Auktion: 387 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 10.12.2011 in München Lot 222

 
Fritz Winter - Vertikal 2


222
Fritz Winter
Vertikal 2, 1964.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 51.240

(inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand.
Lohberg 2509. Rechts unten signiert und datiert. Verso nochmals signiert und datiert sowie betitelt. Auf dem Keilrahmen handschriftlich bezeichnet "N 3226" sowie "WK 2509". 90 x 80 cm (35,4 x 31,4 in).
Winters leuchtende Reihenbilder zählen zu den gefragtesten Arbeiten des Künstlers auf dem internationalen Auktionsmarkt. (Quelle: www.artnet.de) .

PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.
Privatsammlung Süddeutschland (Anfang der 1980er Jahre direkt aus dem Nachlass erworben).

AUSSTELLUNG: Zum 60. Geburtstag, Galerie Günther Franke, München 1965, Kat.Nr. 17 (auf dem Keilrahmen mit dem Galerieetikett).
Große Kunstausstellung, Haus der Kunst München, 9.6.--25.9.1966, Kat.Nr. 915 (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).

Fritz Winter wird 1905 in Altenbögge bei Unna geboren. Nach einer Elektrikerlehre und einer sich anschließenden Tätigkeit als Bergmann widmet sich Fritz Winter ab Anfang der 1920er Jahre zunehmend der Malerei und der Zeichenkunst. 1927 bewirbt sich Winter erfolgreich am Bauhaus in Dessau und studiert dort die folgenden drei Jahre unter anderem bei Paul Klee, Wassily Kandinsky, Josef Albers und Oskar Schlemmer. 1928/29 nimmt Winter an der Ausstellung "Junge Bauhausmaler" teil. Zur gleichen Zeit macht der junge Künstler Bekanntschaft mit Ernst Ludwig und Erna Kirchner, bei denen er wiederholt in Davos zu Gast sein wird. Nach seinem Studium unterrichtet Winter an der Pädagogischen Akademie in Halle. 1933 folgt ein Umzug nach München, 1936 ein weiterer nach Dießen am Ammersee. In der Zeit des Nationalsozialismus wird Winters Kunst als "entartet" diffamiert, der Künstler erhält Malverbot. Bereits 1939 als Soldat an die Ostfront eingezogen, wird Winter mehrmals schwer verwundet. Im Zuge eines Erholungsaufenthaltes fertigt er die "Feldskizzen" an, die seine berühmte Werkgruppe "Triebkräfte der Erde" vorbereiten. Fritz Winter gerät kurz vor Kriegsende in russische Gefangenschaft, aus der er erst 1949 entlassen wird. Unmittelbar nach seiner Heimkehr ruft Winter gemeinsam mit anderen Künstlern die Gruppe "ZEN 49" ins Leben und findet schnell Anschluss an die europäische Avantgarde. Im Rückgriff auf seine vom Bauhaus beeinflussten Arbeiten der 1930er Jahre entwickelt der Künstler eine eigene Formensprache, die ihm neben dem Informel eine Sonderstellung zuweist. Ab 1953 ist Winter Gastdozent an der Landeskunstschule Hamburg, zwei Jahre später wird er Professor an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Kassel.

Nach der Betonung des gestischen Malaktes bricht sich im Verlauf der 1960er Jahre die Farbe in Fritz Winters Gemälden immer mehr Bahn und gewinnt zunehmend an Eigenwert. Wie auch bei einem weiteren in der Auktion angebotenen Gemälde Fritz Winters handelt es sich bei dem vorliegenden Bild um eine Arbeit aus dem Umkreis der sogenannten Rechteck- und Reihenbilder, bei denen der Künstler die Farben in sich von der Kontur her auflösenden, dem Rechteck verpflichteten Figurationen auf die Leinwand aufbringt und so - wie in unserem Gemälde - überaus harmonische tonige Farbklänge erzeugt.

Zum 60. Geburtstag 1965 ehrt man den Künstler mit einer großen Werkschau, die in verschiedenen Städten Deutschlands gezeigt wird. Als einer der wichtigsten deutschen Maler der Nachkriegszeit erhält Winter das "Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland" im Jahr 1969. 1970 erfolgt die Emeritierung in Kassel; Winter lebt danach wieder in Dießen. 1975 wird in Ahlen das Fritz-Winter-Haus eröffnet. Fritz Winter verstirbt 1976 und wird posthum mit dem Rubenspreis der Stadt Siegen geehrt. [KP].




222
Fritz Winter
Vertikal 2, 1964.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 51.240

(inkl. Käuferaufgeld)