Auktion: 375 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 04.12.2010 in München Lot 120

 
Bernard Schultze - Die große Migof-Blume


120
Bernard Schultze
Die große Migof-Blume, 1983.
Objekt
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 39.040

(inkl. Käuferaufgeld)
Objekt. Öl über Gips, Mull, Papier, Draht und Holz auf Leinwand, auf Keilrahmen aufgezogen
Zweifach signiert und datiert "83". Verso nochmals signiert, datiert "83" und betitelt "Die grosse Migof-Blume". Circa 262 x 162 x 65 cm (103,1 x 63,7 x 25,5 in)

Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis von Frau Dr. Barbara Herrmann, Köln, aufgenommen.

PROVENIENZ: Privatsammlung Deutschland.

LITERATUR: Lothar Romain/Rolf Wedewer, Bernhard Schultze, München 1991, Nr. 133 (mit Farbabb.).

Bernard Schultze wird am 31. Mai in Schneidemühl (Westpreußen) geboren. Nach dem Abitur studiert er von 1934 bis 1939 an den Kunsthochschulen in Berlin und Düsseldorf. 1945 verbrennen beim Angriff auf Berlin alle bis dahin entstandenen Arbeiten. Zwei Jahre später siedelt Schultze nach Frankfurt über, wo ab 1951 seine ersten informellen Bilder entstehen. 1952 ist er an der Ausstellung der von ihm mitbegründeten Künstlergruppe "Quadriga" in der "zimmer galerie franck" in Frankfurt am Main beteiligt. Ziel der Gruppe ist es, sich von Figuration und formalistischer Abstraktion zu lösen und den Anschluss an die internationale Avantgarde von Action Painting und Tachismus zu finden. 1955 heiratet Schultze die Malerin Ursula Bluhm und es entstehen erste Reliefbilder aus verschiedenen, auf der Leinwand angebrachten Materialien. Ab 1957 kreiert Schultze die sogenannten "tabuskris" (tabulae scriptae), die zwischen Malerei und Zeichnung changieren.

Ab den 1960er Jahren entstehen die "Migofs", jene fantastischen Formgebilde, welche fortan die zentrale Rolle in Schultzes Œuvre einnehmen werden. Seit den 1970er Jahren werden seine Gemälde und "Migofs" zunehmend großformatiger bis schließlich in den 1980er Jahren extrem großformatige Schöpfungen, wie die uns vorliegende monumentale "Große Migof-Blume" entstehen, in welcher die amorph zerfaserten, filigran gegliederten Formgebilde weit in den Raum hinaus zu wachsen scheinen. Die in Schultzes Malerei immer schon anwesende zerklüftete, scheinbar formlose Gestalt tritt vor unseren Augen aus der Leinwand heraus und wird damit plötzlich zur fassbaren Figur. In der "Großen Migof-Blume" führt uns Schultze seine Vorstellung einer dreidimensionalen Malerei, die sich als eine wuchernde, verschlingende und damit eigenständige Wirklichkeit darstellt, in überwältigender Präsenz vor Augen.

Schultze gelingt ein beeindruckendes Alterswerk, an dem er bis kurz vor seinem Tod, am 14. April 2005, intensiv arbeitet. Sein Werk ist mit einer Reihe von Preisen ausgezeichnet worden. 1981 wird ihm die Ehre eines Titularprofessors des Landes Nordrhein-Westfalen zuteil, 1984 wird er mit dem Großen Hessischen Kunstpreis ausgezeichnet, 1986 mit dem Lovis Corinth Preis und 1990 mit der Stefan-Lochner-Medaille der Stadt Köln. Seit den achtziger Jahren sind dem Werk des Künstlers bedeutende Ausstellungen gewidmet, so z.B. 1980-81 die umfassende Retrospektive in Düsseldorf, Berlin, Frankfurt und Saarbrücken sowie 1984 die retrospektive Ausstellung von Papierarbeiten in der Albertina Wien und mehreren Museen in Deutschland. In den Jahren 1994 bis 1996 wird eine große Wanderausstellung seiner Werke in Köln, Bologna und Budapest gezeigt. Schultze gehört zu den letzten großen Namen und Wegbereitern der deutschen Nachkriegs-Abstraktion. [JS].




120
Bernard Schultze
Die große Migof-Blume, 1983.
Objekt
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 39.040

(inkl. Käuferaufgeld)