Auktion: 370 / Alte und Neuere Meister am 29.10.2010 in München Lot 1130

 
Lovis Corinth - Porträt des Herrn Lilienthal


1130
Lovis Corinth
Porträt des Herrn Lilienthal, 1889.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 29.280

(inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand
Berend-Corinth 62. Rechts oben signiert und datiert. 100 x 72 cm (39,3 x 28,3 in)

PROVENIENZ: Alfred Odenheimer, Emmendingen, Baden-Württemberg (mit einem Brief von Charlotte Berend-Corinth an Herrn Alfred Odenheimer vom 6. März 1943, Santa Barbara, Kalifonien).
Privatbesitz Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: Lovis Corinth - Ausstellung von Gemälden und Aquarellen zu seinem Gedächtnis, Nationalgalerie Berlin, Berlin 1926, S. 23, Nr. 20.

Lovis Corinth, mit bürgerlichem Namen Franz Heinrich Louis Corinth, beginnt seine künstlerische Ausbildung an der Kunstakademie Königsberg bei Otto Günther, den er auch auf mehreren Reisen begleitet. 1880 setzt der junge Lovis Corinth mit einer Empfehlung sein Studium in München fort, zunächst bei Franz von Defregger, dann bei Ludwig Löfftz. Arbeiten dieser Frühzeit stehen noch ganz in der Tradition der Münchner Schule. Nach einem kurzen Aufenthalt in Antwerpen zieht es den jungen Künstler 1884 nach Paris, wo er die renommierte Académie Julian besucht und Schüler Fleurys und Bouguereaus wird. Dort widmet sich Lovis Corinth vor allem der Aktmalerei, die fortan einen besonderen Stellenwert in seinem Schaffen einnehmen wird und die er, 1887 kurzzeitig nach Königsberg zurückgekehrt, in den späten 1880er Jahren in Berlin in sichtbaren Entwicklungsstufen fortsetzen wird.

Auch die Porträtmalerei, die sich stilistisch durch eine zunehmend freier werdende und gestalterisch expressivere Entwicklung kennzeichnen lässt, stellt bereits frühzeitig einen wichtigen Aspekt seines künstlerischen Schaffens dar. Die vorliegende frühe Arbeit, die noch in Anklängen dem Naturalismus seiner Lehrer verpflichtet ist, zeigt trotz großbürgerlichem Habitus das sensible Porträt eines Jugendfreundes.

1891 zieht Lovis Corinth erneut nach München, wo er sich langsam etablieren kann und ein Jahr später zu den Gründungsmitgliedern der Münchner Sezession gehört. Es folgen bewegte Schaffensjahre, 1901 der erneute Umzug nach Berlin, wo er Mitglied der Berliner Sezession wird. Berlin bleibt für die kommenden Jahre Heimat des Künstlers. Er gründet eine Familie und zählt bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts neben Max Liebermann zu den gefragtesten Künstlern der Berliner Sezession. 1911 erleidet Lovis Corinth einen Schlaganfall, von dem er sich zwar wieder vollständig erholen kann, jedoch in seinem Schaffen zunächst deutlich zurückgeworfen wird. 1913 erscheint die erste Monographie über den Künstler, der Verleger und Galerist Paul Cassirer veranstaltet im selben Jahr eine erste Retrospektive seiner Werke. 1915 folgt die Ernennung zum Präsidenten der Berliner Sezession. 1918 erwirbt die Familie nach einem Sommeraufenthalt in Urfeld am Walchensee, beeindruckt von der Naturerfahrung, ein dortiges Grundstück. Zwischen 1918 und 1924 verbringt Lovis Corinth fortan immer wieder mehrere Monate in Urfeld, was sich künstlerisch in den bekannten Walchenseelandschaften niederschlägt. Auf einer Reise nach Amsterdam, die der Künstler noch 1925 unternimmt, um die Werke der niederländischen Meister des Goldenen Zeitalters zu studieren, erliegt er den Folgen einer Lungenentzündung. Entwicklungsgeschichtlich gehört Lovis Corinth, der mit seinem umfangreichen Werk in zahlreichen nationalen wie internationalen Museen und Sammlungen vertreten ist, zu einem der beeindruckendsten und wohl wichtigsten Künstlerpersönlichkeiten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. [CM].




1130
Lovis Corinth
Porträt des Herrn Lilienthal, 1889.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 29.280

(inkl. Käuferaufgeld)