen expressiven Bildern festhält, als vom Primitivismus fasziniert, malt Nolde Stillleben mit exotischen Figuren und Maskenbilder. Von einer Expedition nach Neu-Guinea 1913 bringt er reiches Studienmaterial mit, das er in zahlreichen Werken verarbeitet.

Das Aquarell gehört zu einer Reihe von Arbeiten, die im Frühjahr 1924 auf Noldes Studienreise entstanden sind. Die ungewöhnliche Farbintensität der Aquarelle von Emil Nolde ist seiner speziellen Technik zu verdanken, die die Farben buchstäblich in das Papier einsinken lässt. Die tropische Schwüle dieses Abendhimmels über einer leicht hügeligen Landschaft teilt sich dem Betrachter allein schon aus der intensiven Farbigkeit des violetten Nachthimmels mit. Wäre da nicht die eindeutig identifizierbare Palme. Das Geschehen könnte stellvertretend für eine Gewitterszene in den nördlichen Breitengraden stehen, wie sie Emil Nolde oft visualisiert hat. Die Landschaft dient hier als Metapher für eine Stimmung, die in ihrer Vielschichtigkeit doch formale Gleichheiten aufweist.

Im Jahr 1928 lässt sich Emil Nolde in Seebüll nieder. Der dort angelegte Garten wird zur unerschöpflichen Inspirationsquelle seiner Malerei, auch Küstenlandschaften und religiöse Szenen werden zu tragenden Sujets. Von den Nationalsozialisten als Künstler verfemt, dazu seit 1941 mit Arbeitsverbot belegt, malt Nolde ab 1938 in Seebüll seine "Ungemalten Bilder", viele hundert kleine Aquarelle, die er nach 1945 als Ölbilder wieder aufgreift. In den letzten Lebensjahren entstehen vor allem Aquarelle mit Blumen- und Landschaftsmotiven aus der näheren Umgebung seines Hauses in Seebüll, wo Nolde am 13. April 1956 stirbt. [KD].




42
Emil Nolde
Südliche Abendlandschaft, 1924.
Aquarell
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 91.500

(inkl. Käuferaufgeld)