Auktion: 382 / Alte und Neuere Meister am 27.10.2011 in München Lot 90

 
Jakob Grünenwald - Heimkehr vom Feld


90
Jakob Grünenwald
Heimkehr vom Feld, 1860.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 5.000
Ergebnis:
€ 6.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand
Rechts unten signiert. 62 x 50 cm (24,4 x 19,6 in)

Grünenwald wird 1821 in dem kleinen Dorf Bünzwangen geboren und wächst in der ländlich-bäuerlichen Umgebung der Schwäbischen Alb auf. Nach einer Lithografenlehre in Göppingen arbeitet er zunächst in einer Blechwarenfabrik und dekoriert dort Haushaltsutensilien mit Lackmalerei. 1840 beginnt Grünenwald ein Kunststudium an der Kunstschule in Stuttgart bei Bernhard von Neher und Heinrich von Rustige und wird im nazarenischen Stil zum Historienmaler ausgebildet. Fünf Jahre später führt er als seinen ersten wichtigen Auftrag die Gestaltung des Hochaltars der Stadtkirche in Spaichingen aus. Im Jahre 1853 siedelt Grünenwald nach München über und findet hier unter dem Einfluss der Piloty-Schule zur Genremalerei, die sein Werk von nun an maßgeblich bestimmen wird. In den folgenden Jahren werden seine Gemälde auf zahlreichen Gruppenausstellungen in München, Berlin und Dresden gezeigt. 1863 erhält er den Auftrag für das (heute zerstörte) Fresko „Die Schlacht bei Aidenbach“ im Bayerischen Nationalmuseum München. Gemeinsam mit Ludwig Richter, Carl von Piloty, Moritz von Schwind und anderen illustriert Grünenwald die Volksliedersammlung Georg Scherers (Vgl. Los 125). Ein Höhepunkt seines Erfolges ist die Teilnahme an der Weltausstellung in Paris 1867, bei der er sein Hauptwerk „Nach dem Hagelschlag“ präsentieren kann, das sich heute in der Staatsgalerie in Stuttgart befindet. In dieser Hauptschaffenszeit entstehen weitere wichtige Gemälde: „Mädchen auf dem Felde“, „Heimkehr vom Feld“ und „Kasperletheater“.

In Grünenwalds Werk überwiegen die Darstellungen eines heiteren und idyllischen Landlebens, wie es auch schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eher Wunschvorstellung als Realität war. Vielleicht gerade wegen der zunehmenden Verstädterung und beginnenden Industrialisierung zeigt Grünenwald eine ideelle Einheit von Mensch und Natur, in der die Menschen sich am Rhythmus der Natur orientieren und die Kinder sorglos und vertraut mit Tieren aufwachsen können. Typische und oft wiederholte Elemente seiner Gemälde sind junge Bauernfamilien mit Ziegen und Hunden, die am Ende des Tages heiter und fast unbeschwert von der Ernte oder der Feldarbeit heimkommen. Die eigentliche, mühsame Arbeit wird nur ganz vereinzelt in Grünenwalds Werk thematisiert. Seine in der Münchner Zeit entwickelte koloristische Malweise mit feinen Farbnuancen und nahezu aufgelösten Konturen unterstützen diese Darstellung einer lieblichen und heilen Welt.

1877 kehrt Grünenwald nach Stuttgart zurück und wird Professor der Zeichenklassen an der Kunstakademie. Als Mitglied im Ausschuss des „Vereins für christliche Kunst in der evangelischen Kirche in Württemberg“ fertigt er zahlreiche Entwürfe für Fresken und Glasfenster an. In diesen religiösen Werken greift er den nazarenisch geprägten Malstil seiner frühen Jahre wieder auf. 1896 stirbt Grünenwald in Stuttgart. Im selben Jahr findet posthum die erste Einzelausstellung als Nachlass- und Gedächtnisausstellung in Stuttgart statt. Dort wird erstmals auch seine Landschaftsmalerei gezeigt, die Grünenwald lediglich als Freizeitbeschäftigung während seiner Ferien am Starnberger See betrieb und die bis dahin der Öffentlichkeit unbekannt war. [CB].




90
Jakob Grünenwald
Heimkehr vom Feld, 1860.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 5.000
Ergebnis:
€ 6.250

(inkl. Käuferaufgeld)