Auktion: 386 / Moderne Kunst am 10.12.2011 in München Lot 51

 
Hermann Max Pechstein - Reisebilder. Italien - Südsee


51
Hermann Max Pechstein
Reisebilder. Italien - Südsee, 1919.
Lithografie
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 30.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Buch mit 50 Lithografien, davon 13 vom Künstler aquarelliert, sowie lithografiertem Titelblatt, Impressum und Textblatt. Verlegt bei Paul Cassirer, Berlin 1919.
Krüger L 303-357. Alle signiert, zudem im Impressum signiert und nummeriert sowie auf dem Titelblatt vom Künstler bezeichnet und gewidmet "Einzigstes handaquarelliertes Exemplar M. Pechstein for Mr. Lutzeyer (Lutzeier)". Exemplar 330 von insgesamt 810. Als einziges koloriertes Exemplar ein Unikat. Auf Bütten. Blattgröße: je 28 x 36 cm (11 x 14,1 in). Buchgröße: 28,7 x 37 cm (11,3 x 14,6 in).
XV. Werk der Pan-Presse. Mit Fadenbindung in Original-Leineneinband. Auf dem Buchdeckel sowie im Vorsatz mit handaquarellierten Szenen, im vorderen Vorsatz zweifach monogrammiert. Folgende Seiten sind koloriert: L 303 - 308, L 328, L 334, L 335, L 341, L 346, L347, L356.
Der 1909 geborene Sammler Paul Lutzeier lernt während seines "pre-college Bummeljahr" Europa und die Kunst der 1920er Jahre kennen. Doch erst bei seinem zweiten Aufenthalt in der alten Welt am Ende des Zweiten Weltkriegs kann er als Soldat in Berlin Werke der von ihm so geschätzten Künstler kaufen. Während der Berlin-Blockade 1948/49 treffen sich in seiner Villa in Dahlem Künstler wie Max Kaus, Heinz Trökes, Karl Hofer, Hermann Max Pechstein und Karl Schmidt Rottluff mit Kunsthistorikern wie Will Grohmann zum geistigen Austausch. Das hier vorliegende einzige handkolorierte Exemplar der Reisebilder Max Pechsteins ist wohl in dieser Zeit in den Besitz von Paul Lutzeier übergegangen.

Mit einer schriftlichen Bestätigung von Alexander Pechstein vom 7. September 2011.

PROVENIENZ: Lutzeier Collection.
Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: Lutzeier Collection - Detroit Collects Prints & Drawings, The Detroit Institute of Arts, 13.4. - 21.5 1972.

"Mein Lieber, diese paar Federstriche auf dem Lithographiesteine, sollen Ihnen erzählen, wo ich mich 1913 und 1914 herumgetrieben." - mit diesen Worten führt Hermann Max Pechstein in sein Buch "Reisebilder" ein. Die 50 lithografierten Federzeichnungen mit den in leuchtenden Farben aquarellierten Seiten machen unser Buch zu einem einzigartigen Exemplar und laden den Betrachter dazu ein, blätternd die Welt durch die Augen des Künstlers zu entdecken. Darstellungen von Niederfranken (Thüringen) und der Schweiz (Luganer See) folgen Szenen seiner dritten Italienreise. 1913 besucht Pechstein seinen Malerfreund Alexander Gerbig in Florenz. Gemeinsam mit ihm fährt er nach Monterosso al Mare, einem pittoresken Fischerort in den Cinque Terre an der ligurischen Küste. In seinen Erinnerungen beschreibt er diese Tage genau: "Der Stift ruhte nicht, um all dies vielfältige Leben festzuhalten", davon zeugen 26 Seiten in den Reisebildern (zit. nach Max Pechstein - Erinnerungen, herausgegeben von Leopold Reidemeister, Wiesbaden/Stuttgart 1960/1993, S. 54). Aus der Vielzahl der Skizzen entsteht im Winter 1913 auch das heute im Brücke Museum, Berlin, befindliche Gemälde "Fischerboot", das der Künstler zu seinen wichtigsten Arbeiten zählt (a.a.O.).
In 22 Darstellungen führt Pechstein anschließend seine Reise in die Südseee auf die Palau-Inseln dem Betrachter vor. Unser Exemplar ist durch den aquarellierten Zwischentitel noch ergänzt. Das Hauptaugenmerk des Künstlers gilt dabei stets den Menschen im Einklang mit ihrer natürlichen Umgebung.„Ob ich nun die Palauer beim Schnitzen, Fischen, Jagen oder bei der Rast beobachtete, immer hielt mein Zeichenstift ihr geselliges Leben fest. So klar und einfach, wie es war, war auch die Natur, die mich umgab. In ungebrochenen, reinen Farben bot sie sich mir in ebenso einfachen und großen Formen dar [..]“ (a.a.O., S. 66). Pechstein sucht in der Südsee nach einer harmonischen Einheit zwischen Mensch und Natur und hofft das Wesentliche und Ursprüngliche wiederzufinden, das ihm in der modernen europäischen Welt bereits verloren zu sein scheint. Die Begeisterung für „primitive“ Volkskünste und Bräuche teilt er mit den anderen Brücke-Künstlern. Neben Emil Nolde ist Pechstein jedoch der einzige, der sich nicht allein mit Fotos, Literatur und den Ausstellungsstücken der Völkerkundemuseen begnügt, sondern auf weiten Reisen nach neuen künstlerischen Inspirationsquellen und Herausforderungen sucht. [CB/KH].




51
Hermann Max Pechstein
Reisebilder. Italien - Südsee, 1919.
Lithografie
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 30.000

(inkl. Käuferaufgeld)