Auktion: 386 / Moderne Kunst am 10.12.2011 in München Lot 105

 
Adolf Hölzel - Ohne Titel


105
Adolf Hölzel
Ohne Titel, 1920.
Pastell
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 42.700

(inkl. Käuferaufgeld)
Pastell.
Nicht bei Venzmer. Rechts unten signiert. Auf bräunlichem Papier. 49,9 x 34,4 cm (19,6 x 13,5 in), blattgroß.

Wir danken Herrn Dr. Alexander Klee, Wien, für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Sammlung Fischer, Stuttgart, 1948 direkt von der Witwe des Künstlers erworben.

AUSSTELLUNG: Kaleidoskop. Hölzel in der Avantgarde, Kunstmuseum Stuttgart, 11. Juli - 1. November 2009, dort betitelt "Große Komposition" und dort datiert "um 1930", ganzseitige Abb. S. 367.

Am 13. Mai 1853 wird Adolf Hölzel als Sohn eines Buchhändlers und Lithografen im mährischen Olmütz geboren. Schon in jungen Jahren wird er zur Mitarbeit im väterlichen Betrieb herangezogen. 1868 beginnt Hölzel eine Lehre als Schriftsetzer in Gotha und nimmt nebenbei regelmäßig Zeichen- und Malstunden. Von 1872 bis 1873 besucht er die Wiener Akademie als außerordentlicher Schüler; im Anschluss daran absolviert Hölzel den einjährigen freiwilligen Dienst im Heer und spielt nach bestandener Offiziersprüfung sogar mit dem Gedanken, die aktive Offizierslaufbahn einzuschlagen. Schließlich, wenn auch gegen den väterlichen Willen, zur Malerei entschlossen, geht er 1876 nach München, um dort an der Akademie sein Kunststudium fortzusetzen. 1888 übersiedelt Hölzel von München nach Dachau. Dort wird er zum Haupte der Künstlergemeinschaft "Neu-Dachau", der Malerschule um Fritz von Uhde, die überwiegend im Stil des Impressionismus arbeitet. In Dachau unterrichtet Hölzel für kurze Zeit den späteren deutschen Expressionisten Emil Nolde. 1906 wird der Künstler an die Stuttgarter Akademie berufen, bis 1918 hat er dort eine Professur für Malerei inne. Hölzels Frühwerk ist einem impressionistischen Stil verpflichtet, über den er sukzessive zu dekorativen Schwarz-Weiß-Figurationen kommt, bei denen die Form und nicht Farbe oder Duktus zum Ausdrucksträger innerer Erlebnisse wird. Davon ausgehend entwickelt er ungegenständliche flächige Farbuntersuchungen mit sich durchdringenden Spiralen und Kreisen. Hölzel verfasst auch theoretische Schriften, die nicht ohne Auswirkung auf die kommende Künstlergeneration bleiben: Vor allem Johannes Itten und Oskar Schlemmer, spätere Bauhäusler, setzen sich mit Hölzels Schrifttum auseinander. In einer Stuttgarter Ausstellung 1917/18 wird er zusammen mit Johannes Itten, Oskar Schlemmer, Willi Baumeister und Ida Kerkovius unter dem Titel "Hölzel und sein Kreis" der Öffentlichkeit präsentiert.

Ausgehend von der Beschäftigung mit den Glasfenstern und eigenen intensiven Farbstudien folgend, ist Adolf Hölzel zu einer Form der Abstraktion gelangt, die ihm erlaubt, seine Kompositionsgedanken gänzlich in einen Farbkanon flächiger Farbfelder einzubinden. Diese Form der Abstraktion, die sich figuraler Motive bedient, ist eng mit dem Namen Hölzel und seiner Schüler verknüpft. Ihm geht es neben der Gesamtwirkung auch um einen meditativen Charakter, der allen seinen Werken innewohnt, seien sie nun gegenständlich, abstrakt oder frei gestaltet.

In den 1920er Jahren entstehen seine Pastellfolgen, die - neben den Glasfenstern für Sakral- und Profanarchitektur - den Künstler im letzten Lebensjahrzehnt hauptsächlich beschäftigen. 1934 stirbt Adolf Hölzel, einer der wichtigsten Wegbereiter der Modernen Kunst, 81-jährig in Stuttgart. [KH].




105
Adolf Hölzel
Ohne Titel, 1920.
Pastell
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 42.700

(inkl. Käuferaufgeld)