Auktion: 381 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 04.06.2011 in München Lot 230

 
Sam Francis - Untitled No. 74 Bern


230
Sam Francis
Untitled No. 74 Bern, 1973.
Gouache
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 58.560

(inkl. Käuferaufgeld)
Gouache, Aquarell und Tusche
Verso signiert, datiert und bezeichnet "Berne". Handschriftlich bezeichnet "Liste 1973, Nr. 61". Auf Aquarellbütten. 35,5 x 50,8 cm (13,9 x 20 in), blattgroß

Die Arbeit ist bei der Samuel L. Francis Foundation, Glendale/Kalifornien, unter den Nummern SF73-058 und SF73-104 registriert und wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis von Debra Burchett-Lere aufgenommen.

PROVENIENZ: Galerie Kornfeld, Bern.
Gimpel Fils Gallery, London.
Sammlung Maurice Cooke.

AUSSTELLUNG: Sam Francis: Werke 1969-1973, Galerie Kornfeld und Cie, Bern 1973, Kat.Nr. 74 (mit Abb.).
Sam Francis: Paintings and Gouaches 1969-1973, Gimpel Fils Gallery, London 1974, Kat.Nr. 74 (mit Abb.) (auf der Rahmenrückwand mit dem Etikett).
Works on paper, Gimpel Fils Gallery, London, Februar/März 1976, Kat.Nr. 16 (auf der Rahmenrückwand mit dem Etikett).

Nach einem Studium der Malerei bei Mark Rothko und Clyfford Still von 1948-50 zieht Sam Francis nach Paris und besucht die dortige "Académie Léger". In Paris findet 1952 auch seine erste Einzelausstellung statt, wo er Künstler des Französischen Informel kennenlernt. Aufgenommen in die Reihe der jungen europäischen Avantgarde, werden seine Bilder nun auf Ausstellungen in Paris, London und Bern gezeigt. Die Teilnahme an der Ausstellung "Twelve Americans" 1956 im New Yorker Museum of Modern Art macht Francis auch in Amerika bekannt. In diese Zeit fällt der stilistische Wechsel von den flächendeckenden Kompositionen in monochromen Werten zu bunten "Farbinseln" auf der weißen Leinwand. Die kalligrafische Eigenart des Farbauftrags und der lyrische Charakter der flüssigen Farbe verbinden Francis mit der Kunst des Ostens, mit der er sich auch auseinandersetzt. 1957 besucht er während einer Weltreise u.a. Indien, Thailand und Japan, seine Werke werden auf Ausstellungen in Tokio und Osaka gezeigt. Der Künstler, der ein rastloses Leben zwischen seinem Pariser Hauptwohnsitz und anderen Metropolen führt, zieht 1962 zurück nach Kalifornien, wo er sich zunächst in Santa Monica, 1963 in Venice ein Atelier einrichtet. In den 1960er Jahren entwickelt Francis eine sehr persönliche Form des spontanen und gestischen Drippings. Mit kreisenden und spritzenden Bewegungen lenkt er die Öl-, Acryl- und Aquarellfarben über die Bildträger. In seinen "Gitterbildern" der 1970er Jahre ist die Bildfläche mit netzartigen Strukturen bedeckt.

Sam Francis zählt zu den amerikanischen Künstlern einer eher lyrisch orientierten Kunst des Abstrakten Expressionismus. Für ihn ist nicht so sehr der momenthafte, psychische Impuls des Action-Painting von Interesse als vielmehr die Poesie der Farbzusammenstellung und -modulation. Er schafft Kompositionen aus Farbflecken, -wolken und -nebeln, die sich lasierend überlagern und umschließen können und bei deren Anordnung ganz deutlich ein ästhetisches Kalkül zum Tragen kommt. "Farbe ist ein Muster, das sich auf der Membran des Geistes abzeichnet" (Sam Francis, in: Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, München 1994, S. 2).

Neben dem Action-Painting, zu dessen bedeutendsten Vertretern Francis zählt, hat er sich auch anderen Techniken wie Lithografie, Radierung und Monotypie zugewandt. Seine Auseinandersetzung mit der Grafik führt Anfang der 1980er Jahre zu reizvollen experimentellen Arbeiten. Ausdrucksstarke mehrteilige Bildkompositionen mit teilweise verfließenden Farben prägen das malerische Werk dieser Jahre. Große Auftragsarbeiten für Wandbilder bestimmen seine letzte künstlerische Schaffensphase. Sam Francis stirbt 1994 in Santa Monica. [SM].




230
Sam Francis
Untitled No. 74 Bern, 1973.
Gouache
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 58.560

(inkl. Käuferaufgeld)