Auktion: 387 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 10.12.2011 in München Lot 274

 
Antonio Calderara - Nr. 2289


274
Antonio Calderara
Nr. 2289, 1972.
Öl
Schätzung:
€ 9.000
Ergebnis:
€ 12.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Kunststoffplatte. In Objektkasten montiert.
Verso nummeriert "13.72" sowie mit dem Atelieretikett des Künstlers, dort signiert und handschriftlich bezeichnet. 27 x 27 cm (10,6 x 10,6 in). [SM].

PROVENIENZ: Galleria Milano (verso mit dem Etikett).
Annely Juda Fine Art, London (verso mit dem Etikett).
Galerie Reckermann, Köln (verso mit dem Stempel).
Galerie Elke Dröscher, Hamburg (verso mit dem Etikett).
Edition E, Dinkelscherben (verso zweifach mit dem Stempel).

Antonio Calderara schreibt sich 1923 für ein Ingenieurstudium am Politechnikum in Mailand ein. Schon im gleichen Jahr werden seine Werke in einer Einzelausstellung präsentiert, weshalb er sich 1925 entschließt, sein Studium zugunsten der Malerei abzubrechen. Als Autodidakt ist Calderara ein experimenteller Maler, der seit den 1930er Jahren in zeitlich kurzer Abfolge verschiedene Stile durchläuft. Neben den Stillleben, die Morandi als Stichwortgeber verraten, bilden die noch dem Impressionismus nahe stehenden Landschaften und Figurenbilder und nicht zuletzt neusachlich aufgefasste Porträts ein Hauptgebiet seines Schaffens. Auf der Suche nach einem endgültigen künstlerischen Ausdruck wird die neblige Landschaft des Orta-Sees, die ihn fasziniert und wo Calderara über Jahrzehnte wohnt, sein favorisiertes Sujet. Einen immer größeren Abstraktionsgrad erreichend, löst sich Calderara in der Reihe der Orta-See-Arbeiten schließlich ganz von Landschaft und Architektur, um sich einer gegenstandslosen Welt zu öffnen, in der das greifbar Reale nur mehr als Erinnerung vorhanden ist. Seinem eigenen Empfinden nach malt der Künstler 1959 sein erstes, rein abstraktes Bild. Von nun an entwickelt er einen Albers nahestehenden, zartfarbigen und abstrakten Stil. In den 1960er und 70er Jahren schafft Calderara so eine Vielzahl meditativer Farbräume von höchster Sensibilität.

In dieser Werkphase entsteht das in unserer Auktion angebotene Bild, das seine einzigartige stille Poesie durch seine Einfachheit in Form und Farbe gewinnt. Die Bildwelt, in die Calderara den Betrachter entführt, ist ausgezeichnet durch ihre sensible, in hellen Blau- und Türkistönen gehaltene Farbigkeit. Für seine geometrische Vorgehensweise, die auch unserer Arbeit ihre ruhige Bildwirkung verleiht, entwickelt der Künstler das Prinzip des "spazio mentale", des "geistigen Raums", in den der Betrachter im Moment der Bildbetrachtung eintritt und dort einen kontemplativen Ort, gleichermaßen dynamisch und statisch, vorfindet.

Bis zu seinem Tod im Jahr 1978 lebt Antonio Calderara abwechselnd in Mailand und in Vaciago am Orta-See. [KP].




274
Antonio Calderara
Nr. 2289, 1972.
Öl
Schätzung:
€ 9.000
Ergebnis:
€ 12.500

(inkl. Käuferaufgeld)