Auktion: 387 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 10.12.2011 in München Lot 340

 
Eberhard Havekost - Benutzeroberfläche 5


340
Eberhard Havekost
Benutzeroberfläche 5, 2001.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 82.960

(inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand.
Verso signiert, datiert und betitelt. 170 x 330 cm (66,9 x 129,9 in).

Wir danken Herrn Ralf Lehmann, Galerie Gebr. Lehmann, Dresden, für die freundliche mündliche Auskunft.

PROVENIENZ: Galerie Gebr. Lehmann, Dresden (mit zwei Stempeln auf dem Keilrahmen).
Anton Kern Gallery, New York.
Lehman Brothers Corporate Art Collection.

AUSSTELLUNG: Karl Schmidt-Rottluff Stipendium 2003, Ausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf, 11.10.-23.11.2003.

Im Anschluss an eine Ausbildung als Steinmetz ist Eberhard Havekost von dem Wunsch getrieben Malerei zu studieren. Die Bewerbung des 28-Jährigen an der Kunsthochschule in Düsseldorf scheitert. So beginnt er 1991 in seiner Heimatstadt Dresden an der Hochschule für Bildende Künste ein Studium der Malerei und wird 1997 zum Meisterschüler unter Ralf Kerbach. Schnell wird der medienscheue Künstler in einem Atemzug mit Daniel Richter, Jonathan Meese und Neo Rauch genannt und zählt heute zu den international gefragtesten deutschen Zeitgenossen. Meist steigt Havekost über Zeitungsfotos, Videos oder eigene Fotografien, die er in einem digitalen Archiv nach bestimmten thematischen Kriterien ordnet, in den malerischen Prozess ein. Seine fertigen Leinwände überzeugen durch eine Metarealität von kalter Sachlichkeit, welcher stets etwas Rätselhaftes innewohnt. Meist ist die ungewöhnliche Wahl des Bildausschnittes, eine zoom-artige Vergrößerung bzw. Dekontextualisierung oder aber auch eine fabliche oder maltechnische Verfremdung für die charakteristische Wirkung von Havekosts Bildfindungen verantwortlich zu machen, welche dem Betrachter eine weitere Wirklichkeitsebene zu erschließen scheinen.

Für seine Bilder wählt Havekost alltägliche und an sich unspektakuläre Motive, die er allerdings in verzerrter Perspektive und mit verfremdeten Proportionen monumental auf die Leinwände bringt. Daher wirken Havekosts Darstellungen - wie auch unser Gemälde "Benutzeroberfläche 5" - vertraut und seltsam ungewohnt zugleich: "Alles auf Havekosts Bildern ist wirklich, aber nichts lässt sich greifen; alles wirkt künstlich und doch bedrückend real" (Thomas Wagner, Eberhard Havekost, Die Erfahrung kommt erst in der Blendung zu sich selbst, in: Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 84, Heft 24, S. 2).

Im Jahr 2010 widmet die Schirn Kunsthalle in Frankfurt Eberhard Havekost eine Einzelausstellung, welche eine neue Werkphase in Havekosts Schaffen dokumentiert. In seinen jüngeren Arbeiten rückt er deutlich näher an das Objekt heran, radikalisiert seine Malerei, bis die Strukturen knorriger Baumrinden oder etwa die Falten eines Sofas dem Betrachter auf den ersten Blick als abstrakte Landschaften entgegentreten. Havekosts Gemälde sind in zahlreichen internationalen Sammlungen in Paris, London, Amsterdam, Zürich, Wolfsburg und Luzern vertreten. [KH].




340
Eberhard Havekost
Benutzeroberfläche 5, 2001.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 82.960

(inkl. Käuferaufgeld)