Auktion: 369 / Kunst nach 45/ Zeitgenössische Kunst am 12.06.2010 in München Lot 202

 
Rupprecht Geiger - 484/67


202
Rupprecht Geiger
484/67, 1967.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 29.280

(inkl. Käuferaufgeld)

Acryl auf Leinwand
Dornacher/Geiger 459. Auf dem Keilrahmen bezeichnet "105/[?]" sowie mit der Werknummer "484/67".Im Werkverzeichnis ist die Arbeit fälschlicherweise als signiert ("o.re. Lwd. >Geiger<") verzeichnet. 105 x 95 cm (41,3 x 37,4 in)

Wir danken Frau Julia Geiger, München, für die wissenschaftliche Beratung.

PROVENIENZ: Privatsammlung Baden-Württemberg.

AUSSTELLUNG: Rupprecht Geiger. Galerie Heseler, München 1968.

Rupprecht Geiger wird 1908 als einziges Kind des Malers und Grafikers Willi Geiger in München geboren. Seine Kindheit und Jugend verbringt Geiger in München und den Voralpen Oberbayerns. 1924 geht die Familie für ein Jahr nach Spanien, zwei Jahre später tritt er in die Architekturklasse von Eduard Pfeiffer an der Kunstgewerbeschule in München ein. 1935 absolviert Geiger das Schlussexamen als Architekt und verbringt ein halbes Jahr mit seinem Vater in Rom. Fortan arbeitet Geiger in einem Münchner Architekturbüro, bis er 1940 an die Front in Russland eingezogen wird. In dieser Zeit entstehen dunkeltonige Landschaftsaquarelle. 1942 kommt Geiger für kurze Zeit wieder nach Deutschland und beginnt durch Vermittlung seines Vaters als Kriegsmaler in der Ukraine zu arbeiten. Nach Kriegsende kehrt Geiger nach München zurück. 1948 wird sein erstes abstraktes Bild im "Salon des Réalistes Nouvelles" in Paris ausgestellt. Ein Jahr später gründet Geiger zusammen mit Baumeister, Matschinsky-Denninghoff und Winter die Gruppe "ZEN 49". In den fünfziger Jahren findet Geiger, einer der bedeutensten Vertreter der deutschen Farbfeldmalerei, den für ihn kennzeichnenden Stil.

Sind Rupprecht Geigers Kompositionen der 1950er und frühen 1960er Jahre noch aus differenzierten Blau- und Rottönen aufgebaut und von Kreis- und Rechteckformen gleichermaßen beherrscht, so erreicht die Reduktion und Konzentration von Farbe und Form in den späten 1960er Jahren ihren Höhepunkt. Der Kreis als Sinnbild der Konzentration steht fortan im Zentrum von Geigers Schaffen, welcher durch den verstärkten Einsatz von Leuchtfarben, die keinerlei Bezug zur Natur und damit zur Welt des Gegenständlichen mehr aufweisen, zu einem meditativen Farbraum gesteigert wird. Allein aus der in Neongelb umfangenen Kreisform und dem sanften, horizontalen Farbverlauf im unteren Teil der Komposition gewinnt die uns vorliegende Arbeit, die zu den besonders frühen Beispielen dieser zentralen Schaffensphase im Œuvre Geigers zu rechnen ist, ihre so eigene Spannung. Die Mitte bleibt leer, das Auge findet keinen Ruhepunkt, die Wahrnehmung der weißen Negativform wird von der Intensität des umgebenden Gelb überlagert, und doch wird die weiße Form, welche scheinbar schwerelos über der Leinwand zu schweben scheint, zugleich zum Sinnbild der Ruhe.

In den Jahren 1959 bis 1977 nimmt Geiger mehrmals an der documenta in Kassel teil. 1962 gibt er seine Tätigkeit als Architekt ganz auf, um sich ausschließlich der Malerei zu widmen. 1965 wird Geiger als Professor an die Düsseldorfer Akademie berufen; die Professur nimmt er bis 1976 wahr. Seit 1982 ist Geiger Mitglied der Akademie der Schönen Künste in München. 1987 erhält er vom Kulturzentrum Gasteig in München einen Großauftrag für die Skulptur "Gerundetes Blau". 2009 verstirbt der Künstler in München. Mit seinen abstrakten Farbkompositionen ist Rupprecht Geiger einer der Hauptvertreter der Farbfeldmalerei in Deutschland. [JS].




202
Rupprecht Geiger
484/67, 1967.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 29.280

(inkl. Käuferaufgeld)