Auktion: 375 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 04.12.2010 in München Lot 134

 
Fritz Koenig - Säulenkaryatide


134
Fritz Koenig
Säulenkaryatide, 1965.
Bronze
Schätzung:
€ 35.000
Ergebnis:
€ 39.040

(inkl. Käuferaufgeld)
Bronze mit brauner Patina
Clarenbach Sk 368. Mit dem Namenszug. Eines von 5 Exemplaren. 212 x 67 x 67 cm (83,4 x 26,3 x 26,3 in)

PROVENIENZ: Privatsammlung New York.
Privatsammlung Süddeutschland.

Fritz Koenig studiert 1946-52 an der Münchner Akademie bei Anton Hiller Bildhauerei - nur unterbrochen durch ein Frankreich-Stipendium im Jahr 1951. Seit den 1950er Jahren erhält Koenig Aufträge für Bauplastiken. Daneben beschäftigt ihn v.a., oft auch in der Kleinplastik, das bildhauerische Problem, mehrfigurige Gruppen in einem Umriss zusammenzuziehen. In der Folge entstehen die ersten sog. "Mengenplastiken". 1957 verbringt Koenig sechs Monate als Stipendiat der Villa Massimo in Rom; in der ewigen Stadt beeindruckt ihn besonders das Motiv der Quadriga. Es folgen internationale Erfolge, so die Teilnahme an der XXIX. Biennale in Venedig 1958 - Koenig erhält den Skulpturpreis des Internationalen Liturgischen Instituts Rom - und 1959 an der documenta II in Kassel. Im selben Jahr zeigt die Galerie Günther Franke in München seine erste Einzelausstellung. Die erste Ausstellung seiner Arbeiten in den USA findet 1961 in der Galerie Staempfli in New York statt. 1964 erfolgt Koenigs Berufung auf den Lehrstuhl für Plastisches Gestalten an der Architektur-Fakultät der Technischen Universität München. Im gleichen Jahr nimmt er an der documenta 3 in Kassel und der XXXII. Biennale in Venedig teil.

Durch die wiederholte Zusammenarbeit mit Architekten an Projekten für Brunnenanlagen und architektonisch gebundenen Arbeiten schärft sich Koenigs Bewusstsein für tektonische und konstruktive Fragen. Er beschäftigt sich mit dem Wechselspiel von Stützen und Lasten innerhalb von Formen. Im klassischen Karyatidenmotiv fand die Verkleidung eines schwer lastenden Gewichts durch eine künstlerisch gestaltete Trägerfigur bereits ihre sinnfällige Formulierung. Koenig übersetzt diese in einen geometrischen Formenkanon von Balken, Würfeln und Stützen, die miteinander durch biomorphe Formenelemente verbunden werden. Koenigs Karyatiden verlieren ihre direkte architektonische Funktion und lösen das traditionelle Bild der antropomorph geformten Stütze durch eine abstrakte Interpretation des tektonischen Prinzips ab.

1967 bis 1971 arbeitet Koenig im Auftrag der Port Authority New York an der "Großen Kugelkaryatide" für die Brunnenanlage des World Trade Center in Manhattan. Schon ab 1969 ist Koenig Mitglied der Akademie der Künste Berlin und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München. 1983 wird das Mahnmal der Bundesrepublik Deutschland im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen errichtet. Es folgen Ausstellungen in der Neuen Pinakothek in München 1988, in der Akademie der Künste Berlin 1989 und in der Galerie Pels-Leusden in Berlin 1992. 1993 übergeben Prof. Fritz und Maria Koenig ihren Besitz an die Stadt Landshut. Koenig erhält im selben Jahr den Bayerischen Maximiliansorden für Kunst und Wissenschaft. 1995 wird das Mahnmal für die Opfer des Terroranschlags der Olympiade 1972 im Münchner Olympiapark aufgestellt. Die Eröffnung des "Skulpturenmuseum im Hofberg" mit der Retrospektive "Fritz Koenig. Skulptur und Zeichnung 1942-1997" kann 1998 gefeiert werden. In Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk dreht der Regisseur Percy Adlon 2001 den Film "Koenigs Kugel. Der deutsche Bildhauer Fritz Koenig im Trümmerfeld von Ground Zero". [SM].




134
Fritz Koenig
Säulenkaryatide, 1965.
Bronze
Schätzung:
€ 35.000
Ergebnis:
€ 39.040

(inkl. Käuferaufgeld)