Auktion: 387 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 10.12.2011 in München Lot 205

 
Günther Uecker - Modell


205
Günther Uecker
Modell, 1967.
Objekt
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 58.560

(inkl. Käuferaufgeld)
Objekt. Nägel, teils durch Plexiglas auf schwarz gefasster Leinwand, auf Holz montiert. Im Objektkasten aus Metall mit Beleuchtung.
Verso auf dem Objekt signiert, datiert und betitelt. 35,5 x 59,3 x 10 cm (13,9 x 23,3 x 3,9 in).
Funktionsfähig. Eines der seltenen kinetischen Lichtobjekte aus den 1960er Jahren.

Wir danken Herrn und Frau Prof. Günther Uecker für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Bernhard Pfau, Düsseldorf.
Privatsammlung Frankreich.

Günther Uecker wird am 13. März 1930 in Wendorf, Mecklenburg, geboren. Seine künstlerische Ausbildung beginnt er 1949 mit dem Studium der Malerei in Wismar. Seine nächste Station ist die Kunstschule in Berlin-Weißensee, dann geht er 1955 nach Düsseldorf. Dort studiert Uecker bei Otto Pankok an der Kunstakademie, wo er seit 1974 bis heute als Lehrer tätig ist. Gegen Ende der 1950er Jahre entstehen dort auch die ersten Nagelbilder. Uecker kommt mit der von Heinz Mack und Otto Piene gegründeten Künstlergruppe "ZERO" in Berührung und wird 1961 Mitglied. "ZERO" plädiert für einen Neuanfang in der Kunst gegen das deutsche Informel. Insbesondere ab 1966, nach der Auflösung von "ZERO" und einer letzten gemeinsamen Ausstellung, setzt Günther Uecker nun Nägel als sein Hauptgestaltungsmittel ein - ein Material, das bis heute im Zentrum seines Schaffens steht. Er beginnt mit der Übernagelung von Möbeln, Musikinstrumenten und Haushaltsgegenständen und entwickelt Serien von Lichtnägeln und kinetischen Nägeln.

Anfang der 1960er Jahre beginnt Uecker sich mit Lichtmedien zu beschäftigen: Er erforscht optische Phänomene, Strukturreihungen und Schwingungsbereiche, die den Betrachter aktiv miteinbeziehen und diesen den visuellen Prozess durch motorische oder manuelle Eingriffs- und Veränderungsmöglichkeiten selbst beeinflussen lassen. Mit Mack und Piene richtet Uecker 1962 im Amsterdamer Stedelijk Museum und im Palais des Beaux Arts in Paris einen "Salon de lumière" ein. Weitere Lichtsalons folgen in Krefeld und Frankfurt. In unserem nicht ausgeführten Modell für das Düsseldorfer Schauspielhaus kombiniert Uecker diese beiden Strömungen: Lichtmedien und Nägel. Er verstärkt die durch Licht und Schatten hervorgerufene rhythmische Dynamik der Nägel durch künstliches Licht, um so eindringlichere Kontraste zu erreichen.

Später bleiben Licht und Strom ein großes Thema, es werden aber auch natürliche Materialien wie Sand und Wasser in Raumkonzepte eingebunden und in einem Zusammenspiel der verschiedenen Elemente zu einem Ereignis von Licht, Raum, Bewegung und Zeit vereint. Günther Ueckers Gesamtwerk umfasst disziplinübergreifend Malerei, Objektkunst, Installationen, aber auch Bühnenbilder und Filme. Er interessiert sich für die osteuropäische Avantgarde der zwanziger und dreißiger Jahre, reist viel, auch mit seinen Studenten, und orientiert sich an asiatischen Kulturen und deren Gedankengut. Sein Werk ist in diversen deutschen Museen und Sammlungen vertreten. Einen Höhepunkt in Ueckers künstlerischem Schaffen bildet der 1998 bis 2000 von ihm gestaltete Andachtsraum im Berliner Reichstagsgebäude. Günther Uecker lebt und arbeitet in Düsseldorf. [SM].




205
Günther Uecker
Modell, 1967.
Objekt
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 58.560

(inkl. Käuferaufgeld)